Um 15 Uhr Ortszeit pfeift Schiedsrichter Don Shaw die Partie an. Lincoln City ist zu Gast in Bradford. Auch auf dem Rasen herrscht Stimmung wie auf einem Betriebsausflug. Für Lincoln ist die Saison ebenfalls vorzeitig beendet, der sichere Mittelfeldplatz bedeutet die Erfüllung sämtlicher Saisonziele. Es geht um nichts mehr. Die Kassen zählen 11.076 Zuschauer, doppelt so viele wie beim bestbesuchten Spiel der gesamten Saison. Bradfords Kapitän Peter Jackson, ein Sohn der Stadt, stemmt vor den johlenden Massen die Champions Trophy. Die Mannschaft entrollt ein Spruchband: »THANK YOU FANS!« und läuft eine Ehrenrunde. Stuart McCall ballt die Faust und grüßt seinen Vater auf der Haupttribüne. Vater McCall platzt fast vor Stolz. Mit ihm sitzen an diesem Nachmittag noch 3000 andere Menschen auf der hölzernen Tribüne. Joyce Reisner ist eine von ihnen. »Um uns herum waren vor allem Familien. Kleine Kinder, Frauen, alte Männer. Viele von ihnen waren das erste Mal in einem Fußball-Stadion.« Heute sind sie alle da. Wie Martin Fletcher, 12 Jahre alt. Neben ihm sitzt der ganze männliche Fletcher-Clan. Sein Bruder Andrew, Vater John, Onkel Peter und Eddie, Martins Großvater. Die Fletchers stampfen mit ihren Füßen auf die Holz-Bohlen, als das Spiel beginnt.
Das Valley Parade Stadion ist für europäische Groundhopper ein echter Hingucker. Seit der Fertigstellung 1911 hat sich am Valley eigentlich nichts geändert. Die Haupttribüne, ein hölzerner Koloss, gehört zu Bradfords Wahrzeichen. Anfang der achtziger Jahre werden allerdings Warnrufe laut, das Stadion sei längst überfällig für eine Renovierung. Fans bemängeln, dass der Klub keine Mülleimer auf der Tribüne aufgestellt hat. Der Abfall vieler Spieltage hat sich unter der hölzernen Konstruktion angehäuft. Im Juli 1984 fordert ein Team aus Bauinspekteuren den sofortigen Umbau. »Eine unachtsam weggeworfene Zigarette könnte ein Feuer auslösen.« Die Antwort heißt Stahl. Gleich nach Saisonende will der Aufsteiger mit den Renovierungsmaßnahmen beginnen. Die Träger für die Haupttribüne liegen schon bereit, gleich neben dem Parkplatz. Aber am 11. Mai 1985 soll keine Baustelle, kein Absperrband die Party zerstören. Den größten Vereinserfolg seit fast 50 Jahren will man auf der historischen Bühne feiern.