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Mittwoch, 6. Februar 2008

Gedenken an die "Busby Babes"


Die englische Nationalmannschaft läuft mit Trauerflor auf, Sir Bobby Charlton gedenkt still im Stadion, und selbst Manchester City verneigt sich vor dem Erzrivalen United. 50 Jahre nach dem Flugzeugunglück gedenkt ganz England des wohl talentiertesten Teams der englischen Fußballgeschichte, das am 6. Februar 1958 in München durch den Tod von acht Spielern auseinandergerissen wurde. Mit den nach ihrem Trainer benannten "Busby Babes" verlor das Vereinigte Königreich eine Wundermannschaft.

"Es ist einfach eine unglaubliche Tragödie. Wir waren Matt Busbys Familie, alle hatten unglaubliches Talent. Und ich würde jeden hassen, der das einmal vergisst", betont Charlton, damals wie der Rest der Mannschaft kaum älter als 20.

England mit Trauerflor

Der Weltmeister von 1966 weilt heute in Uniteds Stadion Old Trafford, wo zum Zeitpunkt des Unglücks um 15.04 Uhr eine Trauerfeier abgehalten wird. Der englische Fußballverband FA verweigerte zwar eine Schweigeminute vor Fabio Capellos Debüt als Teammanager, doch die Three Lions werden gegen die Schweiz in Wembley zumindest mit Trauerflor auflaufen.

Auch das Stadtderby am Sonntag gegen City wird ganz im Zeichen des "Munich Air Crash" stehen. ManU spielt in eigens angefertigten Retro-Trikots mit den Rückennummern 1 bis 16 ohne Sponsorenaufdruck. Das Dress des Erzrivalen ziert ein schwarzer Rand und die Aufschrift "Manchester Remembers". Die Stadt will und kann die verhängnisvolle Nacht nicht aus ihrem Gedächtnis streichen. Das Unglück sei der "Kennedy-Moment" Manchesters – jeder wisse noch heute genau, was er getan habe, als ihn die Nachricht von dem Unglück 1958 erreichte.

"Haben gelacht, als wir ins Flugzeug stiegen"

Bei heftigem Schneetreiben wollte die Airspeed Ambassador der British European Airlines nach einem Tankstopp in München in Richtung Manchester abheben. Die "Babes" waren gerade in Belgrad durch ein 3:3 gegen Roter Stern ins Halbfinale des Europapokals eingezogen. "Jeder war so glücklich. Wir haben gelacht, als wir ins Flugzeug stiegen", erinnert sich Charlton.

Doch nach zwei abgebrochenen Startversuchen auf der mit Schneematsch bedeckten Rollbahn endete der dritte Anlauf um 15.00 Uhr in der Katastrophe. Der Flieger nahm nicht genug Fahrt für einen erfolgreichen Start auf, war aber auch schon zu schnell, um den Startversuch noch abzubrechen.

Mit Vollgas und eingezogenem Fahrwerk versuchte Kapitän James Thain, ein erfahrener Pilot, die Maschine irgendwie in die Luft zu bekommen. Doch sie hatte bereits den Begrenzungszaun des Flughafens erreicht, durchschlug ihn und traf mit der Tragfläche ein Haus, das Feuer fing. Das Heck der Maschine vom Typ Airspeed traf einen Baum und brach ab. Der Rest des Flugzeugs rutschte noch ein paar Meter über den Schnee, ehe er zum Stillstand kam.

Acht Spieler starben, Sir Matt Busby überlebte schwer verletzt. Zu denen, die dem Tod entkamen, gehörte auch der damals 20-jährige Charlton. Sein Glück war, dass der 25-jährige Tommy Taylor einen vermeintlich sicheren Platz im hinteren Teil der Maschine wollte und mit ihm tauschte. Sir Bobby erlitt lediglich Schnittwunden und einen schweren Schock. Taylor starb.

Kapitän schuldlos

Neben Taylor verloren bei dem Unglück ManU-Kapitän Roger Byrne (28), Eddie Colman (21), Mark Jones (24), David Pegg (22), Billy Whelan (22), Geoff Bent (25) und Duncan Edwards (21) ihr Leben. Außerdem starben drei Klub-Offizielle, acht Journalisten, darunter der ehemalige englische Nationaltorwart Frank Swift, der Co-Pilot, ein Crew-Mitglied und ein Reisebüro-Angestellter.

Über die Ursache des Unglücks wurde lange gerätselt. Die ermittelnden deutschen Behörden hielten zunächst die Eisschicht auf den Tragflächen, die sie bei ihrer Ankunft am Unglücksort vorfanden, für ursächlich. Inzwischen gilt als erwiesen, dass der Schneematsch auf der Startbahn Grund für den fehlgeschlagenen Startversuch war. Kapitän Thain wurde 1969 jedenfalls von jeder Schuld freigesprochen.

"Der Beste, den ich je gesehen habe"

In den Tagen nach der Katastrophe hielt vor allem der Überlebenskampf von Duncan Edwards die Briten in Atem. Edwards war laut Charlton der "ohne Übertreibung beste Spieler, den ich je gesehen habe. Ich war nie so gut wie er."

Zwei Wochen kämpfte der Mittelfeldspieler um sein Leben - vergebens. Bei dem Unglück hatte er viel Blut verloren, nach erneuten inneren Blutungen fiel er am 11. Februar ins Koma. Zehn Tage später erlag er seinen schweren Verletzungen. Der erst 21 Jahre alte Mittelfeldstratege hätte England ein halbes Jahr später zum WM-Titel führen sollen.

Tränen nach dem Triumph

Den Titel holte England erst 1966, mit Charlton. Und zwei Jahre später führte der offensive Mittelfeldmann die inzwischen wieder mit Stars gespickte ManU-Elf 1968 doch noch als erstes englisches Team zum Europapokalsieg.

Aber auch in der Nacht des Triumphs konnte Charlton nicht aufhören, an das Unglück zu denken. Früh verabschiedete sich der Kopf des Teams von der Siegesfeier, zog sich in die Dunkelheit seines Hotelzimmers zurück - und weinte.

Sieg für die Erinnerung

Kürzlich bat Charlton Sir Alex Ferguson, vor dem aktuellen United-Team über die Tragödie sprechen zu dürfen. Eine Stunde lang redete Charlton auf Wayne Rooney und Co. ein.

"Man konnte eine Stecknadel fallen hören", sagte Ferguson danach. Der Schotte ist sich der besonderen Bedeutung der Champions League in diesem Jahr bewusst: "Ein Sieg wäre 50 Jahre danach ein angemessener Tribut für die großartigen Busby Babes."

Gedenken an die "Busby Babes"