FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Montag, 11. Januar 2010


30. MAI 1979: Finale vs. Malmö FF


Stuart Astill: Das Finale im Olympiastadion von München war an einem Mittwoch. Wir flogen schon am Montag hin und blieben bis Samstag. Es war sehr warm, die Sonne schien die ganze Zeit, und wir hatten eine prima Woche. Wir sahen uns sogar Neuschwanstein an, dieses schneeweiße Märchenschloss. Und jede Menge dieser bayrischen Bierkeller.


Am großen Tag waren ungefähr 20000 Nottingham-Fans im Olympiastadion, die Atmosphäre war fast ein bisschen wie bei einem Heimspiel. Das Finale an sich war, ehrlich gesagt, nicht besonders toll. Da gab es deutlich bessere Endspiele, das muss ich zugeben. Uns konnte es egal sein, wir gewannen es durch ein Tor von Trevor Francis kurz vor der Pause. Ich erlebte das alles wie in Trance, jetzt läuft es wie ein Film vor mir ab: John Robertson ging bis zur Torlinie durch und brachte den Ball nach innen. Trevor köpfte ihn rein. Wir kontrollierten das Spiel, aber Chancen waren echte Mangelware. Clough und Taylor waren völlig ruhig, wie immer, sie ließen sich nie etwas anmerken.


Und dann kam der große Moment: Der Schiedsrichter pfiff ab! Ich begriff das alles gar nicht, bis unser Kapitän John McGovern die Trophäe in die Luft reckte. Erst da wurde mir klar: Wahnsinn, das ist der Europapokal der Landesmeister! Und das ist nicht Real Madrid – das da unten ist unsere Mannschaft! Ich konnte das nicht glauben! Nach dem Spiel kamen die Spieler – unsere Jungs! – in die Kurve und präsentierten uns den Pokal. Wir wollten nur noch feiern, und das taten wir auch mit aller Konsequenz. Erst im Stadion, dann den Rest der Nacht im Hofbräuhaus, das für uns reserviert war. Ich erinnere mich noch, dass ich erst um sieben Uhr morgens ins Hotel zurückkam. Wegen unseres München-Urlaubs verpassten wir allerdings die große Parade nach der Rückkehr der Mannschaft nach Nottingham. Irgendwie bedauere ich das, aber trotzdem hat sich der Ausflug nach Bayern gelohnt. Brian Clough flog auch nicht mit zurück nach England, sondern zog sich wieder in sein Ferienhaus auf Kreta zurück, wo er auch schon die Tage zuvor verbracht hatte. So war er eben: Brian Clough. Er tat immer, was man am wenigsten erwartete.


Tony Woodcock: »Guten Flug! Ich komme erst am Dienstag«, sagte Brian Clough vor der Reise nach München zu uns. »Ich bin noch auf Kreta!« Das war normal. Der Mann machte nun mal gern Urlaub. Wir waren angespannt, aber nicht nervös. Wir liebten das Spiel – und standen im größten Finale, das der Fußball zu bieten hat. Leider war es an diesem Tag superschwül in München, der Föhn kam die Alpen herunter. Es gelang uns nicht, eine echte Show abzuliefern, und die Schweden haben nur gemault. Wir waren deprimiert, dass wir uns der Welt nicht als große Mannschaft präsentierten. In der Halbzeit kam Clough in die Kabine und sagte: »Kommt schon. Gewinnt einfach! Dann geht ihr schon noch in die Geschichtsbücher ein.« Und wir haben gewonnen! Die Party danach und der Empfang in Nottingham waren unvergesslich. Clough und Taylor waren nicht dabei. Wir wollten sie überreden, aber sie sagten: »Das gehört nur euch.«


Noch im Sommer verließ ich Nottingham schweren Herzens und ging nach Köln. In der Winterpause besuchte ich meine alten Kumpels bei einem Spiel. Ich wollte auf der Tribüne Platz nehmen, doch Brian Clough sagte: »Komm, du sitzt bei mir auf der Bank.« Ach, ich vermisse sie. Brian Clough und Peter Taylor. Unsere Trainer. Und diese Zeit, in der Loyalität noch eine Rolle spielte. Freundschaft. Wie damals, bei Nottingham Forest.



Stuart Astill, Fanliebe zu Nottingham Forest: Er hat seit mehr als 35 Jahren keine Ligapartie von Nottingham verpasst. Ob Heimspiel oder Auswärtsfahrt, Europapokal, Dritte Liga oder heute die Championship, der heute 63-Jährige war immer dabei.


Tony Woodcock: Woodcock begann seine Laufbahn in seiner Heimat (1955 geboren in Nottinghamshire) bei Nottingham Forest, unterschrieb dort im Januar 1974 seinen ersten Profivertrag. Zunächst konnte er sich jedoch nicht durchsetzen, doch dann (1976) berief ihn der legendäre Brian Clough in die erste Mannschaft. Für die „Reds“ (so wird nicht nur Liverpool genannt) erzielte der Stürmer in 129 Spielen 36 Tore. Mit Forest holte er den Europapokalsieger der Landesmeister (1979) und wurde Englischer Meister (1978), zudem Englands Fußballer des Jahres (Jungprofi, Spielerwahl 1978). Dann ging er für drei Jahre zum 1.FC Köln und wechselte 1982 zu Arsenal London (131, 56). 1986 ging es dann zurück nach Köln, wo er insgesamt 39 Tore in 131 Spielen erzielte. Bei Fortuna Köln (37, 5) ließ er 1990 seine Karriere ausklingen.