FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Samstag, 28. Februar 2009

VERBANDSLIGA SÜD/OST vom SAMSTAG


Sereetzer SV – TSV Bargteheide 1-1 (1-0)

Schon nach 22. Minuten spielte der Gastgeber nur noch in Unterzahl, Marcel Boye sah nach einer Unsportlichkeit die Rote Karte. Dennoch steckte der SSV den Nachteil gut weg, erzielte durch Pascal Nowitzki (37.) die Führung. Stefan Jobst hatte nach einem tollen Spielzug mustergültig vorgelegt.


Der TSV trat nur selten in Erscheinung, so musste ein Elfmeter für den Ausgleich herhalten. Turgut Cetin (72.) vollstreckte zum schmeichelhaften Ausgleich. Nachdem auch David Inden vorzeitig zum Duschen durfte (Rote Karte wegen Unsportlichkeit, 78.), witterte der Gastgeber noch einmal Morgenluft. Die beste Chance zum Sieg vergab Christopher Strunck mit einem Lattenknaller (85.). SSV-Trainer Sercander: „Wir haben die Unterzahl gut über die Runden gebracht, daher bin ich vom Ergebnis doch ein wenig enttäuscht. Die Mannschaft hat Biss und Einsatz gezeigt, das hat mir gefallen“.


Sereetz: Müller – Aktürk, Behnke, Boye, Ahrens, Jobst (70. Müller), Nowitzki (84. Baetge), Strunck, Behrens, Schlichting, Wenchel (61. Ullrich)


B`heide: Johann – Koch, Ihns, Schaft, Penke, Mankumbani, Strusch, Otto (69. Witzke), Hamdart (60. Westphal), Cetin (90. Meyer), Inden


TSV Pansdorf – GW Siebenbäumen 1-1 (0-0)

Gerechtes Remis am Techauer Weg. Nach 11 Wochen Pflichtspielpause spielten beide Teams im ersten Durchgang noch mit angezogener Handbremse. Torraumszenen waren Mangelware, die Defensive stand im Vordergrund. Nach dem Wechsel änderte sich das Bild und es entwickelte sich eine interessante Partie mit Chancen auf beiden Seiten.


Timo Kirstein (50.) brachte den Platzherren in Front. Die Grün-Weißen blieben aber immer gefährlich und erarbeiteten sich verdient den Ausgleich. Florian Steinfeld (81.) – Torjäger aus der II. Herren - traf nach einem Freistoss zum Endstand. In der Nachspielzeit sah TSV-Kapitän Lennart Landsberg Gelb/Rot (wiederh. Foulspiel), bester Mann auf dem Platz war Pansdorfs Keeper Jens Rathje.


Pansdorf: Rathje – Ulverich, Block, Wulf, Landsberg – Reimann, Kirstein (51. Galusic), Farklas (83. Wenske), Weiss (89. Dogs) – Albrecht, Stau


GWS: Harder – Goebel, Vahl, Bremer, Putzier (56. Ali) – Jäkel (78. Urban), Starke, Borja (69. Steinfeld), Schulz – Morina, Karadas

Donnerstag, 26. Februar 2009

"NEUES" FROM GAZZA


Gazzas Kampf mit dem Alkohol

Paul Gascoigne will im Kampf die bizarren Rauscherlebnisse früherer Tage endgültig hinter sich lassen. »Ich muss diesen Kampf gewinnen. Jeden Tag werde ich damit konfrontiert«, sagt er. Wird er Erfolg haben?


Neuerdings hält sich »Gazza« in einer Klinik für Suchtkranke auf, die vom ehemaligen Fußball-Profi Tony Adams gegründet wurde. »Ich kann nicht sagen, dass ich in meinem Leben nie mehr Alkohol trinke. Aber ich kann sagen, dass ich zurzeit nichts trinke und hoffe, morgen nicht zu trinken«, sagte Gascoigne, der auch regelmäßigen Kokain-Konsum zugab: »Ich glaube, dass ich aber diese Abhängigkeit überstanden habe.« Der ehemalige Mittelfeldspieler berichtete, dass er in seiner Krisenzeit dreimal in einem Jahr in die Psychatrie eingeliefert wurde und keine eigene Wohnung besaß.


Der Ex-Kicker habe in Hotel-Zimmern gelebt, aus denen er regelmäßig rausgeworfen wurde. »Ich habe mir eine Spielekonsole gekauft und 24 Stunden am Tag gespielt und Alkohol getrunken«, so Gascoigne. Der Ex-Profi des italienischen Traditionsvereins Lazio Rom und von Tottenham Hotspur berichtete von bizarren Rauscherlebnissen in seiner Suchtphase. »Eines Tages habe ich meinen Vater angerufen und ihm gesagt: Mach dich fertig, wir gehen in den Madison Square Garden.

Dort spielen wir Schach gegen Präsident Bush und Präsident Clinton. Dann habe ich meinen Vater noch einmal angerufen und erzählt, dass Bush abgesagt hätte.« Ein anderes Mal habe er sich zwei Papageien aus Plüsch gekauft und sich mit der Zeit eingebildet, die Stofftiere könnten sprechen. Eines Tages ging er in eine Bar und bestellte drei Bier, »eins für mich und zwei für die Papageien«.


Montag, 23. Februar 2009

Siebenbäumen gewinnt das Kreisfinale im "Integrationscup"


In einem fairen Spiel gewannen die Grün-Weißen gegen die Blau-Weißen mit 2:0 (1:0). Schon nach 60 Sekunden brachte Ove Schulz seine Farben in Front, Rene Putzier konnte knapp 10 Minuten vor Ende der Partie den Endstand erzielen.



ERNEUTER TRAINERWECHSEL BEIM VfL OLDESLOE

Neu-Coach Lindtner: "Im Moment ist das hier ein heißes Pflaster"

Seit wenige Tagen ist Reinhard Lindtner Nachfolger des vergangenen Woche überraschend zurückgetretenen Sören Baasch auf der Trainerbank beim Fußball-Verbandsligisten VfL Oldesloe. Am Sonnabend konnte der neue Coach sich in der Soccerhalle einen ersten Eindruck von der ihm anvertrauten Mannschaft machen. "Das ist eine sehr sympathische Truppe", meinte Lindtner, der jedoch über den derzeitigen Leistungszustand nichts sagen konnte.

Lindtner hat sich in Oldesloe vorgenommen, etwas zu bewegen, der Aufstieg in die Schleswig-Holstein-Liga sei fest eingeplant. Doch zunächst muss der neue Coach die Unruhe in den eigenen Reihen in den Griff bekommen. "Im Moment ist das hier ein heißes Pflaster. Das Umfeld ist dabei auch nicht ohne. Viele fordern den Aufstieg und schwelgen noch in der Vergangenheit." Daran hat Lindtner kein Interesse - er blickt lieber nach vorn. Welche Veränderungen der zuletzt als Ligaobmann beim Verbandsligaprimus SV Eichede tätige Lindtner, vornehmen wird, ist noch nicht sicher, zurzeit wird über die Besetzung des Co-Trainer-Postens nachgedacht. Eine Umstrukturierung des Kaders hält Lindtner indes für nicht nötig. "Die Jungs haben in den letzten Spielen doch Erfolg gehabt", begründet er seine Haltung bei einem Blick auf die Tabelle, in der die Oldesloer als Zweiter weiter dick im Geschäft sind.

Die wohl brisanteste Frage wirft die Personalie Andy Baasch auf. Aufgrund schwerer Vorwürfe, über die sich alle Beteiligten ausschweigen, warf ihn Sören Baasch als quasi letzte Amtshandlung aus der Mannschaft. Seither ist der Kontakt zwischen Verein und Spieler abgebrochen. Eine mögliche Rückkehr des Mittelfeldkickers schließt Lindtner zwar nicht aus, will jedoch zunächst sorgfältig abwägen. "Es wird eine Menge spekuliert. Ich muss erst einmal hören, was tatsächlich vorgefallen ist. Der erste Schritt muss dann aber von ihm kommen", so Lindtner, der darüber hinaus Rücksprache mit der Mannschaft halten will.

Ob nun mit oder ohne Andy Baasch, am kommenden Wochenende beginnt für die Travestädter der Verbandsliga-Alltag gegen AKM Lübeck. "Die Jungs haben aufgrund der schlechten Platzverhältnisse kaum gespielt", weiß der Coach nicht, was auf ihn zukommen wird und hofft, Aufschlüsse während eines für Donnerstag geplanten Testspiels zu erhalten.

(aus dem Stormarner Tageblatt)

Das Abstiegsgespenst


Ich als Bochumer kenne und spüre es ja schon seit Anfang der 90er… Das Abstiegsgespenst! Das ist aber keine Erfindung eines poesiebegeisterten Sportschau-Reporters. Schon im Jahre 1906 spukte es durch die englischen Ligen, wie uns diese filigrane Bleistiftzeichnung beweist.

Wir kennen den Geruch des Abstiegsgespensts, sein Geräusch (»Buuuuuh!«), wir kennen erst recht die Angst vor ihm. Doch kaum jemand weiß, woher dieses unsympathische Wesen kommt.Eine historische Bleistiftzeichnung aus dem Jahre 1906 zeigt uns seine Geburtsstunde: Ein englischer Karikaturist hat die Panik vor dem sportlichen Niedergang zu einem Hui Buh mit greisenhaftem Antlitz gerinnen lassen. Der Fußballer Alfred Common war für die damalige Rekordablösesumme von 1000 Pfund Sterling von Sunderland zu Middlesbrough gewechselt – und sollte seinen neuen Klub, symbolisiert von einer scheuen Maid, vor dem Abstieg in die Second Division beschützen.




Die nonchalante Geste, mit der Common den paranormalen Störenfried zu verscheuchen versucht, zeigt zum einen, dass er ein Gentleman gewesen sein muss, zum anderen aber auch, dass die Angst vor ihm damals noch nicht so lähmend gewesen sein kann. Eine ganze Region, soviel steht fest, konnte das junge Abstiegsgespenst jedenfalls noch nicht killen.



Die Geschichte des Jimmy Greaves

"Ich bin Alkoholiker"

Tottenhams Jimmy Greaves rauchte gern mal eine Kippe in der Halbzeit. Doch das Nikotin war Greaves’ kleinstes Problem. 1979 bekannte sich der Stürmer in einem Buch als erster englischer Profi zu seiner Trunksucht. Eine Würdigung.

Ein makabres und für den Protagonisten entwürdigendes Schauspiel war es, das sich in der Bungalowsiedlung am Stadtrand Londons den Nachbarn an einem kalten Sonntagmorgen im Winter 1977 bot.


Einen solchen Akt der Selbsterniedrigung hatten sie noch nicht erlebt. Der Mann, von dem sie mit Sicherheit wussten, dass er einmal zu den berühmtesten Fußballstars des Landes gezählt hatte, kam in einem schmierigen Bademantel aus dem Haus getorkelt und kippte den Inhalt mehrerer Mülltonnen auf die Straße. Dann sank er auf die Knie und kroch in dem Unrat herum. Er schien etwas zu suchen, und bei dieser Suche verfiel er in immer größere Panik. Jimmy Greaves war offensichtlich nicht mehr Herr seiner Sinne. Als er die erste leere Wodkaflasche entdeckt hatte, setzte er sie an den Mund und versuchte gierig, ein paar übriggebliebene Tropfen herauszulutschen. Aber die Pulle war genauso leer wie die übrigen, die er noch fand. Seine Frau Irene hatte bei ihrer Vernichtungsaktion ganze Arbeit geleistet, hatte, bevor sie endgültig die Koffer gepackt und abgehauen war, den gesamten, raffiniert überall im Haus versteckten Alkoholvorrat ihres Gatten in den Ausguss geschüttet und die Flaschen entsorgt. Zu diesem Zeitpunkt war der natürlich in irgendeinem Pub gewesen, denn sonst wäre es im Hause Greaves womöglich zu Mord und Totschlag gekommen. Als Jimmy nun realisierte, dass er zur Befriedigung seiner Sucht noch so lange warten musste, bis die Kneipen öffneten, stimmte er ein Klagegeheul an, das an einen angeschossenen Wolf erinnerte.

»I am a professional footballer. And I am an ALCOHOLIC.«

Eine solche Szene, mit der Greaves schon auf Seite 2 seiner Autobiografie aufwartet, vermutete man damals in einem der großen Säuferromane von Charles Jackson, Robert Stone oder Hans Fallada, aber nicht unbedingt in der Lebensbeichte eines Fußballers. Das war starker Tobak, auch wenn der Untertitel unmissverständlich klar machte, um was es auf den 160 Seiten außer Fußball vorrangig gehen würde: »My name is Jimmy Greaves. I am a professional footballer. And I am an ALCOHOLIC.« Selbstredend wusste man damals schon, dass im abendländischen Kulturkreis Fußball und Saufen eine symbiotische Einheit bilden. Und man wusste auch, dass sich besonders in Großbritannien zahlreiche bekannte Ex-Spieler um den Verstand gezecht hatten, aber dass auch Jimmy Greaves so schlimm an der Flasche hing, das war neu.

Zum einen, weil er es lange Zeit erstaunlich gut verstanden hatte, seine Sucht vor der Öffentlichkeit zu verbergen, zum anderen, weil die Boulevardmedien damals noch nicht ganz so schamlos wie heute im Privatleben von Prominenten herumwühlten. Wie gesagt, Greaves war keineswegs der erste britische Ex-Fußballstar, der durch den Alkohol zugrunde zu gehen drohte. Der Schotte Hughie Gallacher etwa, einer der sagenumwobenen Goalgetter der 20er und 30er Jahre, stürzte sich 1957, vom Fusel zerstört, vor einen Zug. Doch Greaves war der Erste, der sich mit einem Buch öffentlich als Alkoholiker outete, und zwar zu einem Zeitpunkt, als dies noch mit dem Risiko behaftet war, dadurch den letzten Rest gesellschaftlicher Akzeptanz zu verlieren. Auf der Insel galt Alkoholismus länger als anderswo als Charakterdefizit und nicht als Krankheit.


Weshalb dem so ist, haben Legionen von Kulturhistorikern zu erklären versucht. Solche Modelle waren jedoch ebenso wenig Greaves’ Anliegen wie medizinische Spitzfindigkeiten, wer wann warum dem Suff verfällt, oder hypertrophes Psychogebrabbel. Er erzählt ausschließlich aus der Täterperspektive, und er weiß, wovon er redet. Was etwa den harten Gewohnheitstrinker, der spätestens dann von einem Tag auf den anderen aufhören kann, wenn der Arzt zum ersten Mal energisch mit dem Zaunpfahl winkt, vom Suchtsäufer unterscheidet, hat man so prägnant allenfalls bei amerikanischen Crime-Autoren der Hard-Boiled-Schule gelesen. Die schlichte, selbstmitleidsfreie Art, mit der Greaves vor den Gefahren der im Umfeld des Fußballmilieus lauernden Trunksucht zu warnen versucht und sich dabei nicht zu schade ist, als abschreckendes Beispiel zu dienen, nötigt dem Leser auch bei der erneuten Lektüre tiefen Respekt ab. Jimmy Greaves war als Fußballer in mehrfacher Beziehung einzigartig. Bei uns gilt er in erster Linie als tragische Figur, weil er bei der WM 1966 im Laufe des Turniers verletzungsbedingt seinen Stammplatz verlor. Aber in der ersten Hälfte der 60er war er ohne Wenn und Aber der erfolgreichste englische Kicker (wenn auch nicht der beliebteste, was daran lag, dass er den Eindruck erweckte, seine unglaubliche Torausbeute fiele ihm ohne große Mühe zu) und weltweit einer der ganz wenigen, bei denen die abgedroschene Floskel von der eingebauten Torgarantie berechtigt war. In 14 Spielzeiten zwischen 1957/58 und 1970/71 schoss er in 516 englischen Erstligaspielen märchenhafte 357 Tore, was einen Schnitt von 0,69 Treffern pro Spiel bedeutet. Rechnet man die letzten beiden Jahre, in denen er (schon alkoholbedingt) nur noch unregelmäßig zum Einsatz kam, und das viermonatige Intermezzo beim AC Mailand in der Saison 1961/62 ab, dann ist diese Bilanz noch phänomenaler. Stolze sechs Mal wurde er Torschützenkönig, hinzukommen gleichfalls sensationelle 44 Länderspieltore in 57 Spielen. Seit den mythenumrankten Tormaschinen der Vorkriegszeit wie Dixie Dean oder Ted Drake hatte niemand mehr auf der Insel mit solcher Regelmäßigkeit getroffen. Aber das war die mittlere Kreidezeit der Fußballgeschichte gewesen, in der fast nur die Mittelstürmer für die Tore verantwortlich waren. Greaves hingegen hatte seine erfolgreichsten Jahre, als der Fußball schon an der Schwelle zur Moderne stand und sich die Torausbeute auf viel mehr Spieler verteilte.

Stammspieler bei Chelsea mit 17, Torschützenkönig und Nationalspieler mit 19, das hundertste Ligator mit 21, das zweihundertste mit 23: Greaves war wahrlich ein Shootingstar mit einem für die damalige Zeit ungewöhnlich rasanten Karriereverlauf. Und auch die Gewöhnung an den Alkohol lief im Eilverfahren. Das gesellige Beisammensein nach dem Spiel oder Training war in jenen Tagen noch eine Selbstverständlichkeit, der sich kein Teammitglied entziehen konnte und es auch gar nicht wollte. Profifußballer war ein Beruf (damals noch unter Sklavenbedingungen, zu denen ein Höchstgehalt von 20 Pfund pro Woche zählte), aber auch ein ganz spezieller Way of Life, zu dem – unabhängig davon, ob man schon Familie hatte – nun einmal gehörte, sich möglichst oft mit den Mannschaftskameraden im Club House oder einem der zahllosen Pubs, die sich in unmittelbarer Nähe der Trainingsstätte jedes Vereins befanden, sehen zu lassen. Und dort stand dann selten der Zapfhahn still.

Solange in den dritten Halbzeiten niemand grob ausfällig oder gar gewalttätig wurde (was natürlich auch vorkam, aber nur selten an die Öffentlichkeit drang, weil die Clubs noch viel Einfluss auf die lokalen Medien besaßen und deren Vertreter nicht selten die dicksten Saufkumpane der Spieler waren), war von Seiten der Vereine nichts an diesem Freizeitverhalten auszusetzen. Gemeinsames Zechen fördert den Teamgeist, und wer trinkfest ist, steht auch auf dem Platz wacker seinen Mann, das waren damals fast so etwas wie Dogmen des britischen Fußballs. Jimmy Greaves war anfangs der Idealtypus des Geselligkeitstrinkers, der die ausgelassene Fröhlichkeit in einem Pub als ebenso wohltuend empfand wie die Wirkung des Alkohols selbst. Wie hätte es auch anders sein sollen, denn wirkliche Probleme hatte das Wunderkind des englischen Fußballs, dem der Erfolg nur so zuflog, ja kaum gehabt. Beides, die vielen Biere und das Aufgehobensein in einer Runde erfolgreicher junger Männer nebst den üblichen Schulterklopfern und Claqueuren, half, nach der aufgeputschten Stimmung eines wichtigen Spiels emotional wieder runterzukommen und die innere Ausgeglichenheit wiederzuerlangen.


Greaves war und ist ein Ur-Londoner; Chelsea, Spurs und West Ham hießen seine drei Klubs, und jeder von ihnen besaß zu der Zeit, die Jimmy dort verbrachte, seine »Drinking School«. Das war jener harte Kern der Truppe, der nach den zwei, drei oder mehr Absackern, die man nach dem Spiel oder Training in geschlossener Mannschaftsformation beinahe pflichthalber zu sich nahm, noch weiter um die Häuser zog und es richtig krachen ließ. Greaves’ Unglück dabei war, dass sich die Intensität der Schluckerei mit jedem seiner Vereinswechsel erheblich steigerte. Blieb Ende der biederen 50er bei Chelsea noch alles halbwegs im Rahmen, war den Exzessen bei West Ham (deren Team schon die ganzen Sixties hindurch im Ruf gestanden hatte, ein total verlotterter Haufen zu sein, der kaum zu disziplinieren war), als 1970 in der Endphase von Swinging London grundsätzlich Jubel, Trubel, Heiterkeit angesagt war, keinerlei Grenzen mehr gesetzt. Ausgerechnet bei der Champagner-Clique von Bobby Moore (im East End nur als »King of the Barstools« bekannt), Frank Lampard Sr. und Harry Redknapp (dem man heute noch ansieht, wie wild er es einst getrieben hat) anzudocken, war für Greaves, der damals schon eine Flasche Wodka täglich »nebenher« trank, nach dem AC Mailand der zweite große Fehler in der Karriereplanung. Zu den wenigen Suffeskapaden bekannter Kicker, die seinerzeit von der Boulevardpresse genüsslich breitgetreten wurden, zählt die sogenannte »Blackpool-Affäre«.

Am 2. Januar 1971 stieg West Ham mit einem Auswärtsspiel beim FC Blackpool in den laufenden FA Cup ein. Da wegen der berüchtigten Formschwankungen seiner Mannschaft in der Liga wie üblich nicht viel zu erwarten war, setzte Manager Ron Greenwood ganz auf den Pokal und verkündete in mehreren Interviews vollmundig, er habe das Gefühl, in diesem Jahr werde sein Team bis ins Finale kommen. Man war schon am Neujahrstag in die Küstenstadt im Nordwesten gereist, wo man erfahren musste, dass die Austragung des Spiels wegen eines überraschenden Wintereinbruchs keinesfalls sicher war. Im Hotel machte sich Langeweile breit, und nach einem Abendessen mit »a couple of lagers« hockten Greavsie, Mooro und der Mittelfeldstratege Brian Dear gegen Mitternacht noch an der Bar. Plötzlich kamen einige Techniker der BBC herein und warteten mit der Neuigkeit auf, dass die Begegnung ausfallen werde, da das Spielfeld inzwischen wie eine Eislaufbahn aussehe. Sie selbst wollten noch die Bar aufsuchen, die der berühmte Schwergewichtler Brian London damals im Seebad Blackpool betrieb.

Keine Frage, dass das Spielertrio gleich mit von der Partie war. Als sie Stunden später ins Hotel zurückkehrten, hatte Greaves ein weiteres Dutzend Biere intus, Moore und Dear dagegen nur fünf oder sechs, also keinesfalls Mengen, die ihre Spielfähigkeit beeinträchtigten. Man ließ sich zu vorgerückter Stunde noch eine Kanne Kaffee und Sandwiches aufs Zimmer bringen und meinte, damit hätte sich die Sache. Hatte sie aber nicht, denn einige der mitgereisten Fans von West Ham waren ebenfalls auf die Idee gekommen, bei dem populären Boxer einzukehren. Als sie Greaves, Moore und Dear bei einem Boulevardblatt verpfiffen, war das Spiel, das entgegen der Vermutung der TV-Techniker doch termingerecht ausgetragen worden war, aber schon mit 0:4 kläglich verloren worden. Die drei Spieler wurden kurzzeitig suspendiert und mit einer saftigen Geldstrafe belegt, was im Falle Greaves dazu beitrug, dass er wenig später seine Karrie-re mit nur 31 Jahren beendete. Die Stars von West Ham United tranken fortan, wie es dem inzwischen gestiegenen gesellschaftlichen Stellenwert von Elitekickern geschuldet war, ausschließlich in Edeldiskos, Bars von Nobelhotels und Clubs, zu denen der gemeine Plebs keinen Zutritt hatte.

Ein gutes Jahrzehnt früher, während Jimmys Anfangsjahren bei Chelsea, ging es diesbezüglich und in auffallendem Gegensatz zum Boheme-Image, das sich der Verein später zulegte, noch hemdsärmeliger zu. Im Training spielten oft die »pint men« (die nach vollbrachtem Tagwerk im Klubhaus ausschließlich Bier orderten) gegen die »shorties«, also diejenigen, die ihren Durst bevorzugt mit Schnäpsen löschten. Geeicht wurden Jungspunde wie Greaves damals von Typen wie Peter Sillett, einem knochenharten Verteidiger, der immerhin auch als Nationalspieler 1958 zum englischen WM-Kader zählte. Greaves erinnert sich an ihn folgendermaßen: »Big Peter war einer der herausragenden Charaktere des Teams. Und was für ein Trinker! Er konnte die Pints versenken, als ob am nächsten Tag die Sonne nicht mehr aufgehen würde, und er zeigte nie irgendwelche Ausfallerscheinungen. So sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte bei unseren Gelagen nie mit ihm mithalten.« Es zieht sich überhaupt wie ein roter Faden durch das Buch, dass die Spieler, mit denen Greaves auf Vereinsebene oder in der Nationalelf zusammenspielte, eher über ihre Trinkgewohnheiten als über fußballerische Qualitäten charakterisiert werden. Waren die Totalbesäufnisse mit Sillett & Co. anfangs noch die Ausnahme, was nicht zuletzt am damals noch sehr bescheidenen Einkommen lag, änderte sich dies schlagartig, als Greaves nach dem Mailand-Fiasko nach Tottenham wechselte, seiner mit Abstand erfolgreichsten Station.



Greaves war und ist ein Ur-Londoner; Chelsea, Spurs und West Ham hießen seine drei Klubs, und jeder von ihnen besaß zu der Zeit, die Jimmy dort verbrachte, seine »Drinking School«. Das war jener harte Kern der Truppe, der nach den zwei, drei oder mehr Absackern, die man nach dem Spiel oder Training in geschlossener Mannschaftsformation beinahe pflichthalber zu sich nahm, noch weiter um die Häuser zog und es richtig krachen ließ. Greaves’ Unglück dabei war, dass sich die Intensität der Schluckerei mit jedem seiner Vereinswechsel erheblich steigerte. Blieb Ende der biederen 50er bei Chelsea noch alles halbwegs im Rahmen, war den Exzessen bei West Ham (deren Team schon die ganzen Sixties hindurch im Ruf gestanden hatte, ein total verlotterter Haufen zu sein, der kaum zu disziplinieren war), als 1970 in der Endphase von Swinging London grundsätzlich Jubel, Trubel, Heiterkeit angesagt war, keinerlei Grenzen mehr gesetzt. Ausgerechnet bei der Champagner-Clique von Bobby Moore (im East End nur als »King of the Barstools« bekannt), Frank Lampard Sr. und Harry Redknapp (dem man heute noch ansieht, wie wild er es einst getrieben hat) anzudocken, war für Greaves, der damals schon eine Flasche Wodka täglich »nebenher« trank, nach dem AC Mailand der zweite große Fehler in der Karriereplanung. Zu den wenigen Suffeskapaden bekannter Kicker, die seinerzeit von der Boulevardpresse genüsslich breitgetreten wurden, zählt die sogenannte »Blackpool-Affäre«.

Am 2. Januar 1971 stieg West Ham mit einem Auswärtsspiel beim FC Blackpool in den laufenden FA Cup ein. Da wegen der berüchtigten Formschwankungen seiner Mannschaft in der Liga wie üblich nicht viel zu erwarten war, setzte Manager Ron Greenwood ganz auf den Pokal und verkündete in mehreren Interviews vollmundig, er habe das Gefühl, in diesem Jahr werde sein Team bis ins Finale kommen. Man war schon am Neujahrstag in die Küstenstadt im Nordwesten gereist, wo man erfahren musste, dass die Austragung des Spiels wegen eines überraschenden Wintereinbruchs keinesfalls sicher war. Im Hotel machte sich Langeweile breit, und nach einem Abendessen mit »a couple of lagers« hockten Greavsie, Mooro und der Mittelfeldstratege Brian Dear gegen Mitternacht noch an der Bar. Plötzlich kamen einige Techniker der BBC herein und warteten mit der Neuigkeit auf, dass die Begegnung ausfallen werde, da das Spielfeld inzwischen wie eine Eislaufbahn aussehe. Sie selbst wollten noch die Bar aufsuchen, die der berühmte Schwergewichtler Brian London damals im Seebad Blackpool betrieb.

Keine Frage, dass das Spielertrio gleich mit von der Partie war. Als sie Stunden später ins Hotel zurückkehrten, hatte Greaves ein weiteres Dutzend Biere intus, Moore und Dear dagegen nur fünf oder sechs, also keinesfalls Mengen, die ihre Spielfähigkeit beeinträchtigten. Man ließ sich zu vorgerückter Stunde noch eine Kanne Kaffee und Sandwiches aufs Zimmer bringen und meinte, damit hätte sich die Sache. Hatte sie aber nicht, denn einige der mitgereisten Fans von West Ham waren ebenfalls auf die Idee gekommen, bei dem populären Boxer einzukehren. Als sie Greaves, Moore und Dear bei einem Boulevardblatt verpfiffen, war das Spiel, das entgegen der Vermutung der TV-Techniker doch termingerecht ausgetragen worden war, aber schon mit 0:4 kläglich verloren worden. Die drei Spieler wurden kurzzeitig suspendiert und mit einer saftigen Geldstrafe belegt, was im Falle Greaves dazu beitrug, dass er wenig später seine Karrie-re mit nur 31 Jahren beendete. Die Stars von West Ham United tranken fortan, wie es dem inzwischen gestiegenen gesellschaftlichen Stellenwert von Elitekickern geschuldet war, ausschließlich in Edeldiskos, Bars von Nobelhotels und Clubs, zu denen der gemeine Plebs keinen Zutritt hatte.

Ein gutes Jahrzehnt früher, während Jimmys Anfangsjahren bei Chelsea, ging es diesbezüglich und in auffallendem Gegensatz zum Boheme-Image, das sich der Verein später zulegte, noch hemdsärmeliger zu. Im Training spielten oft die »pint men« (die nach vollbrachtem Tagwerk im Klubhaus ausschließlich Bier orderten) gegen die »shorties«, also diejenigen, die ihren Durst bevorzugt mit Schnäpsen löschten. Geeicht wurden Jungspunde wie Greaves damals von Typen wie Peter Sillett, einem knochenharten Verteidiger, der immerhin auch als Nationalspieler 1958 zum englischen WM-Kader zählte. Greaves erinnert sich an ihn folgendermaßen: »Big Peter war einer der herausragenden Charaktere des Teams. Und was für ein Trinker! Er konnte die Pints versenken, als ob am nächsten Tag die Sonne nicht mehr aufgehen würde, und er zeigte nie irgendwelche Ausfallerscheinungen. So sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte bei unseren Gelagen nie mit ihm mithalten.« Es zieht sich überhaupt wie ein roter Faden durch das Buch, dass die Spieler, mit denen Greaves auf Vereinsebene oder in der Nationalelf zusammenspielte, eher über ihre Trinkgewohnheiten als über fußballerische Qualitäten charakterisiert werden. Waren die Totalbesäufnisse mit Sillett & Co. anfangs noch die Ausnahme, was nicht zuletzt am damals noch sehr bescheidenen Einkommen lag, änderte sich dies schlagartig, als Greaves nach dem Mailand-Fiasko nach Tottenham wechselte, seiner mit Abstand erfolgreichsten Station.



Er schoss jetzt zwar mehr Tore denn je, merkte aber irgendwann, dass er an dem kritischen Punkt angelangt war, wo ohne einen gewissen Alkoholpegel gar nichts mehr lief. Also begann er, schon gleich nach dem Aufstehen heimlich zu trinken, und wie vielen Alkoholikern gelang es ihm, seine Sucht erstaunlich lange vor seiner Familie zu verheimlichen, unter anderem durch den alten Trick Errol Flynns, am laufenden Band Orangen zu futtern, die er allerdings zuvor mittels einer Spritze voll Wodka gepumpt hatte. Zwei Gründe gab es, die wahrscheinlich stark dazu beitrugen, dass Greaves suchtgefährdeter war als andere, aber diesen beiden tief in ihm verwurzelten Problemen sollte er sich erst lange nach seiner aktiven Zeit stellen. Da war zum einen der frühe Tod seines erstgeborenen Sohnes, der 1960 mit nur vier Monaten an einer Lungenkrankheit starb. Weil Ehefrau Irene in rascher Folge vier weitere Kinder zur Welt brachte und Jimmy eine Karrierestufe nach der anderen zündete, war das Leben so voller Action, dass er nie die innere Ruhe fand, diesen Schicksalsschlag angemessen zu verarbeiten.

Erst als er ganz unten angekommen war, wurde Greaves bewusst, dass er seit diesem Verlust ein zu Depressionen neigender Mensch war. Zum anderen fühlte sich der »Mann mit den Quecksilberfüßen«, der auf dem Spielfeld immer so lässig und manchmal sorglos wie ein Kind wirkte, in seinem Innersten schon von frühester Jugend an unruhig und angespannt, was kaum jemand ahnte. Da er in seinem Buch keine tiefenpsychologische Selbstanalyse betreibt, sondern nur seinen Lebensweg beschreibt, bleiben die Ursachen dafür offen. Aber die frühe Erfahrung, dass Alkohol die perfekte Krücke ist, diese innere Unruhe in den Griff zu bekommen, führte leicht nachvollziehbar dazu, dass er immer schneller immer mehr trank. Hinzu kam, dass Greaves alleine nicht viel mit sich anfangen konnte. Fußball war seine einzige Leidenschaft, darüber hinaus entwickelte er nie irgendwelche ernsthaften Interessen. Zu Hause fiel ihm schnell die Decke auf den Kopf. Jimmy war einer, der unter die Leute musste, und Pubs, in denen bekannte Fußballer hochwillkommen waren und meist auch freigehalten wurden, gab es in London wahrlich genug. Mühelos zählt er noch mehr als ein Jahrzehnt später die Namen von denen auf, die am Wegesrand lockten, wenn er vom Training nach Hause fahren wollte.

Die Voraussetzungen für den Fall ins Bodenlose waren gelegt, aber noch lagen die besten Jahre vor Jimmy Greaves. Dass sich die Tottenham Hotspurs bei der Rückholaktion aus Italien durchsetzten, war die wohl glücklichste Fügung in seiner gesamten Karriere, denn er kam in ein für ihn perfektes Team. Die »Superspurs« der frühen 60er Jahre sind völlig zu Recht eine Legende. Sie gewannen 1961 als erste Mannschaft des 20. Jahrhunderts das Double und 1962 erneut den FA Cup. 1963 holten sie den allerersten Europacup nach England, wobei sie im Finale Atletico Ma-drid mit 5?:?1 pulverisierten. Greaves steuerte zu diesem historischen Triumph zwei Treffer bei. Die damaligen Spurs hatten jede Menge Flair und spielten mit unbändigem Angriffsgeist. Kapitän Danny Blanch-flower, der pfeilschnelle Außenstürmer Cliffie Jones, der unverwüstliche Antreiber Dave Mackay, der Spielmacher John White oder der wuchtige Mittelstürmer Bobby Smith zählten damals zu den größten Stars der Liga. Und eben Jimmy Greaves, dem gleich in seinem ersten Spiel ein Hattrick gelang. Nur eine weitere Meisterschaft wollte partout nicht mehr gelingen, 1962 landete man auf Platz 3, ein Jahr später wurde die Spurs Vizemeister und 1964 noch einmal Dritter.



Im Herbst desselben Jahres verlor dieses große Team innerhalb weniger Wochen sein gesamtes Mittelfeld. Blanchflower musste verletzungsbedingt aufhören, Mackay brach sich in einer verbissenen Europacup-Schlacht gegen Manchester United ein Bein, und John White wurde auf dem Golfplatz vom Blitz erschlagen. Der dadurch unvermeidbar gewordene Umbruch läutete Greaves’ Abschied vom nationalen Spitzenfußball ein, der nur 1967 noch einmal kurz von einem weiteren Gewinn des FA Cups unterbrochen wurde. Der Niedergang vollzog sich so schleichend wie Jimmys Abhängigkeit vom Alkohol, denn selbstverständlich gab es auch bei den Spurs eine leistungsfähige »Drinking School«, in der neben Greaves hauptsächlich Mackay die Schlagzahl bestimmte. Jimmy schoss zwar nach wie vor Tor auf Tor, verlor aber mehr und mehr die Lust am Fußball. Dazu mag auch seine Ausbootung bei der WM im eigenen Land ihren Teil beigetragen haben, doch auch das Spiel selbst begann sich zu verändern, und bestimmt nicht zum Besseren. Mit dem munteren Drauflosstürmen war es alsbald vorbei, eine immer größere Zahl von Managern setzte auf vom Kontinent importierte Defensivtaktiken, weil Niederlagen immer teurer wurden. Die ersten zaghaften Ansätze der Totalkommerzialisierung des Fußballs und des Drucks auf alle Beteiligten, der damit einherging, machten sich bald bemerkbar.

Greaves beschreibt die Veränderung kurz und bündig so: »Meine Karriere fand in einer Ära statt, in der das Spiel langsam krank wurde und Verlieren plötzlich ein Schimpfwort war.« Wie Jimmy auf diese Kulturrevolution reagierte, kann man sich vorstellen. Als er 1970 im Tausch gegen Martin Peters zu West Ham wechselte, war in der Tat eine Ära zu Ende gegangen und England nicht nur hinsichtlich des Fußballs ein
anderes Land als in den späten 50ern geworden. Der Entschluss, im Sommer 1971 mit nur 31 Jahren das Kapitel Profifußball zu beenden, war eine kaum durchdachte Momententscheidung, irgendwelche Zukunftspläne gab es nicht. Dafür unendlich viel Zeit, in den Stammkneipen Hof zu halten. Greaves war durch den Fußball zwar nicht wirklich reich geworden, verfügte aber immerhin über ein kleines Geschäftsimperium, das von seinem Schwager zusammengehalten wurde. Er selbst schaute morgens (als er schon eine halbe Flasche Wodka drin hatte) zwar regelmäßig im Büro vorbei, blieb aber stets nur so lange, bis die Pubs öffneten.



Dort trank er verlässlich bis zur Sperrstunde um 23 Uhr, um dann rappelvoll mit dem Auto nach Hause zu fahren, wo er regelmäßig vor dem Fernseher einschlief, nachdem er noch einer weiteren Wodkaflasche den Garaus gemacht hatte. So ging das nun Tag für Tag, etwa fünf Jahre lang. Ungefähr ebenso lang hatte sein Aufstieg zum vielleicht größten englischen Goalgetter aller Zeiten gedauert. 1977 waren Greaves‘ Firmen bankrott oder verkauft, das Geld begann knapp zu werden. Rückblickend wurde Greaves klar, dass ihn wohl nur der Umstand, sich bis dahin immer den besten Stoff leisten zu können, am Leben gehalten hatte; er wollte nicht wie die Penner enden, die sich am Themse-Ufer mit gestrecktem Methylalkohol zuballerten. Wenn er älter als 40 werden wollte, mussten drastische Maßnahmen ergriffen werden.

Mehrere Entzugskuren in Privatkliniken hatte er erfolglos abgebrochen, auch dafür reichte das Vermögen jetzt nicht mehr. Als man Jimmy Greaves zwangsweise in die Suchtabteilung einer staatlichen Klinik einwies, zog er mit dem letzten Rest seines Lebenswillens die Reißleine und stellte sich dem Hilfsangebot der Anonymen Alkoholiker. Das Programm der Organisation, die seinerzeit zumindest hierzulande noch eine geheimnisumwitterte Aura umgab, basiert darauf, dass der Süchtige zunächst einmal seine Abhängigkeit anerkennt. Jimmy Greaves erklomm diese erste Stufe schnell und bekam den Suff nach und nach in den Griff. Er lernte, dass sich sein Leben von nun an nur noch darum drehen würde, die nächsten 24 Stunden ohne Alkohol zu überstehen, denn ganz geheilt werden kann man von dieser Krankheit nie.


Einmal ein Alkoholiker, immer ein Alkoholiker. Ganz allmählich normalisierte sich sein Leben in bescheidenem Rahmen, und auch beruflich konnte er wieder Fuß fassen. Er wurde für einige Jahre so etwas wie ein mittlerer Fernsehstar. Gemeinsam mit Ian St. John, dem ehemaligen Sturm-Ass vom FC Liverpool, trat er für den Sender ITC in der »Saint and Greavsie Show« auf, einer für die damaligen Verhältnisse ziemlich frechen Vorschau auf den anstehenden Liga-spieltag, die samstags kurz vor dem Anpfiff ausgestrahlt wurde. Die Scheingefechte, die sich die beiden alten Cracks dabei lieferten, wurden später oft imitiert und sind die Urform der schablonierten Späßchen, mit denen heute noch das Duo Netzer & Delling nervt. Entweder war Greaves ein ganz guter Schauspieler oder es ging ihm tatsächlich besser, denn er kicherte ständig über seine eigenen Jokes, die nicht immer geschmackssicher waren. Und einmal brachte er auch das Manko des heutigen Fußballs auf einen endgültigen Nenner. Was fehlt und wohl nie wieder so zu bewundern sein wird wie in seiner Glanzzeit, ist, wer hätte es nicht geahnt, »the old hey – diddle – diddle – down – the – middle and stick it in the net.«

Erfolge:

Weltmeister 1966, Europapokalsieger der Pokalsieger 1963 mit Tottenham Hotspur, FA Cup-Sieger 1962 und 1970 mit Tottenham Hotspur