FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Samstag, 13. November 2010

„Traut the Kraut“ – Bernhard Carl „Bert“ Trautmann

Für Leseratten unter den Ballverrückten kann ich die Biographie eines Mannes empfehlen, der durch die Wirren des 2. Weltkriegs in einem Gefangenlager in England landete. Von dort aus begann seine Karriere als bester Torhüter seiner Zeit. Nicht nur die vier gehaltenen Elfmeter in einem Spiel machten ihn berühmt, vor allem der Gewinn des englischen Cupfinals 1956, als Trautmann das Spiel mit einem Genickanbruch bis zum Ende durchhielt, begründeten seinen Ruf als legendärer Torwart.


Trautmann. Die Biographie von Alan Rowlands.

1956 FA Cup Final, Manchester City - Birmingham City

"Bert" Trautmann über Rivalität in Manchester


Letzten Mittwoch… Manchester United traf auf den Stadtrivalen City, eigentlich fliegen dort immer die Fetzen. Bernd Trautmann hat im Tor der Citizens etliche Derbys miterlebt und erinnert sich an die Zeit, in der es zwischen den Erzfeinden noch lustig zuging.


Derby-Time… dann ist Manchester geteilt. Das war auch schon zu meiner Zeit so: Entweder man war ein Fan der Roten oder ein Cititzen – dazwischen gab es nichts. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass es damals so einen Wirbel um das Spiel gegeben hat wie heutzutage. Wenn ich daran denke, was im letzten Jahr für eine Show um den Wechsel von Carlos Tevez gemacht wurde, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Was hat das alles noch mit Fußball zu tun? Die Jungs verdienen Millionen, die Vereine sind moderne Unternehmen. Es geht ums Geld, den Spielern ist es doch herzlich egal, welches Trikot sie tragen. Ich frage mich also: Was soll der ganze Hass? Zu meiner aktiven Zeit ging es auf dem Platz auch sehr hart zu. Aber damals – und das ist der Unterschied zu heute – war es durchweg fair. Es gab keine versteckten Fouls, keine Schwalben und nach dem Abpfiff waren alle wieder gute Freunde. Das klingt abgedroschen, ist aber die Wahrheit. Ich konnte seinerzeit United-Keeper Harry Gregg problemlos nach dem Derby zu einem guten Spiel gratulieren, ohne dass mich die Zeitungen am nächsten Tag zerrissen haben. Das wäre heute unmöglich, weil aus jeder Aktion ein Skandal gemacht wird. Lachhaft.


Auch in unserer Freizeit haben wir Spieler uns früher oft im Comfort Club in Manchester getroffen. Das saßen United-Spieler neben City-Spielern, das war überhaupt kein Problem. Man hat gelacht, miteinander diskutiert, ein Pint zusammen getrunken. Wir hatten eine Menge Spaß. An eines dieser Treffen erinnere ich mich noch sehr genau: Ich kam in den Club und sah eine handvoll Jungs herumsitzen: Dennis Viollet, Bill Foulkes, Roy Paul und wie sie alle hießen. Mein Mitspieler Ken Barnes stürzte direkt auf mich zu und fragte: »Langer, wie geht's Dir? Ist alles okay?« Ich wusste nicht, was er meinte: Was sollte schon sein? Wir hatten trainiert, ich war gesund und gut in Form. Ich setzte mich zu den Jungs an den Tisch als Roy Paul plötzlich sagte: »Was machst Du denn hier? Wir dachten Du wärst im Krankenhaus?« »Warum sollte ich im Krankenhaus liegen?«, fragte ich zurück. »Jack war gerade hier und erzählte, Du wärst in der Market Street in eine Schaufensterscheibe gesprungen« Ich verstand gar nichts mehr. Wie kam Jack Rowley auf so eine Idee. Der United-Stürmer war zwar etwas verrückt, aber das gehörte für einen Mann seines Formats eben dazu. Er war ein Schlitzohr, auf und neben dem Platz. Aber, dass er Lügengeschichten verbreitete, konnte ich mir nicht vorstellen. Ich sah in die gespannten Gesichter der anderen: Sie schienen auf etwas zu warten. Was hatten sie denn nur? »Warum sollte ich in ein Schaufenster springen? Ich bin doch nicht lebensmüde«, entgegnete ich Roy. »Jack meinte, er habe dich in der Market Street getroffen und Dir freundlich zugenickt. Daraufhin sollst du blitzschnell in das Schaufenster gehechtet sein, weil Du seinen Kopfball fangen wolltest.«


Jetzt begriff ich: Die Jungs hatten mich hoch genommen. Sie machten sich andauernd über meinen Trainingseifer lustig. Sie konnten nicht verstehen, dass ich den Großteil des Tages an Fußball dachte. Ich war daran gewöhnt, dass sie mich auf dem Kieker hatten und dementsprechend auf der Hut. Aber dieses Mal war ich voll in ihre Falle getappt. Peinlich. Ich blickte sie an, aber sie konnten sich nicht mehr halten vor Lachen. Alle lagen auf dem Boden, United-Spieler neben City-Spieler, und krümmten sich. Ich wusste, was ich zu tun hatte, um sie zu beruhigen: Also ging ich zur Theke und orderte eine Runde Bier für alle. Auch das wäre heute unmöglich. Tevez und Scholes gemeinsam am Tresen. Ein schönes Bild. Aber leider unvorstellbar. Warum das so ist, werde ich wohl nie begreifen.