FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Freitag, 3. Dezember 2010


Der TV-Experte Gary Lineker war nämlich mal der Torjäger Gary Lineker. Ein dünner Hering mit großen Ohren und breitem Grinsen, der meistens ganz einfache Tore erzielte. Keine Jahrhundertdribblings, keine epischen Volleykracher, keine fischerschen Fallrückzieher. Und wo, bitteschön, ist das nun geheimnisvoll und sexy? Nun ja, Lineker stand einfach immer richtig. Immer da, wo der Ball hinkullerte, hinflog, in welche Richtung er auch abprallte. Wie hat er das nur gemacht? Es bleibt das große Geheimnis aller Jäger und Sammler dieser kleinen unscheinbaren Tore. Fragt Gerd Müller, er wird mit den Schultern zucken. Fragt Ulf Kirsten, er wird wahrscheinlich wütend mit den Schultern zucken. Fragt Gary Lineker, er wird wahrscheinlich eine Tüte Chips spendieren, sanft lächeln und dann mit Schultern zucken. Dieses von Gott oder irgendeiner höheren Fußball-Macht an ausgewählte Stürmer vergebene Talent der geistigen Vorahnung, wird niemals mit Statistiken, nackten Zahlen oder schicken Tabellen erklärt werden können. Gott sei Dank.


Lineker gehört ohne Zweifel in eine Reihe mit den größten Torjägern des Weltfußballs. Bei der WM 1986 in Mexiko schoss er sechs Tore, gewann den »Goldenen Schuh« als (billiges) Trostpflaster für das tragische Viertelfinal-Aus gegen Argentinien und machte damit immerhin seinen alten Herren ein bisschen reicher. Der hatte, ob aus väterlicher Liebe oder kalkulierender Expertenansicht, auf seinen Sohn als besten WM-Torschützen gesetzt. Und gewonnen. »1986 war mein persönliches Jahr Null«, sagt Lineker heute. Denn plötzlich kennt ihn die ganze Welt. Doch als er durch mexikanische Strafräume räuberte, da war er schon eine große Nummer in seinem Heimatland. Für Leicester City hatte er sein Profi-Debüt geben dürfen und das mit einer ordentlichen Latte an Toren gedankt. Für den FC Everton spielte er genau 52 Spiele – und netzte 38 Mal ein. Und nun Mexiko, viel Hitze, Höhenluft, Argentinien, Maradona, noch mal Maradona. »Sein erstes Tor war eine Lüge«, sagt Lineker, »aber der zweite Treffer war so wunderschön, ich hätte beinahe angefangen zu applaudieren.« Vermutlich hätten seine Landsleute ihm auch das verziehen.