23 Jahre ist es her, als bei einer Massenpanik im
Hillsborough-Stadion in Sheffield 96 Menschen ihr Leben verloren. Ein neuer
Bericht zeigt nun, dass viele hätten gerettet werden können. Den Polizei- und
Rettungskräften seien schwere Fehler unterlaufen, im Anschluss seien falsche
Schuldzuweisungen gemacht worden. Premierminister David Cameron bat um
Entschuldigung. In der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung hieß es, man
hätte später versucht, die Verantwortung auf die Opfer zu schieben. Wenn die
Einsatzkräfte jedoch schneller gehandelt hätten, hätten mindestens 41 der Opfer
gerettet werden können. Dies wird in dem neuen Bericht betont, der von einer
unabhängigen Kommission vorgelegt wurde. Sie hatte über 18 Monate rund 450.000
Dokumente durchgesehen, die von der Regierung freigegeben worden waren.
Festgestellt wurde auch, dass die Polizei aus Berichten Passagen entfernt
hatte, die sie in negativem Licht darstellten.
Cameron bat die Angehörigen der Opfer um Entschuldigung.
Sie hätten in den vergangenen Jahren doppelt gelitten: Einmal durch den Tod
geliebter Menschen, und dann dadurch, dass diesen fälschlicherweise eine
Mitschuld gegeben worden sei. Jetzt könnte es eine neue gerichtliche
Untersuchung geben. Es sei eine Schande für Großbritannien, dass es mehr als 20
Jahre gedauert habe, um die Fehler offenzulegen, die zu der Katastrophe
beigetragen hätten. Einigen verletzten Fans sei auch medizinische Hilfe
verweigert worden, erklärte Cameron zudem. Im Anschluss an das Unglück waren
die Fans von der Polizei und Medien als betrunken und aggressiv hingestellt
worden. Laut den neuen Untersuchungen traf dies so nicht zu. Ein Großteil der
Opfer habe keinesfalls zu viel Alkohol im Blut gehabt. Zu den Ursachen des
schwersten Unglücks der britischen Fußball-Geschichte wird seit langem neben
polizeilichen Fehlern auch die damals übliche Stadion-Architektur mit hohen
Gitterzäunen gezählt.
„Unter
dem Eindruck der neuen Beweise ist es richtig, dass ich mich heute als
Premierminister bei den Familien der 96 Todesopfer für all ihr Leid, das Sie in
den vergangenen Jahren erlitten haben, angemessen entschuldige“.
Der britische Premierminister
David Cameron
Vertreter der Angehörigen reagierten am Mittwoch positiv
auf den Bericht und die Entschuldigung des Premiers. "Wir sind der
Meinung, dass ein Durchbruch geschafft wurde", sagte Trevor Hicks von der
Organisation Hillsborough Justice Campaign. "Die Wahrheit ist ans Licht
gekommen, morgen folgt die Gerechtigkeit." Üblicherweise werden in
Großbritannien Regierungsunterlagen erst nach einer Sperrfrist von 30 Jahren
veröffentlicht. Nachdem in einer Online-Petition weit über 100.000
Unterschriften gesammelt worden waren, stimmte das britische Parlament im
Vorjahr aber der vorzeitigen, vollständigen und unzensierten Veröffentlichung
zu.
Die Polizei hatte damals zu viele Menschen in den Block
der Liverpool-Fans gelassen. Die meisten Todesopfer wurden in dem völlig überfüllten
Stehplatzbereich zu Tode gedrückt oder erstickten. Wegen des Unglücks wurden
nie Anklagen gegen Einzelpersonen oder Organisationen erhoben. (aus dem „kicker“)