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Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Freitag, 19. Dezember 2008

ENGLISCHE FUSSBALLVOKABELN - Hattrick für die Queen

von Philip Oltermann

Fußball ist auf der Insel eine ganz wichtige Sache. Noch wichtiger ist es allerdings, über den Rundledersport zu fabulieren. Doch Obacht: Wer die Fachbegriffe nicht beherrscht, ist ganz schnell draußen. Darum gibt es jetzt den Vokabeltrainer.

Sie sind bekannt für emotionale Fangesänge der Marke "You'll never walk alone" aber auch für Hasstiraden des Kalibers "You're shit and you know you are". Wer einmal im Block der Engländer live Zeuge wird, wie die eigenen Spieler (bevorzugt David Beckham) nach einem verlorenen Elfmeterschießen bei einem großen Turnier beschimpft werden, wünscht sich spätestens zu diesem Zeitpunkt einen Crash-Kurs mit den wichtigsten englischen Fußballvokabeln.

Ein weiterer Einsatzort für die neu erlernten Fachbegriffe ist das Tagesgeschäft als Fan auf der Insel. Wenn etwa ein Trainer wie Coach Sam Allardyce davon im Englischen davon spricht, niemals "bungs" angenommen zu haben, fragt sich der Laie schon, warum Allardyce bestreitet, jemals "Korken" bekommen zu haben. Doch das Wort hat noch eine weitere Bedeutung.


A wie "academic"

"An academic", das ist im normalen englischen Sprachgebrauch jemand, der an einer Universität angestellt ist, ein Akademiker also. Im Munde von Fußball-Kommentatoren wird aus dem Nomen allerdings oft ein Adjektiv. Und wenn John Motson von der BBC sagt, dass das Spiel des sicheren Absteigers Sheffield United gegen die bereits geretteten Wigan Athletics nur noch "academic" sei, will er damit nicht sagen, dass die Spieler auf dem Platz besonders kluge Köpfe sind. Im Fußball bedeutet "academic" unwichtig, irrelevant, höchstens von Interesse für angehende Statistiker.

B wie "bung"

"Sam Allardyce told the BBC that he had never taken, asked for or received a bung", konnte man vergangenes Jahr in der britischen Presse lesen. Ein bisschen hörte sich das so an, als wollte der ehemalige Trainer der Bolton Wanderers, mittlerweile bei Newcastle United, bestreiten, dass er Drogen konsumiert hatte. Nicht so. Bei "bungs" handelt es sich um Schmiergelder zwischen Trainern und Spielerberatern. Ursprünglich ist ein "bung" allerdings ein Korken, der das Loch einer Flasche oder eines Fasses stopft. Wofür es im Deutschen ja eins der schönsten Wörter überhaupt gibt: den "Pfropfen".

B wie "ballistic“

"Ballistic" hingegen ist eins der schönsten englischen Wörter. Hört sich ein bisschen so an wie eine Kreuzung aus "ball" und "artistic": Die Bezeichnung für einen Ballkünstler also! Leider völlig falsch. "To go ballistic" heißt es im Volksmund, wenn einer die Fassung verliert und ausrastet. Alternativen dazu: "to go mental" oder "to go berserk" oder "to go apeshit". Im Fußball, und besonders im englischen, sind solche Gefühlsausbrüche durchaus positiv als Zeichen totaler Hingabe zu werten. In diesem anerkennenden Sinne benutzte auch jener "Sun"-Redakteur das Wort "ballistic", als er im Sommer 2000 die wohl wunderbarste Schlagzeile aller Zeiten entsann. Provinzclub Coledonian Thistle hatte gerade Celtic Glasgow im schottischen Pokal geschlagen, im Fernsehen lief das Musical "Mary Poppins". Darin singt Julie Andrews ein Lied namens "Supercalifragillisticexpialidocious". Moment mal, dachte sich der Herr "Sun"-Redakteur. Am nächsten Morgen stand auf der Sportseite: "Super Caley Go Ballistic, Celtic Are Atrocious".

C wie "clean sheet"

Über einen "clean sheet" freut sich Torhüter Paul Robinson gerne in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Nein, um saubere Bettlaken geht es hier nicht, schon eher um die sprichwörtliche weiße Weste: "to keep a clean sheet" übersetzt sich in etwa wie "hinten muss die Null stehen". Im nordamerikanischen Eishockey wird ein Spiel ohne Gegentreffer für den Torwart als "Shutout" bezeichnet.

D wie "dribbling"

Dribblings kennt jeder, schließlich wird ja auch in der Bundesliga durch Strafräume getrickst. Nur scheint die internationale Popularität des "Dribblings" sich negativ auf den englischen Sprachgebrauch ausgewirkt zu haben. Von "Dribblings" redet keiner mehr, Kommentatorensprache ist präziser geworden: Man redet von "swivels", "stepovers", "swerves", "dummies" oder auch "shimmies". Weiterhin geläufig ist der zweite Sinn des Wortes. "Stop dribbling!" heißt einfach: "Hör auf zu sabbern!".

E wie "early doors"

Bevor er sich durch rassistische Äußerungen selbst ins Abseits brachte, war "Big Ron" Atkinson einer der Größen der Kommentatorengilde – auch deshalb, weil er die englische Sprache stets mit den sinnlosesten Wortkreationen bereicherte. "Early doors" ist pures "Ronglish": "Everton went down early doors when Christiano Ronaldo beat the off-side trap in the third minute" heißt "Everton geriet früh in Rückstand, als Cristiano Ronaldo in der dritten Minute der Abseitsfalle entwischte." Ist doch einfach. Oder? Was murmeln Sie da in der hintersten Reihe? Kann man nicht einfach, "early" sagen? Natürlich. Aber das wäre dann kein formvollendetes "Ronglish".


F wie "fresh air"

Aus Nomen werden im Englischen schnell einmal Verben. Wenn ein Spieler einen Schuss "fresh-aired", dann trifft er leider den Ball nicht und schlägt wahrscheinlich nebenbei noch ein "Luftloch".

G wie "Geoff Hurst"

1966 schoss Geoff (sprich: "Dscheff", nicht "Dsche-off", und erst recht nicht "Goff") Hurst England mit drei Toren gegen Deutschland zu ihrer weiterhin einzigen Weltmeisterschaft. Ob dies ein echter Hattrick war, darüber lässt sich streiten. Aber wieso reden Studenten auf der Insel von einem "Geoff", wenn sie über ihre Abschlussnoten diskutieren? Ganz einfach: Die englische Bestnote ist ein "First", und das reimt sich eben mit "Geoff Hurst". Also: First = Geoff. Die zweitbeste Note ("2:1"), nennt man auch "Attila" oder "Don", denn "Attila the Hunn" und "Don Juan" reimen sich mit "two, one". Und ein "Desmond"? Klar, die Note "2:2", ist nach dem südafrikanischen Bischof Desmond Tutu benannt. Diese Wortspielerei nennt sich "Cockney Rhyming Slang" und stammt eigentlich aus dem Osten Londons, wird aber heutzutage auf der ganzen Insel und auch unter angehenden "academics" praktiziert.

G wie "gift-wrapped"

Jene gutplatzierten Flanken, die der Deutsche gern als "butterweich" bezeichnet, nennt der Engländer "gift-wrapped", also metaphorisch verpackt wie ein schönes Geschenk. So könnte man zum Beispiel folgenden Satz im Radio hören: "Beckham's cross was gift-wrapped – Crouch had to just nod it over the line. And of course the crowd is going ballistic." Beliebte Alternativen sind "gilt-edged" und "gold-embossed".

H wie "hat-trick"

Dass ein Spieler, der drei Tore in einer Halbzeit erzielt, einen "Hattrick"-im deutschen zusammengeschrieben, geschafft hat, das ist allgemein bekannt. Dass die Engländer es mit ihrer Definition nicht so ernst nehmen, und dass es in der Premier League schon zu einem Hattrick reicht, wenn man drei Tore in 90 Minuten schießt, das wissen schon weniger. Woher aber der Ausdruck "Hattrick" stammt, das ist selbst manchem Sprachwissenschaftler ein Rätsel. Einer geläufigen Theorie zufolge kommt das Wort aus den Zeiten Queen Victorias. Wenn ein Zauberer erst ein, dann zwei, und schließlich drei weiße Kaninchen aus seinem Zylinder hervorholte, dann war das sein "Hattrick". Ein "lupenreiner" Hattrick nach deutscher Definition, also drei in einer Halbzeit ohne einen zwischenzeitlichen anderen Torschützen, ist ein "classic hat-trick".

H wie "handbags"

Der "Daily Mirror" berichtete am 27. Juli 2005, dass es bei einem Freundschaftsspiel zu einer Rangelei zwischen David Beckham und seinem Gegenspieler Tokyo Verdy gekommen sei. Die Zeitung zitierte den Star von Real Madrid: "Only handbags, but nothing much". "Es waren nur Handtaschen, sonst nichts". Wie bitte? Prügelte sich der modebewusste Beckham jetzt etwa schon um die neueste Gucci-Kollektion? Möglich, aber unwahrscheinlich. "Handbags" sind im Insel-Slang verbale Auseinandersetzungen oder kleinere Rangeleien auf dem Platz. Der komplette Ausdruck lautet "Handbags at ten paces", was im Deutschen wohl "Handtaschen im Morgengrauen" wäre und bezieht sich auf einen Sketch der Comedy-Truppe Monty Python, in dem sich ältere Damen ihre Schminktäschchen um die Ohren hauen.


I wie "inside ten minutes"


Trainer- und Kommentatorenveteran Ron Atkinson schaffte es immer wieder, seine absurden Wortwendungen in der Umgangssprache der Engländer zu verankern (siehe auch "early doors"). Ein anderes "Ronglish"-Beispiel ist der Ausdruck "inside ten minutes", und schon wieder befasst dieser sich mit der Anfangsphase des Spiels. "Arsenal were pushing for an early lead, but inside ten minutes they found themselves down by one goal". Wieso "Big Ron" diesen Ausdruck lieber benutzte als z.B. "after nine minutes", weiß keiner genau. Trotzdem, und vielleicht gerade deshalb, hört man "inside ten minutes" weiterhin im englischen Fernsehen.


J wie "jumpers-for-goalposts"


Nicht nur beim Fachsimpeln im Pub gehört es sich, die richtigen Vokabeln zu kennen. Auch wer sich mit den Kollegen oder Kommilitonen zum Kicken im Park trifft, will linguistisch versiert sein. "Do you want to meet for a kick-about in Regents Park today?" "Yes. But are there any goals?" "Don't worry. We'll just play jumpers-for-goalposts". "Jumper" ist der in Großbritannien gängige Ausdruck für Pullover. "Jumpers-for-goalposts" heißt deswegen: Komm, wir bauen uns einfach mit unseren Pullovern zwei Pfosten.


K wie "kick-off"


Mit dem "kick-off" am Anstoßkreis fängt jedes Spiel an. Aber vorsicht: Der "kick-off" ist doppeldeutig. Wenn ein Freund Sie aus einem Pub anruft und sagt, "The game is about to kick off", dann können Sie ihm getrost ein unterhaltsames Spiel wünschen. Wenn er aber sagt, "Things are really about to kick off in here", dann rufen Sie lieber die Polizei: Im Pub bricht nämlich gleich eine Schlägerei aus.


L wie "left foot"


Noch so eine ungeschriebene Regel der englischen Mundart. Der linke Fuß kann "verlässlich" ("trusty"), "gelehrt" ("educated"), oder sogar "kultiviert" ("cultured") sein. Der rechte Fuß hingegen verdient sich selten solche Attribute und darf immer nur Fuß sein.


M wie "manager"


Klassischer Anfängerfehler: In England ist der "manager" nicht derjenige, der Spielerkäufe tätigt, sondern der, der die Mannschaft trainiert, sprich: der Trainer. Apropos Trainer: Ein "trainer" ist kein "manager", sondern ein Turnschuh. Alles klar?


N wie "nil"


Wer sagt, dass es im Spiel England gegen Israel immer noch "zero zero" steht, entpuppt sich sofort als nicht-Engländer. Der native speaker sagt "nil nil". Diese Regel hält allerdings wirklich nur beim Nennen von Sportergebnissen. Wenn Sie einem Engländer von Schalke 04 vorschwärmen wollen, dann sagen sie lieber "Schalke Oh Four" anstatt "Schalke Zero Four". Das gleiche gilt für Telefonnummern. Und das Wort "zero" ist in England keineswegs als Amerikanismus verschmäht: Wenn David Beckham sich mal wieder vom Retter zum Versager der Nation gewandelt hat, dann steht in den Zeitungen gewiss "From Hero to Zero".


O wie "opportunities"


Außer "Ronglish" gibt es auch "Svenglish". Zum Erstaunen seiner Kritiker war Englands ehemaliger Cheftrainer Sven Göran Eriksson auch in der Sprache seines adoptierten Heimatlandes erstaunlich eloquent. Nur einen Tick konnte er sich nie abgewöhnen: Anstatt von "Chancen" ("chances") redete Eriksson stets von "Gelegenheiten" ("opportunities"). Neben seinen einsilbigen Spielern wirkte Sven damit eher wie ein Fußballexistentialist als ein Fußballexperte.


P wie "Prawn Sandwich Brigade"


Klassenbewusstsein beherrscht weiterhin die Psyche der englischen Nation – auch im Fußballstadion. Früher war es jedoch einfacher, zwischen den beiden Schichten zu unterscheiden: Unten auf den "terraces" standen die Arbeiter, und oben, in den "executive lounges" saßen die reichen Bonzen. Seitdem es in den Stadien der Premier League keine Stehplätze mehr gibt, wird der soziale Status im Volksmund kulinarisch definiert. Der Normalo-Fan isst in der Halbzeitpause eine "Pie", eine Blätterteigpastete mit Hackfleisch, während das solventere Publikum lieber einen Sandwich mit Krabbensalat vertilgt. Die "Prawn Sandwich Brigade" ist eine Wortkreation des ehemaligen ManU-Rüpels Roy Keane, der sich nach einem laschen 1:0 gegen Dynamo Kiew im Winter 2000 über die fehlende Unterstützung der "corporate fans" beschwerte.


R wie "rabbit in the headlights"


Wenn ein Spieler wie eine Salzsäule erstarrt oder wie angewurzelt stehenbleibt, dann sagt man: "He’s like a rabbit caught in the headlights". Gekonnt platzierte Wortbilder wie diese beeindrucken jeden Briten – doch solllte man seine Metaphern in Zaum halten. Sonst fabriziert man noch solche "mixed metaphors", wie sie Fernsehkommentator George Hamilton einst erspann: "Real Madrid ist wie ein Hase im Scheinwerferlicht von Manchester Uniteds Attacke. Allerdings trägt dieser Hase eine Ritterrüstung in der Form von zwei wertvollen Auswärtstoren."


S wie "sitter"


Eine hundertprozentige Chance nennt man einen "sitter". Nicht klar ist, ob diese so heißt, weil der Ball eigentlich fest im Tor hätte sitzen müssen, oder weil man selbst diesen Treffer wohl auch im Sitzen erzielt hätte. Schöner noch als "to miss a sitter" ist "to scuff a sitter": eine Hundertprozentige "verschrammeln".



S wie "screamer"


"Mosside Boyd By Screamer" lautete eine Überschrift im "Daily Mirror" am 17.10.2006. Was heißt das? Der Artikel berichtete von einem Spiel in der irischen Liga, welches der Club Mosside 2:1 gegen Derriaghy Village gewonnen hatte. Der Schütze des 2:1 hieß mit Nachnamen Boyd, worin der Redakteur ein Sinnbild des Spiels sah: Der Treffer von Boyd war wie eine Boje ("buoy" - Verb: "buoyed" das "u" spricht man nicht mit), die das Team nach einem frühen Rückstand wieder nach oben trieb. Und der "Screamer"? Man nimmt an, dass der gute Herr Boyd sich nach dem Tor einmal richtig die Seele aus dem Leib geschriehen hat. Stimmt aber nicht. Ein "screamer" ist ein strammer Schuss, ein Strich, eine Rakete – benannt nach dem schrill schreienden Geräusch einer Haubitze ("Howitzer"). Verwechseln Sie jedoch bitte weder den "screamer" noch die "Howitzer" mit dem "howler". Ein "howler" ist kein fulminantes Tor, sondern eine versemmelte Hunderprozentige (siehe "sitter"). Manchmal ist die englische Sprache wirklich zum Heulen.


T wie "tapping up"


Der Ausdruck "to tap up" ist eine relativ neue Bereicherung des englischen Fußballwortschatzes. Er bezeichnet jenen Vorgang, wobei ein Spieler oder sein Agent ohne Mitwissen seines derzeitigen Arbeitgebers Kontake mit einem neuen Club knüpft. Populär wurde der Ausdruck vor allem während des Skandals um den damaligen England- und Arsenal-Verteidiger Ashley Cole, "who was tapped-up by Chelsea". Ein "tap" ist ein Wasserhahn, "to tap somebody for cash" heisst, sich etwas Geld zu pumpen. "Tapping" kann auch "anklopfen" heissen. Da beim "tapping up" immer eine Menge Geld und ein paar Holzköpfe mit im Spiel sind, befindet sich der Sinn dieser neuen Kreation wohl irgendwo in der Mitte.


T wie "Tinkerman"


Ob der Chefetage von Juventus Turin bewusst ist, dass sie mit Claudio Ranieri einen "Tinkerman" als neuen Trainer verpflichtet haben? So nannte man Ranieri auf jeden Fall während seiner Zeit bei Chelsea London. Ein "Kesselflicker" im wahren Sinne des Wortes war Ranieri zwar nicht, dafür bastelte der grauhaarige Italiener fast vor jedem Match an einer komplett neuen Mannschaftsaufstellung: "Ranieri likes to tinker with the team-sheet".


T wie "telegraph a pass"

Die konservativste seriöse Tageszeitung auf der Insel ist der "Daily Telegraph". Wenn ein Reporter jedoch auf der Sportseite des "Telegraphs" schreibt, dass Steven Gerrard in einer aussichtsreichen Position seinen Pass "telegraphiert" hat, dann verweist er damit weder auf seine eigene Publikation, noch will er sagen dass der Pass so hoch und weit wie ein Telegraphenmast flog. "To telegraph a pass" heisst, einen Pass so offensichtlich und unkreativ zu spielen, dass er leicht von der Abwehr abgefangen werden kann. Da hätte Steven Gerrard auch gleich ein Telegramm an den Verteidiger schicken können.


W wie "winker"


Zum Abschluss ein Schimpfwort. Wenn englische Fans "The referee’s a wanker" singen, dann kommentieren sie nicht des Schiris unsicheren, wankenden Gang, sondern unterstellen ihm, dass er eine Vorliebe für die Masturbation pflegt. "To wink" heisst eigentlich ganz unschuldig "zwinkern". Als Wayne Rooney allerdings im Viertelfinale der WM 2006 vom Platz gestellt wurde, und sein ManU-Teamkamerad Christiano Ronaldo hinterlistig seinem Trainer zuzwinkerte, war dem Schlussredakteur der "Sun" der Unterschied zwischen den beiden Wörtern egal. Über einem Bild von Ronaldo stand am nächsten Tag: "What a winker". Ein Jahr nach dieser Überschrift hat sich der junge Portugiese wieder ins Herz der Briten gespielt. Anstatt vom "little winker" schreibt die Boulevardpresse nur noch liebevoll von "Ron".


ZUR PERSON

Philip Oltermann, Jahrgang 1981, ist vor den Toren Hamburgs aufgewachsen, lebt aber seit rund zehn Jahren in England. Dort Schulabschluss und Studium in Oxford und London. Zurzeit freier Journalist und Literaturkritiker, unter anderem für "The Times", "The Independent", "The Guardian" und "Prospect". In der Nacht vor dem 1:5 in München geträumt: Deutschland gewinnt 3:0 gegen England, Gerald Asamoah schießt alle drei Tore.