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Donnerstag, 23. Juni 2011

Skandal um Hamburgs Pokalsieger: Wer erpresst wen?




Es ist der Traum für jeden Amateur-Kicker: Einmal gegen echte Profis spielen! Die Mannschaft des Hamburger Landesligisten Eimsbütteler TV hat sich diesen Traum erfüllt. Doch nun wird der tolle Erfolg zum Albtraum – für den Verein und die Spieler.

Was ist passiert? Am 1. Juni besiegte der ETV im Finale des Hamburger Pokalwettbewerbes den SC Vorwärts / Wacker 04 Billstedt mit 1:0. In der ersten Runde des DFB-Pokals wurde ihnen Greuther Fürth zugelost. So weit, so gut – doch wer am letzten Juli-Wochenende gegen den Zweitligisten auflaufen soll, steht derzeit in den Sternen. Die komplette erste Mannschaft inklusive des Trainerstabs ist geschlossen zum 30. Juni aus dem Verein ausgetreten. Es geht natürlich ums Geld. Aufsichtsrat und Vorstand des ETV hatten sich auf eine Teilung der bereits feststehenden Pokal-Einnahmen in Höhe von rund 110.000 Euro geeinigt: 50 Prozent an die Fußballabteilung, 50 Prozent zur Finanzierung eines geplanten Kunstrasenplatzes. Das hätte bedeutet, dass jeder Spieler etwas mehr als 2000 Euro bekommen würde – zu wenig, wie die Mannschaft befand, die daraufhin geschlossen aus dem Verein austrat. Aufsichtsrat und Vorstand wollten keine höheren Angebote vertreten. „Der Verein darf und wollte sich nicht erpressen lassen“, hieß es in einer Mitteilung des Hamburger Stadtteil-Klubs.

„Mein Herz ist eigentlich bei der Mannschaft, weil ich viele der Spieler seit der Jugend kenne und ich habe auch Verständnis dafür, dass sie eine Belohnung für ihre tolle Leistung verdienen“, sagt ETV-Aufsichtsratsmitglied Peter Clasen. „Aber die für einen Verein notwendige Solidarität mit den anderen immerhin 51 Fußballmannschaften ist bei den jetzigen Forderungen nicht berücksichtigt worden. Der Kunstrasen kommt schließlich allen zugute.“ Clasen, der lange Jahre Fußball-Abteilungsleiter beim ETV war, hält das Vereins-Angebot „für mehr als angemessen. Die Forderungen hingegen sind maßlos. Das ist für mich persönlich die größte Enttäuschung in 52 Jahren beim ETV“.  Die Mannschaft dagegen fühlt sich verraten. Die meisten Spieler bekommen kein Geld vom Verein und hatten nun auf den großen Zahltag gehofft. „Dieser Kompromiss ist lächerlich“, sagte Trainer Dennis Mitteregger dem „Hamburger Abendblatt“. „Wir fühlen uns verraten. Jetzt wäre die Chance gewesen, die Mannschaft für ihren Einsatz zu entlohnen.“ Mitteregger sucht nun einen Verein, der die komplette erste Mannschaft plus Trainerstab aufnimmt. Man habe sich nicht erpressen lassen können und wollen, sagte auch der ETV-Vorsitzende Frank Fechner, schließlich habe der Verein in den vergangenen Jahren im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr viel für die Mannschaft getan, damit sie sich im Klub wohlfühle. "Wir haben in diesem Fall alles ausgeschöpft, was die Satzung eines gemeinnützigen Vereins erlaubt."

„Wir haben dem Verein viel eingebracht und über einen langen Zeitraum unglaublich viel investiert. Und am Ende stehen wir vor einer Erpressung“, sagte Mitteregger dem Internetblog "Blog trifft Ball". Die erste Pokalrunde gegen Greuther Fürth wird er mit seiner Mannschaft nicht erleben: „Ein Lebenstraum ist futsch.“  Denn eine Lösung der Situation erscheint vollkommen aussichtslos: „Wir werden der Mannschaft definitiv nicht weiter entgegenkommen“, stellt Clasen klar. Notfalls will man Ende Juli Spieler aus der A-Jugend und der zweiten Mannschaft hochziehen. Ein Trainerteam gibt es allerdings noch nicht. Talentierte Fußballer und ambitionierte Trainer, die sich mit einem Zweitligisten messen wollen, haben also derzeit guten Grund, sich beim Eimsbütteler TV zu bewerben. (dapd/abendblatt.de)