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Donnerstag, 27. September 2012

Miro Klose und die Heldentat von Neapel



Nicht normal - Lazio-Stürmer Miroslav Klose hat im Spiel gegen den SSC Neapel ein mit der Hand erzieltes Tor beim Schiedsrichter zugegeben. Italien feiert die Fairness des Deutschen jetzt wie eine Heldentat. Zu Recht.


Lazio-Stürmer Miroslav Klose hat im Spiel gegen den SSC Neapel ein mit der Hand erzieltes Tor beim Schiedsrichter zugegeben. Italien feiert die Fairness des Deutschen jetzt wie eine Heldentat. Zu Recht. Und dann hauten sie so lange und heftig auf ihn ein, dass man Angst um Miroslav Klose haben musste. Fünf Minuten war die Serie-A-Partie zwischen dem SSC Neapel und Lazio Rom alt, als sich der deutsche Nationalstürmer den Klopfern auf Schulter und Kopf erwehren musste. Von überall her kamen Hände von Männern um Neapel-Trikot, sie wollten Klose nicht grün und blau schlagen, sie wollten ihn tätscheln, liebkosen, ihm ihren Respekt entgegen bringen. Miroslav Klose hatte sich soeben ein Denkmal im italienischen Fußball gesetzt. Stürmer schaffen das in Italien normalerweise durch Tore. Viele Tore. Wie sie fallen, warum sie fallen, ist eigentlich egal. Ein Schlitzohr wie Pippo Inzaghi, der sich schon vom schlechten Atem seiner Gegenspieler fallen ließ, um einen Elfmeter zu schinden, wurde in Italien wie ein Halbgott verehrt. In England hätte man Inzaghi vermutlich nach wenigen Wochen über den Kanal zurück auf den Kontinent gejagt. Umso begeisterter ist Italiens Fußball nach dem Vorfall vom gestrigen Abend.

In der 3. Minute hatte Klose das getan, wofür er von Lazio Rom bezahlt wird: Er erzielte ein Tor. Allerdings nicht mit dem Kopf, dem Fuß oder mit dem Hintern, Klose hielt seinen Arm in einen Eckstoß und bugsierte den Ball so ins Tor. Der Schiedsrichter hatte das Handspiel nicht erkannt, er entschied auf Tor. Neapel rastete aus. Wütende Spielertrauben bedrängten wahlweise die Schiedsrichter oder Miroslav Klose. Es wird Kloses Geheimnis bleiben, ob er sein Fehlverhalten ohnehin zugeben wollte, oder sich erst von den rustikalen Nachfragen der Gegenseite dazu genötigt fühlte, in jedem Fall meldete sich der Deutsche beim Schiedsrichter und bat ihn, das Tor nicht zu geben.
Moralapostel werden jetzt sagen: Was hätte Klose auch sonst tun sollen? Und ja, in einer perfekten Welt wollen Stürmer keine Tore mit der Hand erzielen, wollen Abwehrspieler den gegnerischen Spielmacher nicht verletzen und liegen sich Fans beider Seiten freudetrunken in den Armen. Das das nicht so ist, weiß inzwischen wohl auch der letzte Fußballignorant. Kloses Fairness ist deshalb nicht hoch genug einzuschätzen. In einer vom jahrelangen Beschiss arg gebeutelten Serie A, einst die beste Liga der Welt, kommt sein Geständnis beim Schiedsrichter einer Heldentat gleich. Auch deshalb hauten sie anschließend wie wild auf Kloses Kopf und Schultern ein – um ihm zu gratulieren. Wohl nur die allerwenigsten Stürmer im Profifußball hätten die Courage, beim Stand von 0:0 ein eigenes Tor aberkennen zu lassen. Lazio verlor anschließend übrigens noch mit 0:3.




Das Ergebnis interessierte nach dem Spiel allerdings nur die Lazio-Fans. der Rest des Landes feierte Miroslav Klose. »Dafür verdient er einen Preis«, forderte Neapels Kapitän Paolo Cannavaro direkt nach dem Schlusspfiff. »Bravo Klose, was für eine schöne Geste!«, titelte die »Gazetto dello Sport« enthusiastisch. Der Fairnesspreis ist Klose wohl nicht mehr zu nehmen. Dass sich der ehemalige WM-Torschützenkönig auch damit auskennt, zeigt, wie erfahren Klose längst ist – selbst in Sachen Fairness. Schon 2005 bat er den Schiedsrichter beim Spiel Werder Bremen gegen Arminia Bielefeld einen Elfmeter zurückzunehmen. Damals allerdings führte Kloses Klub Werder schon mit 3:0, das Spiel war entschieden und einige Beobachter fragten sich anschließend, ob Klose auch beim Stand von 0:0 so ritterlich gehandelt hätte.

Solche Nachfragen bleiben Klose jetzt sicherlich erspart. Italiens Fußballfans sind dankbar für jede Geste, die dem so angekratzten calcio ein Stück seiner selbst verursachten Hässlichkeit nimmt. Das sah denn auch die »Gazetto dello Sport« so: Im »kranken Fußball«, so das Massenblatt, sei Klose »eine Anomalie«. (Quelle: 11freunde)