Ratzeburger SV III – Ratzeburger
SV II 1:3 (0:1)
Celtic vs. Rangers? Milan vs. Inter? HSV vs. St. Pauli?
Galatasaray vs. Fenerbahce? Alles Kindergarten! Die Mutter aller Derbys ist
nicht etwa das belanglose Duell zwischen Dortmund und Schalke. Nein. Da treten
doch heutzutage nur noch Spieler gegeneinander an, die in der nächsten Saison
dort spielen, wo mit den buntesten Scheinchen gewedelt wird. Die richtigen
Derbys finden im Amateurbereich statt. Die Fluktuation der Spieler bleibt meist
äußerst gering, die Verbundenheit zum eigenen Verein häufig größer als der
Wunsch, eine Klasse höher auf der Bank sitzend gegen den Abstieg zu spielen. Nun traten wir als Zweite allerdings nicht gegen Vereine wie Ziethen oder Mölln
an, wo man wirklich von Derbys sprechen kann. Ein internes Vereinsduell stand
auf dem Terminkalender der Kreisklasse A des Herzogtums. Wann hat es das
zuletzt gegeben? Ich muss gestehen, das wandelnde Kreisfußball-Lexikon namens
Müllers, seinerseits passionierter 1848er und somit schon lange unter akuter
Derbyabstinenz leidend, zu Rate gezogen zu haben. Es muss um die
Jahrtausendwende gewesen sein. Damals jedoch ein Pokalspiel, welches die Zweite
mit 4:3 gewann. Aber in der Liga gab es das, so lange sein Gedächtnis reicht,
höchstwahrscheinlich noch nicht.
Zur Ausgangssituation. Ratzeburg III stieg letzte Saison
als B-Klassen-Meister souverän auf. Vor der Saison war dieses Team noch als
Zweite gemeldet, wurde als die vielen A-Jugendlichen in den Herrenbereich
aufstiegen, eine Nummer zurück gesetzt. Dem Vernehmen nach hat dieser Umstand
vielen dort spielenden und agierenden Personen nicht allzu gut gefallen. Am
Ende wurde sich damit jedoch arrangiert. Die Dritte beheimatet viele in die
Jahre gekommene ehemalige Erste-Herren-Spieler, sowie Spieler, die die Dritte
der Ersten oder Zweiten vorziehen. Somit ist es überhaupt nicht verwunderlich,
dass die Dritte auch in der neuen KKA gut mithält und bis zum Anpfiff dieser
Partie punktgleich mit unserer Zweiten in der Tabelle stand. Auch standen
zahlreiche Dritte-Herren-Kicker bereits bei Spielen der Zweiten im Kader
(Schmidt, Awiszus, Ritter, Knuth, Hamer) und rissen sich für uns ebenso den
Allerwertesten auf, wie für ihr eigenes Team. Vor der Partie musste
Dritte-Coach Mirko Fischer die Ausfälle von Ritter (Erkältung) und Krägler
(Auto-Unfall, gute Besserung!), kompensieren. Bei der Zweiten waren bis auf
Hofmann alle Mann an Deck. Laut Internet hätte die Partie eigentlich im Stadion stattfinden sollen. Auf
Wunsch der Dritten wurde die Partie allerdings auf den oberen, kleineren
Rasenplatz verlegt. Hier trägt die Dritte jedes ihrer Heimspiele aus. Dieser
Umstand kam uns sehr entgegen, schließlich sind wir auf eben jenem Geläuf noch
ohne Punktverlust und konnten hierauf jedes Mal überzeugen.
Zweite-Trainer Nico Gamon, der seine Spieler mit einer
flammenden Rede auf Temperatur brachte, ließ im altbewährten 4-1-4-1 auflaufen
und konnte heute auf eine 5 Spieler zählende Ersatzbank zurückgreifen. So etwas
hat es auch noch nicht gegeben. Demgegenüber standen bei der Dritten drei
Spieler auf der Ersatzbank. Schiedsrichter Klaus-Jürgen Vahlendiek pfiff die Partie pünktlich um 12 Uhr
Ortszeit an (die Partie wurde in 205 Länder übertragen). Nach dem anfänglichen Abtasten
beider Teams konnte die Zweite eine optische Überlegenheit heraus spielen, war
in Puncto Ballbesitz die spielbestimmende Mannschaft, wenngleich man
konstatieren kann, dass Torchancen auf beiden Seiten zunächst rar gesät waren.
In der 35. Minute konnte sich Kjell Hentschel über rechts durchsetzen, kippte
den Ball anschließend auf den am Sechzehner postierten Kapitän Johannes Olfen,
der das Leder ins lange Eck zur Führung für die Zweite wuchtete. Was die Dritte
Herren zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Sie hatten schon verloren.
Aufmerksame Statistiker fanden heraus, dass Ratzeburg II noch nie ein Spiel
verloren hat, wenn Olfen traf. Zwar hatten wir noch 45 Minuten auf der Uhr,
aber dank dieses unerschütterlichen Faktums konnten wir ruhigen Gewissens in
die zweite Hälfte starten.
Diese begann ähnlich wie die erste. Beide Teams gleichauf,
kaum Torchancen. Der bis dahin blass gebliebene, weil nahezu vollends aus dem
Spiel genommene Top-Torjäger der Dritten, Marc Schmidt, bekam den Ball nach 55
Minuten perfekt in die Schnittstelle gespielt, sodass dieser nur noch Keeper
Ferdi Abramowski, vor sich hatte. Selbstverständlich ließ „Schmiddi“ sich diese
Einladung nicht entgehen und schloss mit dem Außenrist ins lange Eck zum (bei
der Dritten) vielumjubelten Ausgleich ab. Nun hatte man bei der Dritten Blut
geleckt und man sah in den Gesichtern die bange Hoffnung, hier doch noch zu
siegen, kurz aufkeimen. Sieben Minuten später stellte Lasse Kanz mit einem
Schuss aus der Kategorie „unhaltbar“ den alten Abstand wieder her (62.). Nur
weitere drei Minuten danach ergab sich eine aussichtsreiche Freistoßposition
aus halblinker Position. Johannes Olfen brachte den Ball in den Strafraum und
fand mit Marco Hamer (3. Herren) einen unfreiwilligen Abnehmer, der den Ball zum
1:3 für die Zweite abfälschte (65.). In der Folge vergaben beide Teams jeweils
Hochkaräter, um das Spiel einerseits wieder spannend zu machen, andererseits
endgültig zu entscheiden. Am Ende siegt die Zweite Herren standesgemäß. Schließlich wurde die Dritte im
Vorfeld nicht müde, uns die Favoritenrolle zuzuschieben, die wir allerdings
selbstbewusst annahmen und unsere Serie nun auf fünf Siege in Folge ausbauen
konnten und mittlerweile mit dem 7. Tabellenplatz in jene Sphären vorrücken, in
denen wir uns auch wohl fühlen wollen.
Fazit: Das Vereinsderby hat auf jeden
Fall einen sehr speziellen Reiz. Beiden Mannschaften konnte man die Wichtigkeit
der Partie ansehen. Die branchenüblichen Sticheleien blieben natürlich nicht
aus und das ist auch gut so. Das Spiel war sehr fair, jedoch mit dem nötigen
Kampfeswillen und leidenschaftlichen Einsatz geführt. Niemand ließ sich zu
Unsportlichkeiten hinreißen und beide Mannschaften verhielten sich fair.
Wenngleich es in Puncto Fairnesstabelle ein ungleiches Duell war: Die Dritte
hält abgeschlagen die Rote Laterne, während die Zweite war vor dem Spiel
punktgleich mit der SIG Elmenhorst auf Rang 1 gelistet war. Dank einer Gelb
bringenden Grätsche Timo Baumanns mussten wir der SIG das Feld jedoch alleinig
überlassen. Der Dritten wünschen wir alles Gute und viel Erolg. Wir freuen uns auf die
nächsten Duelle in der ehrlichsten Liga der Welt!
Immer vorwärts RSV!
Dritte: Koch – Rost, Lorenz, Schön
(Jahnig), Knuth – Kaben, Schlecht, Sydow (S. Kamischke), Hamer , Awiszus –
Schmidt.
Zweite: Abramowski – Zunker, Daunus,
Brock, Zengin – Olfen – Mollenhauer (Koenig), Kanz, Baumann, Hentschel – Gösch
(Steiner).