Der 11. Mai 1985 sollte als Feiertag in die Geschichte der englischen Stadt Bradford eingehen – und endete mit einer der schlimmsten Katastrophen der Fußball-Geschichte. 56 Menschen starben beim »Valley Parade Fire Disaster«.
Schönes Wetter sind die Einwohner von Bradford nicht gewöhnt. Hier, im Norden Englands, ist das Klima rau und der Regen ein ständiger Besucher. Am 11. Mai 1985 scheint die Sonne, die Luft ist warm. Ein wunderschöner Tag! Wie passend, denn die Stadt hat etwas zu feiern: Der Bradford City Football Club hat sich den Titel der Third Division gesichert, 48 Jahre lang hat die Stadt hungern und dursten müssen – jetzt werden die »Bantams« wieder in der Second Divison spielen. Und die halbe Stadt hat sich vorgenommen, das heute, an diesem sonnigen 11. Mai 1985, zünftig zu feiern. Auch Joyce Reisner ist auf dem Weg ins Valley Parade Stadion. Die 55-jährige Britin ist im sechs Meilen entfernten Wilsden geboren Für diesen besonderen Tag ist sie extra aus Hamm in Westfalen angereist. Gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Sabine Zech und Dezernent Reinhard Stadali ist sie eine von drei Ehrengästen aus Bradfords Partnerstadt in Deutschland. Joyce war ein Schulmädchen, als sie auf einem deutsch-englischen Schüleraustausch Jockel Reisner kennenlernte – aus der Jugendliebe wurde eine Verbindung fürs Leben, das Paar hob später die Städtefreundschaft zwischen Bradford und Hamm aus der Taufe. Am 11. Mai ist sie wieder in der Heimat. »Das Wetter war herrlich und die ganze Stadt war in Volksfeststimmung. Jeder wollte zu diesem Spiel im Valley Parade.« Joyce Reisner und ihre deutschen Begleiter gehören zu den letzten Gästen, denen der Klub Tickets hinterlegt.