FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Montag, 13. September 2010


Ein Kreuz wie ein Kühlschrank


Mit pechschwarzen Händen hatte John Charles 1947 seinen ersten Vorvertrag mit Frank Buckley, dem Team Manager von Leeds United, per Handschlag besiegelt. Der 16-jährige Charles arbeitete seinerzeit als Schuhputzer und Platzwart für die erste Mannschaft in seinem Heimatort Swansea. Buckley hatte Charles zufällig in einem Jugendspiel entdeckt, war von seinen Fähigkeiten euphorisiert und wollte ihn sofort verpflichten. Doch die Sache hatte gleich mehrere Haken, denn Charles war zunächst einmal zu jung für einen Profivertrag. Zudem waren seine 1,63 Meter nicht gerade das Idealmaß für die beinharte, englische Second Division. Zwei Probleme, von denen bald niemand mehr sprechen sollte. John Charles ging zum Militär, und als er zu den »Peacocks« zurückkehrte, erschrak Frank Buckley gehörig. Vor ihm stand ein 1,87 großer Hüne mit einem Kreuz wie ein Kühlschrank – der perfekte Verteidiger für Buckleys System. Nach seiner ersten Saison an der Elland Road wurde Charles als 18-jähriger in die walisische Nationalelf berufen. Doch der schüchterne Junge konnte sich trotz seiner beängstigenden Erscheinung, nicht durchsetzen und begann an seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Sein Entdecker Buckley nahm sich seiner an und arbeitete mit ihm an Sprungkraft und Technik. In der neuen Saison stellte er Charles als Mittelstürmer auf – eine Initialzündung, denn er erzielte 21 Tore im ersten Jahr. Seine eleganten Bewegungen verwunderten Gegner und Mitspieler gleichermaßen, nie zuvor hatten sie einen so großen Spieler mit einer solchen Ballbehandlung gesehen.


Eine weitere Saison später markierte der Waliser 42 Treffer, bis heute Saison-Rekord in der Geschichte von Leeds United. Während seiner Karriere spielte Charles auf beinahe allen Positionen und entwickelte sich so zum einem vielseitigsten Spieler der Welt. »Er war ein kompletter Spieler. Am liebsten hätte ihn der Trainer vorne ein Tor schießen lassen und ihn dann direkt als Libero aufgestellt, damit er die Tore verhindert«, sagte der Journalist Michael Parkinson über Charles. Der Riese aus Swansea überragte seine Gegen- und Mitspieler also nicht nur aufgrund seiner Körpergröße. Weltmeister Jack Charlton, der selbst noch mit Charles zusammen spielte, nannte ihn »den besten Kopfballspieler, den ich je gesehen habe.« Am Ende der Saison 1955/56 stieg Charles mit Leeds in die First Division auf. Doch er suchte eine neue Herausforderung und wechselte zur neuen Spielzeit für die Weltrekordablöse von £ 65.000 zu Juventus Turin. Anfangs fiel es Charles schwer, sich den kulturellen Unterschieden anzupassen.