FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Sonntag, 23. Dezember 2007

Die Hand, die sie füttert...


Abramowitsch, Glazer, Gudmundsson: Der Albtraum der englischen Fußball-Fans hat viele Namen. Neun von 20 Premier-League-Klubs sind bereits in der Hand ausländischer Investoren. Aber ist es denn wirklich so schlimm, besessen zu werden?

Englands Premier League steht vor dem Ausverkauf: von 20 Vereinen befinden sich neun bereits in Privatbesitz, zwei weiteren droht die Übernahme. Die Frage, warum immer mehr Klubs verkauft werden, lässt sich leicht beantworten: Weil es geht. Und zwar relativ einfach. Denn in England existiert keine „50 plus x“-Regel wie in Deutschland.

Diese Regel besagt, dass ein Verein über die Hälfte seiner Anteile selbst besitzen muss. Der Privatbesitz eines Klubs wird auf diese Weise verhindert – noch, denn Reinhard Rauball, der neue Ligapräsident, will bekanntlich alles auf den Prüfstand stellen. Explizit nennt er dabei oben genannte Regelung. Unterstützung erfährt er dabei unter anderem von Hannovers Präsident Martin Kind, einem Vereinspatriarchen alter Schule. Der Hörgeräteproduzent möchte wahrscheinlich lieber heute als morgen sein liebstes Steckenpferd komplett übernehmen. Die Vorteile scheinen klar auf der Hand zu liegen: Durch externes Kapital wird frisches Geld in die Kassen der Klubs gespült, teure Transfers können realisiert werden, und die Bundesliga findet wieder Anschluss an die Konkurrenz aus Spanien, Italien und vor allem England. Gerade England ist nämlich nicht von derartigen Beschränkungen des freien (Fußball-) Markts betroffen. Zwar kann der Verband den Verkauf eines Vereins an bestimmte Personen verhindern, allerdings nur auf Basis von wenig verbindlichen Richtlinien.

Einer dieser Gummiparagraphen besagt etwa, dass der potentielle neue Eigner eine „fähige und anständige Person“ zu sein hat – wie flexibel handhabbar eine solche Einschränkung ist, zeigt sich deutlichst bei Thaksin Shinawatra. Dessen auffälliges Finanzgebaren und Menschenrechtsverletzungen als thailändischer Ministerpräsident stellten keinerlei Hinderungsgrund für die Übernahme Manchester Citys im Juni dieses Jahres dar.

Hobbys: lesen, schwimmen, Chelsea

Damit wird bereits deutlich, dass die Premier League nun mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat. Denn nur, weil es einfach ist, kauft natürlich niemand einen Fußballverein. Hinter jeder Investition stecken bestimmte Motive, die nicht in jedem Fall deutlich zu Tage treten. Die Annahme etwa, dass es nur ums Geld gehe, greift zu kurz, wie allein das Beispiel Roman Abramowitschs zeigt. Er buttert seit 2003 Millionen in den FC Chelsea, ohne auch nur im Ansatz entsprechende Gegenleistungen zu erhalten. Sein einziges Motiv scheint der Spaß an der Sache selbst zu sein – mittlerweile, denn zur Zeit seines Investments war der Russe in Anbetracht des Prozesses gegen den einstigen Ölbaron Chodorkowski darauf bedacht, sein Geld aus Russland abzuziehen. Als Fußballfan leistet er sich nun mit dem Traditionsklub ein Hobby, das seinen finanziellen Möglichkeiten entspricht.

Um ein neues Phänomen handelt sich dabei indes nicht. Schon lange bevor die Ölgelder des Russen das Gesicht der Premier League zu verändern begannen, kauften sich Privatpersonen in Englands Klubs ein.

Zum Beispiel Elton John: Der Popstar übernimmt bereits 1976 den damaligen Viertligisten FC Watford und führt ihn unter Einsatz seiner Musikmillionen bis in die Premier League und ins Finale des FA-Cups. Während Abramowitsch den FC Chelsea als „Vehikel für seine Bekanntheit“ (Jorge Valdano) benutzt, ist Elton John der klassische Mäzen. Aus Liebe zum Fußball fördert er seinen Heimatverein, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten. Im Gegenteil: Als Schwuler im homophoben Fußballgeschäft ist John natürlich eine Reizfigur. Die im Stadion auf ihn angestimmten Spottgesänge („Setz’ dich nicht neben Elton John, der geht dir an den Hintern") nimmt er mit britischem Humor, begrüßt sie sogar, weil er, wie er sagt, nicht als Star behandelt werde. Mittlerweile hat er sich jedoch aus dem Fußballgeschäft zurückgezogen.

Mohammad Al-Fayed dagegen hat andere Motive: Er kauft 1997 Londons ältesten Fußballklub, den FC Fulham. Durch die Investitionen in traditionsreiche britische Institutionen versucht der Harrods-Eigentümer, sich den Zugang zur britischen Upper Class zu erkaufen. Dass man in diese nur hineingeboren werden kann, hat Al-Fayed nie begriffen. Bis heute scheitert er daran, die britische Staatsbürgerschaft zu erlangen.

Wo Geld zu verdienen ist, tummeln sich nicht nur integere Leute


Abramowitschs Einstieg bei Chelsea schlug im traditionsbewussten Königreich dennoch hohe Wellen. Und tatsächlich stellt dieser Vorgang eine Zäsur für den britischen Fußball dar – allerdings nicht, weil ein mit wenig Fußballsachverstand ausgestatteter Ausländer einen Premier-League-Verein übernimmt.

Der Grund für die Zäsur liegt vielmehr in der weltweiten Signalwirkung, die ein Investment eines der reichsten Männer des Planeten hat. Was der Russe unternimmt, muss geradezu zwangsläufig auch von Interesse für seine potentiellen Konkurrenten sein. Selbst wenn der Kauf Chelseas und die von ihm getätigten Investitionen nicht dazu dienen, Gewinne abzuwerfen, machen sie doch in der ganzen Welt deutlich, mit welchen Summen mittlerweile im europäischen Klubfußball hantiert wird. Und wo große Summen im Spiel sind, ist immer auch Geld zu verdienen. Und wo Geld zu verdienen ist, tummeln sich nicht nur integere Leute.

Als erstes reagierte Malcom Glazer, kein russischer, dafür aber ein texanischer Ölmilliardär, dessen Firmenimperium heute unterschiedlichste Branchen umfasst. Der stolze Eigentümer des NFL-Teams Tampa Bay Buccaneers weiß genau, wie man aus einem Sportverein Kapital schlägt. Seit er sich 2004 Manchester United unter den Nagel gerissen hat, klettern Eintritts- und Fanartikelpreise kontinuierlich. Die Proteste der Fanbasis, die in der Gründung eines eigenen Fußballvereins gipfelten, fechten ihn nicht an. Glazer, der seine Söhne im ManU-Vorstand platziert hat, interessiert sich im Gegensatz zu Abramowitsch einen Dreck für Fußball. Ihm geht es einzig und allein um die Maximierung der Gewinnspanne seines Firmenimperiums.

Im Januar des vergangenen Jahres sichert sich der russisch-französische Geschäftmann Alexandre Gaydamak den FC Portsmouth. Dabei wird vermutet, dass er lediglich als Strohmann seines Vaters Arkadi Gaydamak agierte, der seinen Reichtum mit, richtig, Ölgeschäften erwirtschaftete. Aufgrund eines internationalen Haftbefehls wegen zwielichter Waffengeschäfte musste er aus seiner Wahlheimat Frankreich nach Israel fliehen. Dort ist Gaydamak senior im Besitz des Fußballklubs Beitar Jerusalem. Da die FIFA-Regularien den Besitz zweier Vereine verbieten, wurde der Umweg über seinen Sohn notwendig. Bayramak junior aber wird nicht müde zu betonen, dass er sich das Geld für den Kauf von Portsmouth selbst verdient hat.

Fast hat es den Anschein, als wolle der Amerikaner Randy Lerner das im kalten Krieg bewährte „Gleichgewicht der Kräfte“ wahren, als er im September desselben Jahres Aston Villa übernimmt. Im Gegensatz zum Glazer-Clan wird er von den Fans mit Sprechchören gefeiert: „There’s only one Randy Lerner“, schallt es nun regelmäßig durchs Stadionrund. Die Anhängerschaft sehnt sich nach den Erfolgen früherer Zeiten, die mit der zurückhaltenden Investitionspolitik des früheren Vorsitzenden und Mehrheitseigners Doug Ellis nicht zu erreichen waren. Lerner scheint nun der richtige Mann zu sein, hat er doch bereits als Besitzer des NFL-Teams Cleveland Browns seine Erfahrungen gemacht.

Darüber hinaus kann der amerikanische Milliardär, der sein Geld als Investmentanalyst und Sportartikelhersteller verdient, auf persönliche Beziehungen zum britischen Fußball verweisen. In Interviews berichtet der heute 47-jährige Lerner regelmäßig begeistert über seine Studienzeit in Cambridge, wo er bei Aston Villas letztem großen Titelgewinn, dem Europapokal der Landesmeister 1982, mitfieberte. Seine Äußerung, nicht für einen „fast buck“, für das schnelle Geld, an Bord gekommen zu sein, sorgt bei den Fans zusätzlich für gute Stimmung.

Wie schmutzig das Fußballgeschäft auf der Insel mittlerweile auch ablaufen kann, lässt sich wunderbar am Beispiel West Ham United nachvollziehen. Im Winter 2006 übernimmt der ehemalige Keksfabrikant und langjährige Vorsitzende des isländischen Fußballverbandes, Eggert Magnussen, den Verein.

Das Geld für den Deal kommt allerdings von Björgolfur Gudmundsson, der seine Milliarden mit Geschäften in Russland verdiente und bereits wegen Veruntreuung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Zwar verbietet der Ligaverband den Kauf eines Klubs durch einen Vorbestraften, doch gilt diese Regelung erst seit 2004 – und nicht Rückwirkend. Gudmundssons Verurteilung liegt jedoch schon 15 Jahre zurück.

Trojanische Pferde in London

Noch spannender sind allerdings die Abläufe vor der Übernahme durch die Isländer. Da transferierte nämlich der Anglo-Iraner Kia Joorabchian, Chef der nebulösen Spielervermittlungsagentur MSI, die auch den holprigen Transfer von Carlos Alberto zu Werder Bremen abwickelte, die beiden Argentinier Tevez und Mascherano zu West Ham.

Joorabchian, der in Brasilien mittlerweile wegen Geldwäsche per Haftbefehl gesucht wird, soll die beiden Argentinier lediglich als „trojanische Pferde“ bei den „Hammers“ geparkt haben, um so eine geplante Übernahme des Vereins vorzubereiten. Die Fußballgelehrten streiten darüber, wer der Investor hinter Joorabchian war – vermutet werden der im Londoner Exil lebende russische Milliardär und Kreml-Intimfeind Boris Beresowski oder der israelische Immobilienspekulant Eli Papouchado.

Wer es auch war, ihm scheint der Preis zu hoch gewesen zu sein. Mascherano spielt mittlerweile bei Liverpool, Tevez kaufte sich jüngst aus einem Vertrag frei und wechselte zu ManU. West Ham muss nun eine Strafe von über acht Millionen Euro an den Verband zahlen: Die Ligastatuten verbieten nämlich die Einflussnahme einer dritten Partei in Politik oder Leistungsfähigkeit eines Vereins.

Wesentlich geräuschloser verlief da der Verkauf des FC Liverpool an die amerikanischen Geschäftsmänner George Gillet und Tom Hicks im Februar dieses Jahres. Sie kamen dem ebenfalls am Verein interessierten Staatsoberhaupt Dubais, Scheich Muhammad ibn Raschid Al Maktum, zuvor.

Beide Geschäftsleute vertreten die amerikanische Philosophie des Sportmarketings, was bedeutet, dass sportliche Erfolge nur dann zählen, wenn sie mit einem finanziellen Gewinn einhergehen. Ahnung von der Materie haben beide: Gillet, der sein Geld vorrangig im Mediensektor und mit dem Vertrieb von Fleischwaren verdient, ist Besitzer des NHL-Teams Montreal Canadiens.

Sein Kompagnon Hicks hat sein Vermögen durch den Kauf und Verkauf verschiedener Firmen angehäuft und besitzt unter anderem das Baseballteam Texas Rangers, das er 1998 einem Konsortium um George W. Bush abkaufte – und diesen damit zum Multimillionär machte. Er gilt als „Bush-Pioneer“: Die Pioneers sind ein erlesener Zirkel derjenigen, die durch Spenden von weit über 100000 Dollar die Wahlkämpfe des Texaners finanzieren.

Konsequenterweise bezeichnen Gillet und Hicks den FC Liverpool bei ihrem Amtsantritt als „Franchise“ ihres Imperiums. Die Anhänger scheinen ihnen diesen Fauxpas längst verziehen zu haben. Der Grund: Schweigegeld. Die Amerikaner tilgten Liverpools immense Schulden auf einen Schlag.

Im Sommer ist es dann Mike Ashley, der sich Newcastle United unter den Nagel reißt. Auf der Insel gilt er als die britische Antwort auf den späten Howard Hughes, denn er ist ähnlich mythenumrankt wie der legendäre amerikanische Multimillionär. Ashley schottet sein Privatleben komplett ab und gibt keine Interviews, weswegen es sinnlos ist, über die Motive seines Investments zu spekulieren.

Mit der Gründung zahlreicher Sportgeschäfte in und um London erwirtschaftete sich der 44-jährige zu Beginn der achtziger Jahre das Kapital, um in das große Geschäft mit Sportmarken einzusteigen. Knapp 200 Millionen Euro hat er sich nun die „Magpies“ kosten lassen.

Uli Hoeneß nennt den auf der Insel zu beobachtenden Trend die „Russlandisierung“ des Fußballs. Wie der Blick auf die oben beschriebenen Eigentumsverhältnisse jedoch zeigt, ist von einer russsischen Dominanz nichts zu sehen. Und auch die potentiellen Übernahmen deuten nicht auf eine solche Entwicklung hin.

Zwar wird Arsenal London von Gazprom-Generaldirektor und Kreml-Freund Alisher Usmanov umworben, der bereits knapp 21 % der Anteile des Klubs erworben hat. Beim FC Birmingham hingegen ist der ehemalige Herrenfriseur Carso Yeung aus Hong Kong eingestiegen. Der Gas-Tycoon sichert sich im vergangenen Juli für knapp 23 Millionen Euro etwa 30% der Anteile des Klubs. Ob er den Verein übernimmt, lässt er noch offen.

Offen für alle Offerten


Um den FC Everton balgen sich anscheinend ein Konsortium um den Südafrikaner Johann Rupert, der Unterstützung durch seinen Freund, den Miami-Dolphins-Eigner Wayne Huizenga erhält, sowie der amerikanische Geschäftsmann Daniel Williams. An den Blackburn Rovers hingegen soll wiederum Robert Earl interessiert sein, seines Zeichens Gründer der amerikanischen Fast-Food-Kette „Planet Hollywood“.

Fast ein bisschen mitleiderregend erscheinen da die leisen Stimmen der Tottenham Hotspurs und des FC Reading, die sich „offen für alle Offerten“ zeigen.

Nun kann man Hoeneß sicherlich vieles vorwerfen, mit Sicherheit aber nicht, er habe keine Ahnung. Der Bayern-Manager benutzt den Begriff der Russlandisierung als Nebelwerfer, der mehr verdeckt, als dass er erhellt. Er lässt auf diese Weise den Eindruck entstehen, als handele es sich bei den Vorgängen um eine den europäischen Klubfußball von außen angreifende Macht, die uns unser liebstes Spielzeug wegnehmen will.

Tatsächlich jedoch sind die Auswüchse auf der Insel hausgemacht, handelt es sich doch lediglich um eine konsequente Fortsetzung der Kommerzialisierung des Fußballs, an deren Schraube der bayrische Wurstfabrikant jahrelang mitgedreht hat. Nur dreht sich die Schraube mittlerweile auch ohne Hoeneß’ Initiative weiter. So sieht er nun seine Felle in Form des legendären Festgeldkontos davonschwimmen, das sich im Gegensatz zu den nahezu unbegrenzten Finanzmitteln der Investoren wie eine bessere Portokasse ausnimmt.

Dennoch ist Hoeneß’ Ärger nur allzu verständlich, kann ein Klub doch mittlerweile innerhalb kürzester Zeit eine Finanzkraft erlangen, die sich ein FC Bayern über die Jahrzehnte erarbeiten musste. Um noch einmal Jorge Valdano zu zitieren: „Es gibt heute zwei Wege, um als Klub Hauptdarsteller zu werden: Entweder man hat einen Berlusconi, Moratti oder Abramowitsch – oder man führt einen Klub gut.“

Für die Bundesliga indes existiert nur der eine Weg, den der FC Bayern so erfolgreich beschritten hat. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Will sich die Bundesliga mögliche Europapokalsiege mit dem Preis englischer Verhältnisse erkaufen? Oder kann sie damit leben, kleinere Brötchen zu backen? Dass Deutschlands höchste Spielklasse ein Paradies für Investoren ist, dürfte kein großes Geheimnis sein. Relativ ausgeglichene sportliche Kräfteverhältnisse, nahezu schuldenfreie Vereine und eine dank der WM weltweit einmalige Infrastruktur lassen saftige Rendite vermuten. Allein die Tatsache, dass ein russisches Konsortium an einem Verein wie Carl Zeiss Jena interessiert ist, macht die Attraktivität des deutschen Fußballs deutlich.

Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit. Doch Geduld wäre angebracht, um abzuwarten, wie die Entwicklung in England weitergeht. Denn was passiert, wenn die amerikanischen Investoren mit ihren Vereinen zu wenig Geld verdienen? Oder Exzentriker wie Shinawatra, Abramowitsch & Co die Lust an ihrem Spielzeug verlieren? Vielleicht wenden sie sich einfach einem anderen Hobby zu.

Oder aber das Ende der Fahnenstange ist noch längst nicht erreicht. Die schönste Meldung zu diesem Thema kommt aus Argentinien. Das Land hat die Vermarktungsrechte seiner Nationalmannschaft verkauft. An den Russen Viktor Vekselberg.









Revolution an der Graswurzel















20.000 Internetnutzer haben den Verein Ebbsfleet United übernommen. Für 50 Euro Jahresbeitrag können sie bei der Mannschaftsaufstellung mitreden - und nicht nur das. Ein Besuch bei dem kleinen englischen Klub.

Vier Stunden noch bis zum Spiel, und einer ist schon da. Ein älterer Herr in Gummistiefeln stellt Plastikhütchen auf dem Parkplatz vor dem Stadion auf. Er stapft durch den Matsch und watet durch riesige Pfützen. "Hallo, ich bin der Platzwart, kann ich Ihnen helfen?", fragt der freundliche Herr. Was hält er von der Übernahme seines Klubs? "Eine wunderbare Sache", sagt er und lacht. "Ich bin dabei. Jetzt kann ich mitreden bei der Aufstellung des Teams."

Der regenbeständige Platzwart heißt Peter Norton, ist 72 Jahre alt und neuerdings einer der rund 20.000 Eigner des Ebbsfleet United FC. Vergangene Woche übernahm die Internetseite myfootballclub.co.uk den fünftklassigen Fußballklub in der Grafschaft Kent, östlich von London. Per Tastatur und Bildschirm dürfen die weltweit verstreuten Teilhaber künftig über die Geschicke des Fünftligisten mitbestimmen. 50 Euro Jahresbeitrag zahlt jeder von ihnen dafür an den Verein.

Das hier ist die Wirklichkeit

Das Projekt soll ein Zeichen sein gegen den Fußball als großes Geschäft. Gegen die Tycoons und Oligarchen, denen vor allem der Fußball auf der Insel in die Hände fiel. Und es soll beweisen, dass Fans nicht nur nörgeln können, sondern am Ende die besseren Klubfunktionäre sind. Fast wie im digitalen Managerspiel - doch das hier ist die Wirklichkeit.

Inmitten von Schornsteinen und einem Gewirr von Stromleitungen ragen die Flutlichtmasten des Stadions Stonebridge Road auf. Ebbsfleet ist ein Industriegebiet, ein Teil der Gemeinde Northfleet am Südufer der Themse. Die Lampen der Fabriken erleuchten mit dem Flutlicht den dunstigen Abendhimmel. Vor allem Zement wird hier produziert. Hinzu kommen viele kleinere Betriebe: vom Möbelhersteller bis zur Autowerkstatt. Mit seinen Wellblechdächern wirkt das kleine Stadion selbst wie ein Gewerbehof. Drumherum wird gebaut. Eine geschäftige Gegend braucht neue Wohnungen. Die Siedlungen werben aber auch um Pendler aus London. Hier draußen ist es nicht unbedingt schön, aber günstiger als in der überteuerten Haupstadt.

Innerhalb weniger Tage brach die weite Welt über Northfleet und seine 13.000 Einwohner herein. Ganz in der Nähe des Stadions eröffnete "Ebbsfleet International", ein neuer Bahnhof für den Eurostar auf seinen Fahrten zwischen London und Paris. Fast zeitgleich kam die Nachricht von der Übernahme, von Tausenden Fußballfans in Deutschland, Japan und sonstwo auf der Welt, die nun das Sagen haben bei dem Klub, der erst kürzlich seinen Namen von Gravesend & Northfleet FC in Ebbsfleet United änderte und dazu passend den Eurostar zu seinen Sponsoren zählt.

Dem harten Kern der Fans missfiel schon die Umbenennung. Einige Dutzend stehen auch an diesem regnerisch nebligen Abend auf der klapprigen Tribüne hinter einem der Tore. Im Kent Senior Cup geht es gegen Ramsgate, vor ein paar hundert Zuschauern. Wer nach der Übernahme fragt, bekommt Schimpfwörter auf die Klubführung zu hören, von denen "fucking bastards" noch das freundlichste ist. "Schon bei der Umbennennung haben sie uns vor vollendete Tatsachen gestellt", sagt ein Fan im roten Klubtrikot. "Und jetzt das." Seinen Namen will er lieber nicht nennen. "Dieses Experiment kann für uns nach hinten losgehen", sagt ein anderer Fan. "Was ist, wenn die Teilhaber die Lust verlieren?" Vorstandsmitglied Roly Edwards sieht darin kein Problem. "Wir machen keine Schulden", sagt er. "Die Teilhaber wollen kein Geld." Das Risiko sei überschaubar, die bislang eine Million Euro der Teilhaber flössen in den Aufbau einer starken Mannschaft.

"Ich freue mich auf die Herausforderung", sagt der Trainer

Bei diesem Thema sind sich auch die Fans einig: Das mit dem Geld, das sei schon okay. Aber wie sollen Zehntausende gemeinsam ein Team aufstellen? Trainer Liam Daish, einst Profi unter anderem bei Birmingham City und Coventry City, glaubt, damit umgehen zu können. "Ich freue mich auf die Herausforderung, gemeinsam mit so vielen Teilhabern ein Siegerteam aufzubauen", sagt Daish. Er ist sicher, dass es bei der Aufstellung letztlich doch auf ihn ankommt. Dass die Teilhaber seinen Vorschlägen folgen, die er ihnen per Internet zur Abstimmung vorlegt. Dann will Ebbsfleet United möglichst bald in die vierte Liga, die unterste durchgehend professionelle Spielklasse aufsteigen. Schon im Januar soll ein Teil des Geldsegens in Transfers investiert werden. Vielleicht gelingt der Aufstieg dann ja noch in dieser Saison, obwohl Ebbsfleet zurzeit nur Tabellenzehnter ist.

James Appiah freut sich über die neuen Perspektiven seines Lieblingsvereins. Er wohnt in der Nähe und geht seit sieben Jahren zu "The Fleet". Der 42-jährige Fan möchte jetzt auch beim Internet-Projekt dabei sein. Bald will er sich anmelden. Außerdem kann er sich vorstellen, im nächsten Jahr auf seine fast 2000 Euro teure Jahreskarte beim FC Arsenal zu verzichten und lieber für ein paar hundert Euro nur noch zu Ebbsfleet zu gehen. Das wäre genau der gewünschte Effekt dieser digitalen Revolution an der Graswurzel.

Appiah glaubt, dass der englische Fußball mit seinen vielen Fans weltweit ideal ist für ein solches Projekt. "Ich bin in England geboren, meine Familie kommt aus Ghana", sagt James Appiah. "In Ghana sind englische Klubs sehr populär. Und überall sonst in Afrika." Sogar unterklassige englische Vereine seien dort sehr bekannt, weil auch bei ihnen viele Afrikaner oder Briten afrikanischer Abstammung spielten. James Appiahs Sohn Kwesi wird an diesem Abend eingewechselt, beim souveränen 3:1-Sieg gegen Ramsgate. Würde er seinen Sohn als Miteigner dann immer aufstellen? "Wenn er schlecht spielt nicht", sagt James Appiah. "Das habe ich ihm auch schon klar gemacht."

Donnerstag, 13. Dezember 2007

LANDESPOKAL-VIERTELFINALE A-JUGEND


Am Samstag, den 15. Dezember um 14:00 Uhr empfängt der RSV im Viertelfinale des Landespokals (Lotto-Cup) für A-Jugendteams den KSV Holstein Kiel. Die Kieler spielen in der Regionalliga Nord und belegen momentan den 6. Platz. Vielleicht finden ja einige Zuschauer den Weg an den Riemann.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

KREISLIGA vom 09.12.2007


Lübecker SC – Ratzeburger SV 4:1

Das letzte Spiel des Jahres bestritt der RSV beim Tabellenzweiten Lübecker SC 99. Aufgrund der starken Regenschauer der vergangenen Tage konnte das Spiel nicht auf dem Rasenplatz ausgetragen werden. Es wurde also auf dem unbeliebten Grandplatz gespielt. Zu den schwierigen äußeren Bedingungen kamen für den RSV mal wieder personelle Probleme hinzu. Man fuhr lediglich mit zehn Feldspielern und zwei Torhütern in die Hansastadt, wobei unter den Feldspielern auch noch einige Angeschlagene dabei waren.

Die Anfangsphase der Partie war recht ausgeglichen. Die erste Großchance für die Gäste hatte der heute im Sturm aufgestellte Dominik Sprenger. Er konnte den Ball zwar am Torwart vorbeispitzeln, traf dann aber aus sehr spitzem Winkel nur das Außennetz (8.). Besser machte es die Heimelf aus Lübeck. Mit einem platzierten Flachschuss in die linke untere Torwartecke erzielten sie die Führung nach neun Minuten. Nur kurz darauf fiel auch schon das zweite Tor. Einen sehr gut vorgetragener Konter nutzten die Gastgeber zum 2:0 (19.). In der Folge waren die Ratzeburger vollkommen von der Rolle.

Es boten sich noch mehrere Großchancen für den LSC, die Halbzeitführung komfortabler zu gestalten. Es blieb jedoch beim der Zwei-Tore-Vorsprung. Die zweite Hälfte fing so an, wie die erste endete. Die Gastgeber machten Druck und erzielten auch prompt das 3:0 (51.). Der LSC war nun klar überlegen und hatte noch einige sehr gute Torchancen. Folgerichtig fiel dann nach einer Standardsituation auch noch das 4:0 (60.). Zum Ende der Partie schalteten die Lübecker wieder einen Gang zurück. Den Ehrentreffer für den RSV erzielte der beste Ratzeburger am heutigen Tage.

Nach einem von Marc Fischer scharf in den Sechzehner getretenen Freistoß brachte Dominik Sprenger mit vollem Körpereinsatz den Ball über die Linie (80.). Aufgrund einer geschlossen schlechten Mannschaftsleistung verliert der Ratzeburger SV auch in dieser Höhe völlig verdient beim Lübecker SC .

Mittwoch, 5. Dezember 2007

GW Siebenbäumen - Eintacht Groß Grönau 2-1 (1-1)

Dabei hätte es gar nicht so knapp werden müssen. Nach den 18 Toren in den letzten 3 Spielen hätte auch dieses Mal die 6 stehen können. Oder sogar müssen. Doch René Krause, Ralf Topel und Manuel Plähn ließen klarste Gelegenheiten ungenutzt. Zudem taten einige kuriose Schiedsrichterentscheidungen Ihr Übriges.

Das entscheidende Tor zum 2-1 musste dann auch ausgerechnet von einem verteidigenden Grönauer erzielt werden, der vor dem einschussbereiten Ralf Topel den Ball ins eigene Tor spitzelte. Das passierte kurz nach der Pause in der 54. Minute. Zuvor hatte Manuel Plähn in der 30. Minute das erlösende 1-0 erzielt. Der Jubel verhallte jäh, als sich ein versuchter Torschuss des Gegners nur 3 Minuten später als Knaller entpuppte und aus 30 Metern im langen Eck einschlug.

Auf dem schwer bespielbaren Boden war viel Kampf im Spiel, trotzdem wurde auch Fußball gespielt, doch die vielen Chancen und vor allem so einige 100%ige Konter in der zweiten Halbzeit fanden Ihr Ziel nicht. So blieb es bis zum Spielende spannend. Doch es reichte mit "nur" 2 erzielten Treffern für einen verdienten Heimsieg.

GWS: Oberbeck - Goebel, Vahl, Putzier - Jäckel (46.min Schlichting), Plähn (87.min Demir), Starke, Pophal, Schulz - Krause, Topel (78.min David), Tore: 1-0 30.min Plähn, 1-1 33.min, 2-1 54.min Eigentor


KREISLIGA vom 02.12.2007


Ratzeburger SV – Rapid Lübeck 2:1

Nach der 0:3 Niederlage letzte Wochen gegen Möhnsen musste dieses Wochenende unbedingt wieder ein Sieg her. Zu Gast am Riemannsportplatz war der Tabellenletzte SC Rapid Lübeck, die in der gesamten Saison bisher lediglich zwei Siege einfahren konnten. Die Personalnot beim RSV wird aber immer größer. Mit Sven Buse, Lukas Radau und Christian Bronikowski konnten drei Stammkräfte nicht mitwirken. Lars Tesch saß wegen einer Verletzung nur auf der Bank und Oliver Knuth, Marc Fischer, Peter Struck sowie Dominik Sprenger gingen angeschlagen in die Begegnung.

Mit 25-minütiger Verspätung konnte die Partie dann endlich angepfiffen werden, da bis zu dieser Zeit kein Schiedsrichter am Riemann war. In der 10. Minute erkämpfte Maximilian Weigelt sich den Ball kurz hinter dem gegnerischen Sechzehner, schoss den Ball aber freistehend vor dem Torwart ans Außennetz. Kurz darauf hatte Marc Fischer eine gute Gelegenheit die Führung für die Ratzeburger zu erzielen, aber auch im gelang dies nicht. Die nächsten Chancen ergaben sich für Bartosch Zielinski und Sven Kamischke, die aber entweder am Rapid-Schlussmann scheiterten oder neben das Tor köpften. Die klaren Torchancen täuschen aber etwas über den eigentlichen Spielverlauf hinweg, denn in der ersten Halbzeit spielte der Tabellenletzte gut mit und war phasenweise auch die bessere Mannschaft. Einziges Manko der Lübecker war es, dass sie sich keine guten Tormöglichkeiten erspielen konnten.

Die zweite Hälfte begann mit einem Doppelschlag des RSV. Zwei Minuten nach Wiederanpfiff leitet Ulf Hamann mit einem Befreiungsschlag das 1:0 ein. Sein Schuss landete bei Dominik Sprenger, dieser ließ noch zwei Gegenspieler aussteigen und schob dann zur Führung ein. Nur acht Minuten später erzielte Peter Struck mit seinem fünften Saisontor nach Flanke von Mike Kamischke das 2:0. In der Folge zog sich der RSV immer mehr in die eigene Hälfte zurück. Nach einem Ratzeburger Ballverlust in der Vorwärtsbewegung ging es dann ganz schnell. Ein Rapid-Stürmer wurde mit einem schönen Pass gut in Szene gesetzt und konnte allein vorm RSV-Keeper den Anschlusstreffer markieren. Rapid drückte nun auf den Ausgleich, erspielte sich auch einige Torchancen, konnte aber keine verwerten. Auf der anderen Seite boten sich für Mike Kamischke und für Bartosch Zielinski, der heute sicherlich seine beste Saisonleistung ablieferte noch die Gelegenheiten die Partie zu entscheiden, aber auch sie konnten diese nicht nutzen. Der RSV gewinnt also sein fünftes Heimspiel in Folge und hofft somit auf seine Chance auf den rettenden sechsten Tabellenplatz.