FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Montag, 11. Januar 2010


8. OKTOBER | 1. NOVEMBER 1978: Achtelfinale vs. AEK ATHEN


Stuart Astill: Im Achtelfinale wartete AEK Athen auf uns – mit einer echten Legende als Trainer: Ferenc Puskás, dem großen Ungarn. Es war mein erstes Europacup-Spiel, das ich auch im Ausland erlebte. Das Flugzeug, mit dem wir reisten, verkehrte normalerweise zwischen den East Midlands und der Kanalinsel Jersey. Deswegen mussten wir in Zagreb zwischenlanden, um zu tanken. Wir waren vielleicht ein paar hundert Nottingham-Fans, aber wir feierten wie tausend: Forest schlug Athen mit 2:1! Die Tore schossen John McGovern und Garry Birtles. Im Stadion gab es gar keine richtigen Tribünen, sondern nur Steinstufen, für die man sich Sitzkissen kaufen konnte. Nach dem Spiel zündeten die AEK-Anhänger diese Kissen an, so wütend waren sie über die Heimniederlage. Das Rückspiel gewannen wir dann sogar mit 5:1. Und Europa sah, welch berauschenden Kombinationsfußball wir spielten. Trainer Clough hasste Kick and Rush. Er sagte immer: »Wenn Gott gewollt hätte, dass Fußball hoch oben in der Luft gespielt wird, hätte er Rasen im Himmel gepflanzt.« Die Spieler, die ihm zur Verfügung standen, waren teilweise von anderen Klubs aussortiert worden. Unter Brian Clough und seinem Co-Trainer Peter Taylor spielten sie zusammen wie Weltstars.


Clough und Taylor waren nicht nur Kollegen – sie waren unzertrennliche Freunde. Taylor war für das Training zuständig und suchte die Spieler aus, die sie kaufen wollten. Cloughs Sache war es dann, diese Spieler zu überzeugen. Ein »Nein« akzeptierte er nicht, notfalls besuchte er sie zu Hause. Ihnen blieb gar nichts anderes übrig, als zu unterschreiben, sonst wären sie ihn wohl nie wieder losgeworden. Zusammen waren Clough und Taylor unglaublich lustig. Vor dem Liga-Cup-Finale 1978 in Wembley gingen sie mit der ganzen Mannschaft in die Hotelbar. Archie Gemmill wollte nicht mit, er sagte: »Wir haben morgen ein Endspiel!« Die beiden meinten nur: »Tu, was man dir sagt! Wir gehen in die Bar!« Clough schmiss eine Runde nach der anderen, bis alle betrunken waren, Taylor hielt sie mit seinen Sketchen und Anekdoten bei Laune. Das war wohl ihre Art, den Spielern ihre Nervosität zu nehmen. Am nächsten Tag waren sie zwar verkatert, gewannen aber 3:2. Später kam es leider zum Bruch zwischen den beiden, als Taylor zu Derby County wechselte und hinter Cloughs Rücken auch noch John Robertson, einen unserer Besten, mitnahm. Das haben sie nicht aus der Welt geschafft, bevor Taylor starb. Obwohl Clough kein Wort mehr mit ihm gesprochen hatte, ist er auf seine Beerdigung gegangen. Er war ein sehr emotionaler Mensch.


Tony Woodcock: Brian Clough war ein tiefsinniger Mensch, an manchen Tagen umschwebte ihn etwas wie Melancholie. An ihm war ein Philosoph verloren gegangen. Aber seine wahrscheinlich hochkomplizierten Gedanken konnte er auf die einfachste Weise mitteilen. Das Geheimnis des Kurzpassspiels erklärte er uns so: »Wenn du ein rotes Trikot siehst, spiel einfach den Ball hin!« Seine Taktikbesprechungen mit Peter Taylor als Sidekick waren schlicht Weltklasse. Da konnte es vorkommen, dass Clough Taylor angriff, der nahm die Schuld auf sich, und wer verteidigte ihn? Clough selbst! Wir Spieler lagen vor Lachen am Boden der Kabine. Vor dem Spiel gegen AEK Athen fragte ein frecher griechischer Journalist: »Was wollen Sie denn hier?« Clough sagte nur: »Wir sind hier, um zu tanzen und Whiskey zu trinken.« Und das haben wir dann auch getan. Aber erst, nachdem wir sie weggeputzt hatten.