Spannendes 1:1-Unentschieden bei Werder Bremen - RSV-Frauen bleiben im Aufstiegsrennen
Die Fußballerinnen des Ratzeburger SV haben in Bremen einen gelungenen Auftakt in die Aufstiegsrunde zur Regionalliga gefeiert. Sie trotzten dem Favoriten Werder Bremen in einer hart umkämpften Partie ein 1:1 ab und haben nun den Matchball am kommenden Sonntag auf eigenem Platz gegen Niendorf in der Hand.
Die Rückfahrt im mit zahlreichen Fans gefüllten Reisebus geriet nicht zur großen Sause. Beim verdienten Kaltgetränk gingen die Gedanken schon zum nächsten entscheidenden Spiel. "Wir sind super zufrieden mit dem Unentschieden und ich bin enorm stolz, wie die Mannschaft die vielen Verletzungen aufgefangen hat", freute sich RSV-Coach Gerhard Müller über die tolle Moral. Denn die Mannschaft steckte das vor der Partie noch gefürchtete frühe Gegentor (2.) weg, erarbeitete sich danach mehr Spielanteile und wurde nach einem sehenswerten Angriff mit dem 1:1 schon in der 15. Minute belohnt: Christina Follert hatte von der rechten Seite Stürmerin Verena Fricke genau im richtigen Moment in die Gasse geschickt und die Torschützenkönigin der Verbandsliga vollendete eiskalt mit einem gefühlvollen Heber.
Fortan hatte Werder Bremen die klar bessere Spielanlage, agierte feldüberlegen und setzte den RSV mächtig unter Druck. Die Ratzeburgerinnen schienen auch früh konditionell abzubauen, hielten aber mit Glück, Geschick und viel Kampfgeist gegen.
Nach dem Wechsel erhöhte Werder den Druck noch mehr, es entwickelte sich für Ratzeburg eine reine Abwehrschlacht. Torfrau Antje Bauer stand mehrfach im Brennpunkt, Libero Bianca Windsio musste auf der Linie retten. Trotzdem hätte der RSV sogar gewinnen können, denn eine kuriose Szene beendete das Spiel in der langen Nachspielzeit: Die für die verletzte Sandra Fehlau (Bänderriss) eingewechselte Johanna Weis wurde im Strafraum klar gefoult, die Schiedsrichterin entschied sofort auf Strafstoß. Als sich Verena Fricke den Ball am Punkt zurecht legen wollte, intervenierte die Linienrichterin, die kein Foul gesehen haben wollte. Die Schiedsrichterin nahm ihre Entscheidung daraufhin zurück, was auch bei den vielen hundert Bremer Zuschauern für großes Erstaunen sorgte.
Mitten in die Sturm- und Drangphase hinein legte Ratzeburgs Nadine Petersen in der ersten wirklich ernstzunehmenden Offensivbemühung der Gäste für Sturmpartnerin Verena Fricke auf, die eiskalt Jennifer Martens zum 1:1 überlupfte (15.). Der unerwartete Schock lähmte die gerade noch flüssigen Kombinationen. Und Ratzeburg erinnerte sich zunehmend der im Vorfeld von Birte Brüggemann gelobten Kompaktheit. Von Minute zu Minute agierten sie sicherer und lauerten auf Fehler in den Bremer Reihen.
Vor allem Chadia Freyhat zog beinah magnetisch meist bis zu drei Gegenspielerinnen in ihren Aktionsradius, auch auf die emsige Katharina Hamann auf der rechten Außenbahn konzentrierte sich die Defensive. Werder verlor zunehmend den spielerischen Faden, die Angriffe verpufften, indem zu überhastet, oft schon aus dem Halbfeld, und über zu wenig miteinbezogene Stationen der Ball in die Tiefe probiert wurde.
Nach einer halben Stunde setze Freyhat dann ein Ausrufzeichen, schüttelte im Mittelfeld in unnachahmlicher Weise ihre Bewacherinnen ab, war auf dem direkten Weg zum Tor, bis sie unsanft direkt an der Strafraumkannte von den Beinen geholt wurde. Der anschließend von ihr getretene Freistoss zischte flach am linken Pfosten vorbei.
Nach Wiederbeginnn traute sich Ratzeburg nach vorn. Doch Werders rechte Verteidigerin Anna Pötter rettete in brenzliger Situation vor der einschussbereiten Liva Zunker (49.). Die Partie verflachte darauf. Werder blieb zwar auch in der zweiten Hälfte komplett spielbestimmend, die Grün-Weißen kämpften aufopferungsvoll, mussten aber zusehends ihrem lange Zeit hohen Tempo unter der Gluthitze Tribut zollen. Ratzeburg agierte souverän, vor allem in der Defensive fast fehlerlos und ließ sich zu keiner Zeit herauslocken. Werder schien auch aufgrund der defensiven Abgeklärtheit der Gäste zu verkrampfen.
Die eingewechselte Jana Beling brachte dank ihrer Quirligkeit und mutigen Spielweise noch einmal neuen Schwung. Auch Katharina Hamann mobilisierte in einem energiezehrenden Spiel ihre letzten Kräfte. So blieb ein toller Solo-Lauf von ihr aber unbelohnt (55.). Nochmals war Antje Bauer im Kasten von Ratzeburg auf ihrem Posten. Außerdem wurde eine kraftvolle Einzelleistung von Chadia Freyhat abgeblockt (64.). Und in die letzte große Tormöglichkeit Werders warf sich eine Abwehrspielerin: Nach Querpass von Katharina Hamann traf Jana Beling aus Nahdistanz auf der Linie lediglich eine Ratzeburgerin.
Auch Trainerin Birte Brüggemann stellte nach der Partie geknickt fest: "Die Mädels haben so lange dafür gekämpft. Sie hätten den Aufstieg verdient. Es ist ernüchternd", aber "wir hätten es entscheiden müssen. Wir hatten zwar auch nicht viele, aber die besseren Chancen, waren spielbestimmend, wollten die Tore." Doch noch ist nichts verloren. Im abschließenden Spiel der Relegations-Dreierrunde erwartet Ratzeburg am kommenden Sonntag, 08.06.2008, nun den Niendorfer TSV.
Gewinnt Ratzeburg mit mindestens zwei Toren unterschied oder mit mindestens drei geschossenen Toren, steigt die Mannschaft von Gerhard Müller auf. Werder hilft zum direkten Aufstieg einzig ein Punktverlust der Ratzeburger. Ein letztes Hintertörchen bietet auch ein etwaiger 2:1-Sieg des Ratzeburger SV. Da Werder Nienburg mit 2:1 geschlagen hatte, wäre ein abermaliges Entcheidungsspiel gegen Ratzeburg notwendig. Birte Brüggemann appelliert deshalb an den in Sachen Aufstieg chancenlosen Hamburger Meister: "Ich hoffe auf die sportliche Fairness der Niendorfer."
Werder Bremen: Martens; Pötter, Votava, L. Möhlmann, Schröder (Aulich 70.), Krämer, Freyhat, Mauckisch, Stefanski, Hamann, Haar (Beling 55.)
Tore: 1:0 Schröder (03.), 1:1 Fricke (15.)