FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Dienstag, 16. April 2013

Englische Wochen...




Der Amateurklub FC Guernsey hat 17 Spiele in 29 Tagen

Die Spieler vom britischen Amateurklub FC Guernsey stehen vor echten englischen Wochen. Im April muss der Klub insgesamt 17 Spiele bestreiten. Eine Insel wappnet sich für die stressigsten Tage des Jahres. Doppelbelastung! Über dieses Wort lachen sie sich auf der britischen Kanalinsel Guernsey schon seit geraumer Zeit kaputt. Und wenn in diesen Tagen Profis, Trainer und Manager über die Zweifach-Belastung von Ligafußball und internationalem Wettbewerb ächzen, über zwei Spiele pro Woche jammern und über mangelnde Regenerationszeiten fabulieren, dann kramen sie im 17.000-Einwohner Städtchen Saint Peter Port einfach einen Zettel hervor. Auf dem steht der Spielplan des dortigen Fußballklubs FC Guernsey für den Monat April. Dort stehen 17 Spiele. In 29 Tagen. Doppelbelastung? Lächerlich! Man kann nur ahnen wie viel Geduld die Frauen, Freundinnen und Familien der Guernsey-Spieler in diesem Monat aufbringen müssen, wenn ihre Männer mal wieder keine Zeit haben, um nach Feierabend ins Kino zu gehen oder endlich das undichte Dach zu reparieren. Sie müssen Fußball spielen. In der Combined Counties Football League. Neunte Liga. Ganz unten.

»Als ich das erstes Mal unsere Spielansetzungen für den April gesehen habe, dachte ich: ›Das muss ein Fehler sein‹«, sagte Guernsey Co-Trainer Colin Fallaiz vor einigen Tagen der BBC. Doch es war kein Fehler – und leider auch kein Witz. Und so müssen die Grün-Weißen in den kommenden Tagen nahezu jeden Abend die Töppen schnüren. Weltweit einmalig. Dass der FC Guernsey ein besonderer Klub ist, merkt man bereits auf den ersten Blick. Der erste Vorsitzende des Vereins ist immerhin Guernseys berühmtestes Kind: die Premier-League-Legende Matt Le Tissier. Die Website des Klubs ist zudem professioneller als von so manchem Zweitligisten, die Spiele werden live bei Facebook und Twitter getickert und auch in Sachen Marketing geht der Klubs mordernste Wege: Jeder Spieler hat einen eigenen Privat-Sponsor. Autohäuser, Tankstellen, Möbelgeschäfte – sie alle finanzieren den Amateurklub von der Insel, der erst seit zwei Jahren am regulären Spielbetrieb teilnimmt. Das Problem ist also keinesfalls die Struktur des Vereins und wohl nicht einmal der Umstand, dass der Inselklub zu Auswärtsspielen mit Schiffen und Flugzeugen reisen muss, sondern der eigene Platz. Denn das Footes Lane Stadium ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Drecksloch, das vom Schnee, Regen und Wind der letzten Monate vollkommen  gesetzt wurde. In der Hinrunde ist nahezu jedes Heimspiel des Klubs ausgefallen, zudem kam der Klub in einem Pokalwettbewerb sogar überraschend bis ins Halbfinale. Diese Umstände führten dazu, dass alle Heimspiele nun im April nachgeholt werden müssen. In den 17 Spielen ist der FC Guernsey zehn Mal Gastgeber. Am Wochenende wird ab sofort drei Mal gespielt. Freitag, Samstag, Sonntag. »Was wir da vor uns haben, ist irgendwie beängstigend«, sagt Fallaiz weiter. »Zwei Tage ohne Guernsey-Spiel?«




Die Fans hingegen nehmen die wohl einmalige Situation ihres Klubs mit Humor. Ein Anhänger twitterte etwa:  »Zwei Tage ohne ein Guernsey-Spiel? Ich könnte mir 140 Spiele im April angucken. Los geht's.« Der Klub selbst verkündete jüngst, extra für englischsten aller englischen Wochen einen Ex-Profi aus der Premier League auf die Insel gelockt zu haben. Doch während sich auf dem kleinen Eiland bereits die wundervollsten Namen zugeraunt wurden, war schnell klar, dass es sich um einen Aprilscherz handelte. Trotz der Mehrfachüberlastung peilt der Klub aber nach wie vor den Aufstieg an. Derzeit liegt man auf Platz 6 hat aber auch bis zu 13 Spiele weniger als die Konkurrenz. Immerhin, der Auftakt in den Stressmonat April verlief für den FC Guernsey positiv. Gegen den Tabellennachbarn Windsor gab es am 1. April einen klaren 6:1-Auswärtssieg.  Zudem holte der Klub unter Woche kurzfristig noch sieben neue Spieler in den Kader. Am Wochenende folgen nun die nächsten drei Spiele auf der anstehenden Ochsentour. Und sollte irgendwo tatsächlich die Mär von der Doppelbelastung bemüht werden, dann holen die Jungs aus Guernsey einfach wieder ihre Zettel raus. Auf denen steht: 17 Spiele. In 29 Tagen. Und ganz klein vielleicht auch: Shut the fuck up! (Quelle: 11freunde)