FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Freitag, 6. März 2009


Und als er im Endspiel um das »Charity Shield« den FC Liverpool mit hochgeklapptem Kragen und einem Hattrick zur Strecke brachte, begannen die Fans an der Elland Road, jenen Schlachtruf anzustimmen, der all das Entzücken ballte: »Ooh! Aah! Cantona!« In der nächsten Saison besang man ihn schon im Old Trafford. Auf Anhieb gewann Eric Cantona auch mit Manchester United die Meisterschaft und war damit der erste Spieler in der Geschichte des englischen Fußballs, dem dies in zwei aufeinander folgenden Spielzeiten mit verschiedenen Teams gelungen war. Da es überdies der erste Triumph für ManU seit 26 Jahren war, hoben die Fans ihn auf den Sockel, der seit dem Abtritt von George Best verwaist gewesen war. Oder sprang Cantona von selbst hinauf? Er klappte den Kragen hoch, und es war ihm ein Leichtes, die neue Integrationsfigur zu sein. Der junge Roy Keane wuchs an ihm, und es nimmt nicht Wunder, dass auch er ein Spieler wurde, den man nur lieben oder hassen kann. Zusammen errangen sie auch 1994 die Meisterschaft. Cantona schoss 18 Tore in dieser Saison, und beim 4:0-Sieg über den FC Chelsea im FA-Cup-Finale hämmerte er zwei Elfmeter mit einer derartigen Kaltblütigkeit in die Maschen, dass Gegner wie Mannschaftskameraden in Ehrfurcht erstarrten. Alle zusammen wählten sie ihn zum Spieler des Jahres.

Doch auch in Manchester schlug er über die Stränge: Bei einem Auswärtsspiel bei seinem Ex-Club Leeds bespuckte er einen Fan, in Istanbul schnitt er erst dem Unparteiischen die Ehre ab und prügelte sich dann mit der türkischen Polizei. Als er im letzten Qualifikationsspiel zur WM 1994 mit der französischen Nationalmannschaft daheim in Paris mit 2:3 verlor und ausschied, versetzte er in den Katakomben einem Journalisten, der ihn nach seine Gefühlen gefragt hatte, einen solchen Schwinger, dass dieser K.o. ging. Es wird erzählt, dass er sogar seinem Mannschaftskollegen David Ginola zu Leibe rückte, dem er die Schuld am entscheidenden Gegentor gab. Vielleicht hatte er geahnt, dass es seine letzte Chance gewesen war, an einem großen Turnier teilzunehmen. Seinen 43 Länderspielen folgte kein weiteres. Beim Triumph der Equipe Tricolore um seinen Antipoden Zinedine Zidane 1998 war der König nur noch Zuschauer. In Anbetracht der Genialität und des Wahnsinns, des Erfolgs und der Tragik dieses zornigen Mannes schien seine Geschichte kaum noch steigerbar zu sein.