FOOTBALL`S COMING HOME... UNSER GELIEBTER FUßBALL AUS DEN UNTEREN LIGEN


Berichte über unseren geliebten Amateur-Fußball aus dem Herzogtum Lauenburg, der Hansestadt Lübeck und der Verbandsliga Süd-Ost... und natürlich aus dem Mutterland des Fußballs...

Sonntag, 25. April 2010


Einzig in Montpellier glaubte man noch an ihn und war bereit, über seine Wutausbrüche hinwegzusehen. Zum Dank schenkte er dem Verein den französischen Pokal. Auch Michel Platini sah, dass Eric Cantona ein genialer Spieler war. Er war ja selbst einer gewesen und holte ihn in die Nationalmannschaft zurück. Für Cantona kein Grund zur Demut: Er prügelte sich in der Kabine mit einem Mannschaftskameraden, der ihm blöd kommen wollte, und wurde erneut gesperrt. Wenn aber der Ball in der Nähe war, killte der junge Killer derart konsequent, dass Marseille ihn zurückholte. Dort wurde er Meister und Pokalsieger, musste sich aber nach einer schweren Knieverletzung hinter dem Altmeister Klaus Allofs anstellen. Das hielt er nicht aus und ging zum Ligarivalen Olympique Nimes. Alsbald folgte der nächste Ausraster: Er warf einem Schiedsrichter den Ball ins Gesicht und wurde für einen Monat suspendiert. Zuviel für ihn: Er bezeichnete die Sportrichter als »Idioten«. Als man die Strafe daraufhin verdoppelte, erklärte er seinen Rücktritt vom aktiven Fußball - mit nur 25 Jahren.


Oft, zu oft hat Eric Cantona in seiner Karriere die Contenance verloren. Oder hatte er sie niemals besessen? Hätte er damals die Brocken tatsächlich hingeschmissen, man die Franzosen würden sich wohl an ihn erinnern, wie wir uns hierzulande an Wolfram Wuttke, an Andreas Sassen vielleicht oder an Jan Simak - Spieler allesamt mit riesigem Potenzial, die aber abseits des Platzes solche Schwierigkeiten hatten, dass sie uns nicht als Champions im Gedächtnis bleiben, sondern als Gescheiterte. Es ist wiederum Michel Platini zu verdanken, Cantonas großem Förderer, dass es dazu nicht kam. Er überredete ihn weiterzumachen und fädelte einen Wechsel nach England zu Leeds United ein. Und dort begann jenes zweite Kapitel, an dessen Ende Cantona eben nicht in der endlosen Liste der Abgebrochenen stand. Vielmehr stieg er auf zu den genialen Grenzgängern des Spiels, zu Garrincha, Best und Maradona.