FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Freitag, 11. März 2011


Kenny Dalglish kennt sich aus mit Stadion-Katastrophen. Wer ihm Böses will, der könnte gar behaupten, der 1,73 Meter große Mann mit dem freundlichen Gesicht und den tief liegenden Augen, würden die Tragödien magisch anziehen. Als 1971 beim »Old Firm« zwischen Celtic Glasgow und den Rangers ein Teil der Tribüne zusammenbricht und 66 Menschen in den Tod reißt, sitzt Kenny Dalglish auf der Ersatzbank. 1985, bei der Tragödie von Heysel, als 39 Fans von Juventus Turin nach Ausschreitungen im Brüsseler Heysel-Stadion sterben, ist Dalglish einer von 22 Spielern, die nichtsahnend ein Europapokal-Endspiel bestreiten, das niemals hätte stattfinden dürfen. Und als am 15. April 1989 das FA-Cup-Halbfinale zwischen Nottingham Forest und dem FC Liverpool im Sheffielder Hillsborough-Stadion angepfiffen wird, steht Kenny Dalglish hilflos an der Seitenlinie und muss mit ansehen, wie die kritische Situation im Leppings Lane End außer Kontrolle gerät.

Was die Lage für Liverpools Trainer nur noch schlimmer macht: Sein warnender Hinweis, das Halbfinale erst später beginnen zu lassen, ist von den Verantwortlichen und der Polizei einfach überhört worden. Tausende Liverpool-Fans stehen wenige Minuten vor Spielbeginn noch im Stau, die Situation im bereits völlig überfüllten Stadion wird durch die ins Stadioninnere hetzenden Fans immer schlimmer. Als die ersten Hilfeschreie auf der Tribüne zu hören sind, lässt sich Dalglish das Mikrophon geben und fordert die Fans per Stadionlautsprecher auf, sich ruhig zu verhalten. Vergeblich versucht er Nottingham-Trainer Brian Clough dazu zu überreden, ebenfalls ein paar beruhigende Worte zu sagen. Clough bleibt einfach sitzen. Das Spiel beginnt. Und ein pünktlich angepfiffenes FA-Cup-Halbfinale kostet 96 Menschen das Leben. 766 Menschen werden zum Teil schwer verletzt.

Erst 20 Jahre später bricht Kenny Dalglish sein Schweigen. Am Jahrestag der Katastrophe spricht er vom Respekt, dem der FC Liverpool den Opfern bis heute zollt, von den Fehlern der Polizei – und von einer Begegnung mit dem damals 20-jährigen Fan Sean Luckett ein Tag nach dem furchtbaren Tag von Hillsborough. »Man führte mich an das Krankenbett von Sean, er lag im Koma. Der Arzt sagt: ´Sean, hier ist Kenny Dalglish, um mit dir zu sprechen. Kenny Dalglish!´ Ich trat an Seans Bett heran: ´Hallo Sean, ich weiß, dass du es schaffen wirst.´ Der Junge öffnete seine Augen und seine Mutter brach in Tränen aus. Sean war wieder bei uns. Es war ein Wunder.«