»Wir kamen auf den Rasen und dann sah ich diesen kleinen Kerl, der ständig den Kopf recken musste, um durch seine Hartschalen richtig zu sehen«, erinnert sich Willi Schulz an das Endspiel. Schulz, 1966 ebenfalls kein Kind von Traurigkeit (»Jeder wusste, dass es in meiner Nähe weh tun würde«), attestiert Stiles auch 44 Jahre später »fantastisches Zweikampfverhalten und die Fähigkeit ein Spiel in seinen Einzelheiten zu erkennen.« Die Engländer gewinnen in einem legendären Duell, Stiles hat mit monumentalen Grätschen seinen Teil dazu beigetragen. Schulz klatscht Beifall: »Der Bessere bleibt eben über.« England triumphiert und die Stars um den genialen Bobby Charlton und den stets eleganten Bobby Moore stemmen artig den Jules-Rimet-Cup in die Höhe. In Erinnerung bleibt Fußball-England allerdings ein anderes Bild: Wie der zahnlose Nobby Stiles den goldenen Pokal auf seinem kahlen Schädel balanciert und ein irres Tänzchen auf den Rasen des Wembley-Stadions vollführt. Das Foto mit dem tanzenden Knochenbrecher ist heute eines der berühmtesten Bilddokumente der britischen Fußball-Geschichte. »Dabei bin ich eigentlich ein ganz furchtbarer Tänzer«, wird Stiles Jahre später in einem Interview mit der BBC verraten. 32 Jahre nach dem WM-Triumph singen Skinner und Baddiel im legendären Gassenhauer »Three Lions« zur Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich: »We can dance Nobby´s dance, we can dance it in france.«
1966 ist Nobby Stiles auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Nie wird er wieder so erfolgreich spielen wie in diesem WM-Sommer. 1968 ist Stiles bei der Europameisterschaft im englischen Kader, kommt als Ersatz von Alan Mullery aber nur zu einem Einsatz im bedeutungslosen Spiel um Platz drei gegen die Sowjetunion. Zwei Jahre später darf er mit nach Mexiko, doch Nationaltrainer Ramsey lässt ihn nicht eine Minute spielen. 1971, nach 392 Spielen für Manchester United, verkauft ihn der Klub für 20.000 Pfund zum FC Middlesbrough, später wird er Trainer bei Preston North End, noch später sogar Mitglied der Rentner-Liga NASL in den USA. Die aktive Karriere von Nobby Stiles klingt bei einem Team aus, dass den schwachsinnigen Namen »Vancouver Whitecaps« trägt.