FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Dienstag, 4. November 2014




Ratzeburger SV III – Ratzeburger SV II 1:3 (0:1)

Celtic vs. Rangers? Milan vs. Inter? HSV vs. St. Pauli? Galatasaray vs. Fenerbahce? Alles Kindergarten! Die Mutter aller Derbys ist nicht etwa das belanglose Duell zwischen Dortmund und Schalke. Nein. Da treten doch heutzutage nur noch Spieler gegeneinander an, die in der nächsten Saison dort spielen, wo mit den buntesten Scheinchen gewedelt wird. Die richtigen Derbys finden im Amateurbereich statt. Die Fluktuation der Spieler bleibt meist äußerst gering, die Verbundenheit zum eigenen Verein häufig größer als der Wunsch, eine Klasse höher auf der Bank sitzend gegen den Abstieg zu spielen. Nun traten wir als Zweite allerdings nicht gegen Vereine wie Ziethen oder Mölln an, wo man wirklich von Derbys sprechen kann. Ein internes Vereinsduell stand auf dem Terminkalender der Kreisklasse A des Herzogtums. Wann hat es das zuletzt gegeben? Ich muss gestehen, das wandelnde Kreisfußball-Lexikon namens Müllers, seinerseits passionierter 1848er und somit schon lange unter akuter Derbyabstinenz leidend, zu Rate gezogen zu haben. Es muss um die Jahrtausendwende gewesen sein. Damals jedoch ein Pokalspiel, welches die Zweite mit 4:3 gewann. Aber in der Liga gab es das, so lange sein Gedächtnis reicht, höchstwahrscheinlich noch nicht.

Zur Ausgangssituation. Ratzeburg III stieg letzte Saison als B-Klassen-Meister souverän auf. Vor der Saison war dieses Team noch als Zweite gemeldet, wurde als die vielen A-Jugendlichen in den Herrenbereich aufstiegen, eine Nummer zurück gesetzt. Dem Vernehmen nach hat dieser Umstand vielen dort spielenden und agierenden Personen nicht allzu gut gefallen. Am Ende wurde sich damit jedoch arrangiert. Die Dritte beheimatet viele in die Jahre gekommene ehemalige Erste-Herren-Spieler, sowie Spieler, die die Dritte der Ersten oder Zweiten vorziehen. Somit ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass die Dritte auch in der neuen KKA gut mithält und bis zum Anpfiff dieser Partie punktgleich mit unserer Zweiten in der Tabelle stand. Auch standen zahlreiche Dritte-Herren-Kicker bereits bei Spielen der Zweiten im Kader (Schmidt, Awiszus, Ritter, Knuth, Hamer) und rissen sich für uns ebenso den Allerwertesten auf, wie für ihr eigenes Team. Vor der Partie musste Dritte-Coach Mirko Fischer die Ausfälle von Ritter (Erkältung) und Krägler (Auto-Unfall, gute Besserung!), kompensieren. Bei der Zweiten waren bis auf Hofmann alle Mann an Deck. Laut Internet hätte die Partie eigentlich im Stadion stattfinden sollen. Auf Wunsch der Dritten wurde die Partie allerdings auf den oberen, kleineren Rasenplatz verlegt. Hier trägt die Dritte jedes ihrer Heimspiele aus. Dieser Umstand kam uns sehr entgegen, schließlich sind wir auf eben jenem Geläuf noch ohne Punktverlust und konnten hierauf jedes Mal überzeugen.

Zweite-Trainer Nico Gamon, der seine Spieler mit einer flammenden Rede auf Temperatur brachte, ließ im altbewährten 4-1-4-1 auflaufen und konnte heute auf eine 5 Spieler zählende Ersatzbank zurückgreifen. So etwas hat es auch noch nicht gegeben. Demgegenüber standen bei der Dritten drei Spieler auf der Ersatzbank. Schiedsrichter Klaus-Jürgen Vahlendiek pfiff die Partie pünktlich um 12 Uhr Ortszeit an (die Partie wurde in 205 Länder übertragen). Nach dem anfänglichen Abtasten beider Teams konnte die Zweite eine optische Überlegenheit heraus spielen, war in Puncto Ballbesitz die spielbestimmende Mannschaft, wenngleich man konstatieren kann, dass Torchancen auf beiden Seiten zunächst rar gesät waren. In der 35. Minute konnte sich Kjell Hentschel über rechts durchsetzen, kippte den Ball anschließend auf den am Sechzehner postierten Kapitän Johannes Olfen, der das Leder ins lange Eck zur Führung für die Zweite wuchtete. Was die Dritte Herren zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Sie hatten schon verloren. Aufmerksame Statistiker fanden heraus, dass Ratzeburg II noch nie ein Spiel verloren hat, wenn Olfen traf. Zwar hatten wir noch 45 Minuten auf der Uhr, aber dank dieses unerschütterlichen Faktums konnten wir ruhigen Gewissens in die zweite Hälfte starten.

Diese begann ähnlich wie die erste. Beide Teams gleichauf, kaum Torchancen. Der bis dahin blass gebliebene, weil nahezu vollends aus dem Spiel genommene Top-Torjäger der Dritten, Marc Schmidt, bekam den Ball nach 55 Minuten perfekt in die Schnittstelle gespielt, sodass dieser nur noch Keeper Ferdi Abramowski, vor sich hatte. Selbstverständlich ließ „Schmiddi“ sich diese Einladung nicht entgehen und schloss mit dem Außenrist ins lange Eck zum (bei der Dritten) vielumjubelten Ausgleich ab. Nun hatte man bei der Dritten Blut geleckt und man sah in den Gesichtern die bange Hoffnung, hier doch noch zu siegen, kurz aufkeimen. Sieben Minuten später stellte Lasse Kanz mit einem Schuss aus der Kategorie „unhaltbar“ den alten Abstand wieder her (62.). Nur weitere drei Minuten danach ergab sich eine aussichtsreiche Freistoßposition aus halblinker Position. Johannes Olfen brachte den Ball in den Strafraum und fand mit Marco Hamer (3. Herren) einen unfreiwilligen Abnehmer, der den Ball zum 1:3 für die Zweite abfälschte (65.). In der Folge vergaben beide Teams jeweils Hochkaräter, um das Spiel einerseits wieder spannend zu machen, andererseits endgültig zu entscheiden. Am Ende siegt die Zweite Herren standesgemäß. Schließlich wurde die Dritte im Vorfeld nicht müde, uns die Favoritenrolle zuzuschieben, die wir allerdings selbstbewusst annahmen und unsere Serie nun auf fünf Siege in Folge ausbauen konnten und mittlerweile mit dem 7. Tabellenplatz in jene Sphären vorrücken, in denen wir uns auch wohl fühlen wollen.

Fazit: Das Vereinsderby hat auf jeden Fall einen sehr speziellen Reiz. Beiden Mannschaften konnte man die Wichtigkeit der Partie ansehen. Die branchenüblichen Sticheleien blieben natürlich nicht aus und das ist auch gut so. Das Spiel war sehr fair, jedoch mit dem nötigen Kampfeswillen und leidenschaftlichen Einsatz geführt. Niemand ließ sich zu Unsportlichkeiten hinreißen und beide Mannschaften verhielten sich fair. Wenngleich es in Puncto Fairnesstabelle ein ungleiches Duell war: Die Dritte hält abgeschlagen die Rote Laterne, während die Zweite war vor dem Spiel punktgleich mit der SIG Elmenhorst auf Rang 1 gelistet war. Dank einer Gelb bringenden Grätsche Timo Baumanns mussten wir der SIG das Feld jedoch alleinig überlassen. Der Dritten wünschen wir alles Gute und viel Erolg. Wir freuen uns auf die nächsten Duelle in der ehrlichsten Liga der Welt!

Immer vorwärts RSV!

Dritte: Koch – Rost, Lorenz, Schön (Jahnig), Knuth – Kaben, Schlecht, Sydow (S. Kamischke), Hamer , Awiszus – Schmidt.

Zweite: Abramowski – Zunker, Daunus, Brock, Zengin – Olfen – Mollenhauer (Koenig), Kanz, Baumann, Hentschel – Gösch (Steiner).