Der Mann, der angetrunken ein Fußballspiel nach 32 Minuten
zur Halbzeit pfiff, ist tot. Schiedsrichter-Legende Wolf-Dieter Ahlenfelder
starb am Samstag im Alter von 70 Jahren.
Ein kurioser Pfiff machte ihn zur Legende: Wolf-Dieter
Ahlenfelder war einer der beliebtesten und besten Schiedsrichter der 70er- und
80er-Jahre. Nun wurde bekannt, dass er bereits am vergangenen Samstag im Alter
von 70 Jahren starb. Ahlenfelder litt seit Jahren unter einer schweren
Zuckerkrankheit.
Der gelernte Mineralöl-Kaufmann war nicht nur bekannt für
seine Leistungen auf dem Platz, sondern auch für seine Lebenslust. Trockene
Professionalität war ihm ebenso fremd wie falsche Höflichkeit. "Junge, steh'
auf, die Rasenheizung ist nicht an", so eine seiner Anweisungen auf dem
Platz. Legendär auch sein Dialog mit Paul Breitner: "Ahlenfelder, du
pfeifst wie ein Arsch." Antwort: "Breitner, und du spielst wie ein
Arsch."
Am 8. November 1975 leitete Ahlenfelder dann das Spiel,
mit dem er endgültig in die Annalen einging: Die Partie Werder Bremen gegen
Hannover 96 lief, es war die 32. Minute, als Ahlenfelder pfiff und die erste
Halbzeit für beendet erklären wollte. Wie sich danach herausstellte, war der Referee
nicht mehr ganz nüchtern während des Spiels. Er habe eben "zu früh in den
Flötenkasten reingeblasen", sagte er und gab an, ein Bier und einen
Malteser-Schnaps zu sich genommen zu haben. "Wenn ich sage, dass ich vor
Bundesliga-Spielen Wasser und Fanta getrunken habe, dann wäre das eine
Lüge", bekannte er.
Besagte Partie ließ er schließlich doch noch fortsetzen
und pfiff dann 90 Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit endgültig zur Pause.
Warum weitergespielt wurde, darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Werders
langjähriger Nationalspieler Horst-Dieter Höttges behauptet, zu Ahlenfelder
gesagt zu haben: "Schiri, da kann etwas nicht stimmen, mein Trikot ist
noch ganz trocken." Der Referee selbst wiederum erklärte, sein
Linienrichter habe wie verrückt mit der Fahne gefuchtelt.
Zwischen 1975 und 1988 leitete Ahlenfelder insgesamt 106
Bundesliga-Spiele. Nach der Saison 1983/84 wurde er vom Deutschen Fußball-Bund
mit der "Goldenen Pfeife" als bester deutscher Schiedsrichter
ausgezeichnet. In seinen letzten Jahren ist Ahlenfelder kaum noch bei einem
Fußballspiel gesehen worden. Mit der heutigen Generation der
Bundesliga-Schiedsrichter wolle er auch nie tauschen, hatte er noch anlässlich
seines 70. Geburtstags gesagt. "Dabei gibt's inzwischen sogar zwei extra
Torrichter, die in der Nase bohren, und so einen Sesselfurzer, der als vierter
Mann Täfelchen hochhält. Wir haben das früher mit drei Mann hingekriegt." (Quelle: Stern-Online)