FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Montag, 11. Januar 2010


11. APRIL | 25. APRIL 1979: Halbfinale vs. 1. FC Köln


Stuart Astill: In Nottingham regnete es in Strömen, der Platz im City Ground war ein einziger Sumpf. Köln ging 2:0 in Führung, durch Tore von van Gool und Dieter Müller. Garry Birtles und Ian Bowyer glichen wieder aus. Dann folgte das Tor, von dem John Robertson noch heute jedes Mal spricht, wenn ich ihn treffe. Es war nämlich das einzige Kopfballtor, das er je erzielt hat. Auf jeden Fall waren wir ab der 62. Minute wieder in Führung. Aus einem 0:2-Rückstand hatten wir eine 3:2-Führung gemacht. Doch dann kam der Japaner Yasuhiko Okudera, der eine Minute nach seiner Einwechslung in der 81. Minute den 3:3-Endstand herstellte. An die Schlagzeile des nächsten Tages erinnere ich mich noch genau: »Japanese Sub Sinks Forest« (engl. Sub = 1. Substitute/Ersatzspieler, 2. Submarine/U-Boot)


Als wir zwei Wochen später nach Deutschland kamen, waren die Kölner wegen ihrer drei Auswärtstore vollkommen siegessicher. Vor dem Müngersdorfer Stadion wurden sogar schon Werbeprospekte für das Finale verteilt: »Besuchen Sie das Spiel 1. FC Köln gegen Malmö oder Austria Wien in München!« Die Reise dorthin konnte man schon buchen. Auch die meisten Experten setzten keinen Pfifferling mehr auf uns. Peter Taylor war es, der sagte: »Schreibt uns nicht zu früh ab.« Als Ian Bowyer dann in der 65. Minute das 1:0 für uns schoss, war noch unglaublich viel Zeit übrig. Die längsten 25 Minuten meines Lebens! Ein Freund von mir hielt diese Spannung nicht aus. Er verließ das Stadion und machte einen Spaziergang. Köln startete einen Angriff nach dem anderen, das war zuviel für ihn. Aber unsere Defensive hielt stand. Larry Lloyd und Kenny Burns waren fantastisch, da kam keiner durch. Sie spielten nie foul, waren aber sehr hart. Und hinter ihnen stand noch Peter Shilton im Tor. Ich war unglaublich stolz, als endlich der Schlusspfiff ertönte und unser 1:0-Sieg feststand. Es war die Brillanz von Brian Clough und Peter Taylor, die so etwas möglich machen konnte, obwohl die Kölner sich sicher gewesen waren, dass sie eigentlich schon im Finale stehen. Angeblich hatten die beiden gewusst, dass Hennes Weisweiler, der Kölner Trainer, ein konservativer Mensch war und auf Ergebnissicherung spielen würde. Das haben sie ausgenutzt. Und wie! Forest stand im Endspiel! Nottingham Forest! Wir!


Tony Woodcock: »Ach, die können gar nichts!«, sagte Clough vor dem Rückspiel in Köln – dabei hatten wir beim 3:3 zuhause superschlecht gespielt. »Guckt euch nur mal den Keeper an, diesen Schumacher«, ätzte Taylor, der selbst Torwart gewesen war. »Der hält nichts. Der faustet nur, als wollte er den Ball erschlagen. Schießt aus allen Lagen, Jungs!« Dazu tranken wir alle ein Glas Champagner. Danach gingen wir noch am Rhein spazieren, ganz locker. Vor dem Anpfiff sagte Clough dann noch: »Zur Halbzeit wird es 0:0 stehen, dann machen wir unser Tor, wir bringen das Ding nach Hause, wir stehen im Endspiel.« Und genau so kam es, wie so oft. Clough muss ein Hellseher gewesen sein. Hinterher sagten die Kölner Hotelangestellten zu uns: »Wegen euch haben wir eine Menge Kohle verloren. Wir haben auf den FC gewettet. Ihr taucht hier auf, trainiert nicht, geht nur spazieren – und gewinnt das Spiel!«