FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Montag, 11. Januar 2010


7. MÄRZ | 21. MÄRZ 1979: Viertelfinale vs. Grasshopper Zürich


Stuart Astill: Ob die Blase nun doch platzen würde? Zunächst sah es so aus: Zürichs Mittelstürmer Claudio Sulser, der schon Real Madrid mit drei Toren im Alleingang ausgeschaltet hatte, schoss auch gegen uns das 1:0. Aber die Jungs kämpften wie die Tiere und konnten die Partie noch drehen: 4:1 für uns! Damit war ich mir schon vor dem Rückspiel in Zürich sicher, dass wir weiterkommen würden. Und so kam es auch: Zürich ging zwar wieder durch diesen lästigen Sulser in Führung, Martin O’Neill glich aber nur vier Minuten später aus. Das reichte.Für Brian Clough war das Weiterkommen ein Geburtstagsgeschenk, denn an dem Tag wurde er 44. Ich hatte ihm vor dem Spiel gratuliert. Wir kannten uns persönlich, seit er mich einmal beim Treffen des Fan-Komitees angesprochen hatte: »Ich habe Sie bei vielen Auswärtsspielen gesehen. Ich weiß, dass Sie ein echter Fan sind.« Er kam mit an den Tisch, an dem ich mit einem Freund saß und unterhielt sich mit uns. Es war schon weit nach Mitternacht, als Brian Clough auf die Uhr sah: »Was? Schon so spät? Ich bin heute morgen um neun aus dem Haus gegangen! Barbara (seine Frau, die Red.) wird denken, dass ich bei einer anderen bin.« Damit verabschiedete er sich, und auch wir brachen kurz danach auf.


Wenig später kamen mein Freund und ich auf dem Heimweg durch die Ortschaft Wollaton. Es war absolut nichts los, aber plötzlich stand dort ein Auto, alle Türen waren offen, der Motor lief noch und mein Freund sagte: »Ist das nicht Cloughies Auto?« Ich antwortete: »Meine Güte, ja!« Also hielten wir an, um zu sehen, was los war. Auf der Rückbank saß ein junger Kerl, vielleicht 14 Jahre alt. Wir fragten ihn, wo der Besitzer des Autos sei, und er deutete auf eine Hecke. Wir stiegen hindurch, und da sahen wir plötzlich Brian Clough auf einem Feld. »Was ist denn hier los?«, wollten wir wissen, und er erzählte, dass er eben zwei Jungs entdeckt habe, die aus dem benachbarten Kinderheim abgehauen seien. Den einen, der im Auto saß, hatte er einfangen können, der andere war durch die Hecke gesprungen. Wir boten unsere Hilfe an, aber er meinte nur: »Fahrt nach Hause, ihr Zwei! Ich finde den schon.« Am nächsten Tag hatten wir ein Auswärtsspiel – und wer saß in der ersten Reihe, als der Mannschaftsbus vorfuhr? Die zwei jungen Burschen, die Clough am Vorabend eingefangen hatte. Er hatte sie mit zum Spiel genommen.


So war er. Er konnte sehr streng sein, wenn er schlechte Laune hatte. Aber wenn er gut gestimmt war, war er die Freundlichkeit in Person. Einmal ließ er den Fahrer auf dem Weg zu einem Auswärtsspiel anhalten. Er hatte ein Haus mit einem wundervollen Garten gesehen, alles war voller Rosen und anderer Blumen. Clough klopfte zweimal an die Tür, aber es war niemand zu Hause. Und was machte er? Er ging herum und stellte Blumensträuße zusammen. Rosen, Narzissen, alles, was ihm gefiel. Als er mit dem Pflücken fertig war, gab er jedem seiner Spieler einen Strauß für seine Frau und schob noch eine 10-Pfund-Note unter der Tür durch.


Tony Woodcock: 4:1 im Hinspiel, was sollte da noch anbrennen? Bei den Grasshoppers holten wir ein 1:1 und waren weiter. Aber es war ein schnödes Spiel, wir waren blass geblieben. Das gefiel Brian Clough gar nicht, er war angefressen und verbot uns, abends in Zürich noch auf die Pauke zu hauen. Ein paar Jungs und ich setzten uns darüber hinweg, wir waren ja schließlich ins Halbfinale eingezogen. Aber so richtig funktioniert hat es nicht. Wir saßen die ganze Zeit nur verdruckst rum und hatten ein furchtbar schlechtes Gewissen.