Stiles, 15 Jahre alt, poliert zu diesem Zeitpunkt die Fußball-Schuhe eines der Opfer, Eddie Colman. In der Kabine hört der junge Nachwuchsspieler gemeinsam mit seinen Kumpels von dem Unfall in Deutschland. Keiner denkt ernsthaft daran, dass einem seiner Idole etwas Schlimmes passiert sein könnte. »Wir haben noch gescherzt und gesagt: ´Na hoffentlich hat sich keiner ein Bein gebrochen!´« Erst im Bus auf dem Heimweg liest der Teenager in der Zeitung vom Ausmaß der Tragödie. »In diesem Moment geriet die Welt für mich aus den Fugen. Niemand von ihnen konnte doch einfach tot sein, schon gar nicht Coly!« Als Stiles vor dem Haus seiner Eltern aussteigt, weiß er, dass keiner da ist. Er geht in die Kirche – und betet mit Freunden, Verwandten, Nachbarn. »Ich weiß nicht mehr, wie lange ich auf den Kirchenbank gehockt habe.« Die nächsten Wochen erstickt die Stadt fast in Trauer. »Es schien so, als wäre das einzige, was wir in den Tagen machen würden, zu Beerdigungen zu gehen.« Der junge Nobby hilft als Messdiener aus, nur nicht bei der Bestattung seines Idoles. »Coly war tot, es war unfassbar. Ich war der gewesen, der seinen Schuhen den letzten Glanz gegeben hatte.«
Doch natürlich geht das Leben weiter. Und auch die Karriere des Fußballers Nobby Stiles. United hat jetzt genügend Bedarf an jungen Talenten, die sich beweisen wollen und Stiles nutzt die Chance. Bald ist er aus der Mannschaft der »Reds« nicht mehr weg zu denken, 1965 folgt die Belohnung in Form einer Einladung zur Nationalmannschaft. Nur ein Jahr später steht Stiles in der Stammelf der englischen Auswahl bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Ein unglaublicher Aufstieg. Und die Welt kann nicht glauben, wer da in Englands Defensive steht: Ein kleiner Kerl mit wenig Haar und glasigen Augen, dem zu allem Überfluss auch noch die halbe obere Zahnreihe fehlt. Einem kernigen Zweikampf Jahre zuvor sei Dank. Der deutsche WM-Teilnehmer Willi Schulz sieht Stiles und denkt: »Die Zähne im Zweikampf zu verlieren, gehört eben zum guten Ton auf der Insel.« Seinen Zahnersatz lässt »the toothless midfielder« gleich in der Kabine, seinen Gegenspieler rauscht nun ein furchterregender Terrier entgegen, in dessen Mundraum sich scheinbar nur Zahnfleisch befindet. Sein größtes Spiel bei dieser WM hat Stiles im Halbfinale gegen Portugal. Als Gegenspieler darf er Eusebio, »die schwarze Perle« begrüßen – und tut das auf seine Art. 90 Minuten lang tritt er dem besten Spieler des Turnier (»ein unfassbarer Athlet!«) die Hacken wund, Eusebio gelingt lediglich ein Elfmetertor, doch England gewinnt mit 2:1 und steht im Finale.