Die Suche nach dem heiligen Gral
1968, zehn Jahre nach der Katastrophe von München, gewann ManU den Landesmeister-Pokal. Damit hatte eine neue Generation dem Tod ihrer Ahnen einen Sinn gegeben. Hier wird an diese „New Busby-Babes“ erinnert.
Bill Foulkes
Nichtsdestotrotz vertraute man ihm in Old Trafford. Dieses Vertrauen zahlte er spätestens mit dem wichtigsten Treffer seiner Karriere zurück. Foulkes war es, der 1968 im Halbfinale des Europapokals gegen Real Madrid die Reds ins Endspiel schoss. Nach einer maßgeschneiderten Flanke von George Best schlenzte der Defensivspezialist kurz vor Schluss den Ball zum 3:4 ins Netz. Im Finale triumphierte Manchester bekanntermaßen gegen Benfica Lissabon. Für den inzwischen 36-jährigen Foulkes sollte dieser Pokal-Erfolg viel mehr als ein weiterer Titel in seiner Fußballerlaufbahn sein. Der Sieg bedeutete für den ehemaligen Kohlebergwerk-Arbeiter endlich Licht am Ende des Tunnels. Als einer der Überlebenden des Flugzeugunglücks von München, so Foulkes in einem Interview, habe ihm der Pokal-Gewinn über die Katastrophe hinweg geholfen.
Alex Stepney
Seamus Anthony Brennan
Nicht einmal zwei Wochen waren seit dem Unglück vergangen, da musste ManU gegen Sheffield im FA-Cup bestehen. Das „team sheet“ im Programmheft hatte elf Leerstellen. Die Truppe bestand aus hastigst Verpflichteten und nach oben gespülten Nachwuchskräften. Einer davon war der spätere Nationalspieler Irlands Shay Brennan. Übrigens der Erste auf englischem Territorium Geborene, welcher später für die grüne Insel auflief.
Von links außen kommend, entschied er das von unbeschreiblichen Emotionen getragene Spiel (3:0-Sieg) mit zwei Treffern fast im Alleingang. Brennan war auch der Einzige jener Jünglinge, der sich über die Jahre des Neuaufbaus hinweg etablieren konnte. Seine positionelle Metamorphose verschlug ihn letztendlich auf die rechte Abwehrseite, von der aus er gefürchtete Vorstöße vollzog und somit der modernen Auslegung des Außenverteidigers über 30 Jahre zuvor kam. Bis zu seinem Karriereende 1970 lief er in 355 Spielen ausschließlich für ManU auf.
Nobby Stiles
Im Spiel der Reds sollte Norbert „Nobby“ Stiles vor dem eigenen Sechzehner die Lücken schließen und der gegnerischen Offensivabteilung auf die Füße treten – sei es mit Absicht oder aufgrund seiner starken Kurzsichtigkeit. Als der neue Prototyp des immer populärer werdenden Vorstoppers, der als vorgezogener Abwehrspieler die Verbindung zwischen Verteidigung und Mittelfeld darstellte, spielte Stiles am effektivsten. Durch ihn und seinen Mitstreiter Pat Crerand konnten die ManU-Genies Bobby Charlton und George Best glänzen. Stiles gewann die wichtigen Bälle und leitete sie schnellstmöglich und passgenau zu den technisch beschlageneren Spielern weiter.
Tony Dunne
530 Mal lief Anthony Peter Dunne für Manchester auf. Nur vier Spieler, Sir Bobby Charlton, Bill Foulkes, Ryan Giggs und Alex Stepney, streiften sich häufiger das ManU-Trikot über. Der irische Fußballer des Jahres 1969 erzielte in seinen dreizehn Jahren bei United zwar nur zwei Tore, doch in gegnerische Waden biss er dafür umso öfter. 1960 wechselte Dunne für 5000 Pfund vom irischen Klub Shelbourne FC zu dem englischen Topklub.
Brian Kidd
Seinen 19. Geburtstag wird Kidd wohl im Leben nicht vergessen. An diesem Tag sorgte er mit seinem Tor in der Verlängerung des Europapokal-Finales 1968 gegen Benfica Lissabon für die Vorentscheidung. Erst ein Jahr zuvor hatte der Stürmer im Trikot von Manchester United debütiert. In seiner ersten Profi-Saison traf er 17 Mal ins Schwarze und galt von da an als einer der gefährlichsten Angreifer auf der Insel. In 264 Spielen machte Kidd 70 Buden für ManU.
George Best
„I think I've found you a genius“, übermittelte Talentspäher Bob Bishop Trainer Matt Busby. George Best war damals zarte 15 Jahre jung. Nach anfänglichem Heimweh und der Rückkehr ins heimische Belfast ging Best zwei Jahre später doch wieder nach Manchester.
Nach United folgte eine Odyssee über mehrere Kontinente. Neben dem Platz zerstörte er sich alsbald selber. Am 3.Dezember 2005 erlag er einem Nierenleiden. Über 100000 Menschen nahmen an der Beerdigung in Belfast Teil.
Robert „Bobby“ Charlton
Das Flugzeugunglück überlebt, baute Matt Busby um den körperlich nahezu unversehrten Gentleman-Fußballer Bobby Charlton die neue Mannschaft auf, deren Höhepunkt der Sieg im Europapokal der Landesmeister 1968 werden sollte. „Es war eine Verpflichtung für Manchester United geworden, diesen Pokal zu gewinnen. Es war eine Familienangelegenheit“, so Charlton.
John Aston Jr.
Das ManU-Gen steckte einfach in der Familie. John Aston Sen., in Manchester geboren, schloss sich bereits in der Jugend United an, stieg im Dezember 1939 zu den Profis auf, kam aufgrund der Kriegswirren aber erst im September 1946, also fast sieben Jahre später, zu seinem Debüt gegen Chelsea.
David Sadler
Hochbegabt und variabel einsetzbar, war David Sadler schier unverzichtbar für die Mannschaft. Beim Triumph in Wembley zählte Sadler mit gerade einmal 22 Jahren zur ganz jungen Generation, die mit dem Druck und der Geschichte erst einmal zurechtkommen mussten. Doch Matt Busby hielt seine schützende Hand sorgsam über die Frischlinge. Seine Erinnerungen schildert Sadler wie folgt: „Er erklärte uns, dass wir in erster Linie Profis wären, die für die Gegenwart spielen.“