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Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Montag, 2. April 2012

United-Fan Shaun O´Brian kämpft gegen Manchester City!




»Wir sind die Guten« Manchester City, der reichste Fußballklub der Welt, will neben seinem Stadion ein Trainingsgelände für 120 Millionen Euro aus dem Boden stampfen. Bald ist der ganze Stadtteil Estlands in Citys Besitz. Ganz Eastlands? Nein, ein kleiner Geschäftsmann und United-Fan wagt es, dem Eindringling Widerstand zu leisten.


Shaun O´Brien, kennen sie den Comic »Asterix«? Shaun O´Brien: Ja, wieso?

Weil Ihre Geschichte stark an die des unbeugsamen gallischen Dorfs erinnert. Manchester City gehört bald der halbe Stadtteil Eastlands, bloß das Grundstück Ihrer Abschleppfirma konnte City bisher nicht kaufen. Shaun O´Brien: Jedenfalls geht Manchester City ähnlich expansiv und aggressiv zu Werke wie das römische Reich. Sie schwingen den großen Finanzknüppel und wollen alles Land im Umkreis ihres Stadions kaufen. Und da City in dieser Kommune Großinvestor ist, haben sie die Stadträte auf ihrer Seite, ebenso die Lokalzeitungen.


Manchester City will auf dem Land ein pompöses Trainingszentrum für 120 Millionen Euro hochziehen. Sie stehen City im Weg und sind pikanterweise United-Fan. Shaun O´Brien: Sie kamen zu mir und sagten: »Entweder du verkaufst uns Dein Land zu unserem Preis oder wir nehmen es uns! Wir kriegen es sowieso früher oder später.«


Wie sollten Sie es sich einfach nehmen können? Shaun O´Brien: Sie versuchen bei der Stadt eine Art Zwangsenteignung durchzukriegen mit dem Argument, dass sie eine gemeinnützige Einrichtung bauen wollen. Aus meiner Sicht ist Manchester City jedoch eine private Firma und kein Krankenhaus oder eine Schule. Der reichste Fußballklub der Welt will hier ein Luxus-Trainingszentrum aus dem Boden stampfen, um auf lange Sicht den Weltfußball zu dominieren. Das ist doch kein Gemeinnutz.


Vor allen dem United-Fan in Ihnen kann das nicht schmecken. Sie werden nicht klein beigegeben. Shaun O´Brien: Ich wollte lediglich anständige Verhandlungen. Ich bin schon lange auf diesem Land und diese Firma ist meine Pension. Ich kann doch mein Land nicht für einen Apfel und ein Ei verkaufen.


Wie viel Geld wurde Ihnen denn geboten? Shaun O´Brien: Sie haben mir lächerliche 250000 Euro angeboten. Dann könnte ich mein Land auch gleich verschenken. Carlos Tevez, der in dem letzten halben Jahr nicht mal einen Ball getreten hat, verdient bei City 300000 Euro in der Woche. Ich bin nur ein kleiner Geschäftsmann, Scheich Mansours Privatvermögen wird auf 16 Milliarden Euro geschätzt. Sie haben die Kommune und ihre Entscheidungsträger in der Tasche. Was habe ich allein für eine Chance gegen diesen übermächtigen Gegner? Meine einzige Chance waren die United-Fans.


Also riefen Sie United-Fans aus aller Welt dazu auf, Sie zu unterstützen. Wie kamen Sie auf die Idee? Shaun O´Brien: Ich erinnerte mich an die »Chelsea-Pitch-Owner«. Ken Bates, der ehemalige Chairman von Chelsea, hatte aus finanziellen Sorgen einst das Spielfeld der Stamford Bridge in kleinen Teilen an die Fans verkauft, um Pfändungen oder Enteignungen abzuwenden. Als Roman Abramowitsch Ende 2011 aus der alten Stamford Bridge in ein moderneres Stadion umziehen wollte, war das wegen des Widerstands der »Chelsea Pitch Owner« nicht möglich.

Wie haben sie diese Idee für sich genutzt? Shaun O´Brien: Weltweit gibt es unglaublich viele United-Fans. Also startete ich meine Kampagne »Unite against City!« Von meinen 1600 qm Land teilte ich etwa ein Drittel der Fläche in 5000 kleine Teile auf, von denen jedes 0,09 Quadratmeter misst. Diese kleinen Landstücke verkaufe ich für jeweils 300 Euro an United-Fans weltweit. Wir hoffen, dass auf diesem Wege ein Enteignungsverfahren umgangen werden kann. Eine Enteignung ist viel zu aufwendig, wenn es 5000 Nebenkläger gibt, die alle separat enteignet werden müssten. 


Verdienen Sie an dem Verkauf der Mini-Parzellen? Shaun O´Brien: Nein, ich wollte nie Leute ausnutzen und erst Recht keine United-Fans. Wenn wir die 5000 Stücke nicht verkaufen, die wir ungefähr benötigen, um ein Enteignungsverfahren zu entkräftigen, bekommt jeder sein Geld zurück. Die 300 Euro decken lediglich die Kosten für den Papierkram und die Urkunden. Wir kümmern uns um alles. Es ist mir sehr wichtig, dass allen klar ist, dass ich die Verantwortung trage und niemanden abzocken will. Die Abzocker in diesem Spiel stehen auf der Seite von Manchester City. Wir sind die Guten. Sollten wir scheitern, trage ich die Verantwortung und den Schaden. Entweder wir gewinnen oder ich geh pleite.


Wie läuft der Verkauf? Knacken Sie die 5000-Marke? Shaun O´Brien: Die Nachfrage ist überwältigend. Ich denke, wir werden die 5000-Marke recht leicht knacken. Besonders hat mich gerührt und erstaunt, wie viele Deutsche unter den Käufern waren – sie sind Spitzenreiter weltweit. Vor Norwegen und den USA. Die weltweite Zustimmung der United-Fans haut mich einfach um, eben haben wir an Land an United-Fans aus Australien verkauft, gestern an »Reds« aus Hongkong und Singapur.


Klingt als würde ihr Wahlspruch und Titel der Kampagne »Unite against City« greifen. Shaun O´Brien: Die Crux ist, Manchester City zu zeigen, dass man für Geld nicht alles kaufen kann. In England sagt man: »My home is my castle.« Man kann nicht einfach jemanden aus seinem Haus schmeißen, bloß weil er weniger Geld hat.

In der Hinrunde der Premier-League verlor United zuhause mit 6:1 gegen City. Ist Ihre Kampagne ein Rachefeldzug für das verlorene Derby? Shaun O´Brien: Das ist natürlich ein netter Nebenaspekt. Nachdem City uns geschlagen hatte, war das 6:1 in Manchester allgegenwärtig. Überall in der Stadt hingen Schilder. Manche Leute haben sogar ihre Telefonnummer in 016161616 usw. geändert, da die Vorwahl von Manchester mit 0161- beginnt. Hätte ich meine Kampagne am Tag nach der Niederlage gestartet, wäre ich nach einem Tag ausverkauft gewesen.

Wie wichtig ist das Stadtderby in Manchester? Ist die Rivalität zwischen City und United wirklich so groß? Shaun O´Brien: Wie meine gesamte Familie bin ich seit Kindertagen United-Fan und das Derby hatte schon immer eine besondere Bedeutung. Im Alltag kommen »Reds« und »Blues« friedlich miteinander aus, aber am Tag des Derbys ist es wie in Glasgow bei den Rangers und Celtics. Zum Glück gab es lange keine Ausschreitungen mehr am Rande des Spiels, denn meiner Meinung nach treiben es manche Leute einfach zu weit: Ich bekomme seit meiner Kampagne Morddrohungen von City-Fans, meine Adresse wurde in einem City-Forum veröffentlicht und meine Familie wurde bedroht.