Reisner und ihre Begleiter rennen. Die plötzliche Hitze hatte Scheiben im Klubhaus splittern lassen, die Menschen werden panisch. Ein junger Steward weist dem Trio aus Hamm einen Weg in die Freiheit. Im Laufschritt erreichen sie schließlich den Platz vor dem Stadion, sie rennen weiter. Das Klubhaus steht in Flammen. »Mein Mann hat mich in Hamm immer zum Joggen mitgenommen. Später haben wir gewitzelt: Er hat mir das Joggen beigebracht, damit ich aus dieser Hölle flüchten konnte.« Schwarzer Humor gegen die Erinnerungen. Viele ihrer Tribünennachbarn hatten nicht mal die Chance zu flüchten – das gewaltige Feuer hatte ihre Körper auf den Plastikstühlen fest geschmolzen. Martin Fletcher ist noch auf der Tribüne. Wo ist seine Familie? Er brüllt nach seinem Vater und bekommt keine Antwort. Ein Pulk von Menschen reißt den zwölfjährigen Fußball-Fan mit und findet endlich einen offenen Ausgang. Inmitten von panischen Körpern wird Martin auf den Rasen gespült und damit in Sicherheit. Einige Fans brennen an Haaren und Jacken, sie wälzen sich wie Käfer auf dem Rasen. Einige Meter entfernt schlendert ein alter Mann durch den Strafraum. Er steht komplett in Flammen. Andere Fans stürzen sich auf die menschliche Fackel und versuchen mit ihren Jacken das Feuer auszuschlagen. »Er sah aus, als würde er einen kleinen Spaziergang machen«, berichtet später ein Augenzeuge unter Tränen, »er schien einfach nicht zu realisieren, was mit ihm geschah.« Die TV-Kameras filmen die unwirkliche Szenerie, die Bilder gehen live in das ganze Land. Alle Hilfe kommt zu spät – der Mann stirbt Stunden später im Krankenhaus an seinen schweren Verbrennungen. Martin Fletcher sieht die Szene nicht. »Gleich als wir in Sicherheit waren, wurde uns gesagt, dass jeder auf der Tribüne erfolgreich hätte fliehen können.« Zwei Tage später werden vier weitere Leichen identifiziert. Es sind Andrew, Edmond, John und Peter Fletcher.
Christopher Hammond hat Glück – er sieht seinen Vater lebendig wieder. Nachdem er seinen Sohn wie einen Rucksack über die Bande geworfen hatte, rettet sich auch Tony Hammond. »Ich war mir sicher, dass mein Haar in Flammen stehen würde. Ich schrie Chris an, er solle es löschen, aber er sagte mir: ´Dad, du brennst nicht.´.« Das Vater-Sohn-Pärchen verlässt den Ort des Schreckens. Die Luft stinkt nach Qualm und Tod. Als sie zu Hause ankommen, treffen sie auf die völlig ahnungslose Mutter. »Sie hatte das Spiel nicht gesehen und wusste nicht, was los war.« Tony muss ins Krankenhaus, einige Verbrennungen sind doch zu stark. Im Warteraum fragt er seinen Nebenmann nach dessen Verletzungen. »Er erklärte mir, dass er seine Brille nicht mehr bewegen könne. Sie sei ihm durch die Hitze in Nase und Ohren eingeschmolzen.« Tony Hammond verlässt das Krankenhaus wieder. »Spätestens da merkte ich, wie viele Menschen die ärztliche Hilfe nötiger hatten als ich.« Am Ende zählen die Helfer mehr als 265 zum Teil schwer verletzte und zur Unkenntlichkeit verbrannte Personen. Im Stadion sucht Bradford-Spieler Stuart McCall noch immer seinen Vater. Endlich findet er ihn. Schwer verwundet, einen notdürftigen Verband um den Kopf, Arme und Brust. Aber er lebt.