West Bromwich vs. Wolverhampton - Schwarzes Land
"The Black Country" nennt sich das Gebiet nördlich und westlich von Birmingham, weil der Kohlebau hier einst besonders intensiv betrieben wurde. Über das "Black Country Derby" zwischen West Bromwich Albion und den Wolverhampton Wanderers wird heutzutage wenig berichtet, schließlich spielen beide Vereine schon länger nicht mehr in der Premier League. Trotzdem ist es immer noch ein Klassiker – und mit Sicherheit das exzentrischste aller englischen Derbys.
Die Fans der Wolverhampton Wanderers nennen sich die "Wolves", was noch ziemlich einleuchtet. Aber das "Black Country" ist nicht nur für seine Rohstoffreserven berühmt, sondern auch für den merkwürdigen Akzent, der hier gesprochen wird. "Yow am" sagt man hier anstatt von "You are", und die Menschen aus Birmingham nennen die Leute vom Land deswegen die "Yam Yams".
Die Anhänger von West Brom heißen "the Baggies", wofür der Grund schon sehr unklar ist; wahrscheinlich hat es etwas mit der luftigen ("baggy") Kleidung der Fabrikarbeiter in der Gegend zu tun. Wolves-Fans haben unter "Baggies" wiederum andere Namen: "The Tatters" (in etwa: "Die Zerfledderten") oder "The Dingles", benannt nach einer unsympathischen Familie aus der Soap-Opera "Emmerdale". Am unbegreiflichsten ist wohl der Schlachtruf von West Brom: "Boing Boing Baggies", singt man hier. Dabei hüpfen die Fans auf und ab und schütteln wie wild mit den Armen um sich.
Noch eine Eigenheit des "Black Country Derbys": Beim Einmarsch der rivalisierten Teams ertönt in beiden Stadien traditionell ein erstaunlich grooviger Rocksteady-Track namens "The Liquidator" von der jamaikanischen Ska-Combo Harry J. Allstars aus dem Jahr 1969. Seit Ende der achtziger Jahre hat die örtliche Polizei immer wieder versucht, diesen Song zu verbieten – weil er "obszöne und verletzende Fangesänge" zwischen den beiden Lagern ermutige. "The Liquidator", das sei angemerkt, ist eine Instrumental-Nummer.
Bei so vielen Wortspielereien und bizarren Ritualen ist es erstaunlich, dass im "Black Country" auch noch Fußball gespielt wird. Neben unzähligen heiß umfochtenen Ligaspielen trafen sich die Lokalrivalen erstaunlich oft im Ligapokal. Von zehn dieser Begegnungen gewannen die Wolves zwar nur eines (1949), holten damals aber auch den Pokal.
"In den vergangenen Jahren hat es sich gelohnt, ein West-Brom-Fan zu sein", so Iain Bate, Webmaster der Fansite West Bromwich Albion Mad. Vorige Saison gewannen die "Baggies" vier Mal gegen die "Wolves": Zwei Mal in der Liga, zwei Mal in den Playoff-Spielen. West Brom spielte dann im Finale gegen Derby County um den Aufstieg, verlor aber 0:1 und darf sich deswegen diese Saison auf ein Wiedersehen mit den "Dingles" aus Wolverhampton freuen.
Der Begriff "Derby" hat natürlich mit der Stadt Derby zu tun. Wahrscheinlich aber nichts mit dem Fußball, der dort gespielt wird: Schon 1780 eröffnete der zwölfte Duke von Derby ein Pferderennen, das als "The Derby" bekannt wurde.