SV Heringsdorf – Oldenburger SV 0-1
Mit einem traumhaften Volleyschuss aus 16 Metern, der unhaltbar im Tordreieck einschlug, entschied Marc Gottorf (88.) ein wenig hochklassiges, aber stets spannendes Ostholstein-Derby in der Verbandsliga Südost zwischen dem SV Heringsdorf und dem Oldenburger SV, das nicht unverdient mit 0:1 (0:0) endete. Gottorf beendete mit diesem Schuss auch die bisherige Erfolgsserie der Ruge-Elf, die zuletzt vier Siege in Serie holte. Die Hände reiben durfte sich Sonntagnachmittag zunächst einmal der Kassierer des Aufsteigers, der 310 zahlende Fans um ihr Eintrittsgeld erleichtern konnte. Eine prächtige Kulisse bei herrlichstem Fußballwetter. Fußballerische Leckerbissen hatten aber Seltenheitswert. Zu sehr prägte Hektik das Spielgeschehen, das aber nie unfair geführt wurde. Zur zerfahrenen Partie leistete der wenig Souveränität ausstrahlende Unparteiische seinen Beitrag. Ausdruck dessen waren elf gelbe und zwei vertretbare gelb-rote Karten.
Vor allem die Platzherren haderten mit dem Spielleiter, sie fühlten sich benachteiligt, was sie dem Mann im leuchtend roten Dress auch munter mitteilten. Die Folge: Gelb gegen Florian Albrecht wegen Meckerns (35.) und Gelb-Rot nach anschließendem Foulspiel gegen Philip Nielsen (42.). Da erhielten die Heringsdorfer Aussichten auf einen weiteren Dreier schon frühzeitig und vorentscheidend einen Dämpfer. Ohnehin hätte wohl schon einiges zusammenkommen müssen, hätte es zum Sieg reichen sollen, denn nach vorn fehlte es den Blau-Weißen an der nötigen Durchschlagskraft. Vor allem im Angriffszentrum konnten sich Enis Gashi und auch Marcel Gebert nicht gegen die abgeklärten und kaum Unsicherheiten zeigenden Defensivstrategen Maik Lindhorst und Alexander Hasler durchsetzen. Mit geschicktem Körpereinsatz blieben sie zumeist Zweikampfsieger.
So kam OSV-Torwart Marcel Heisler kaum einmal in Verlegenheit. Die einzig nennenswerte Tormöglichkeit hatte der stark aufspielende Manndecker Hauke Marbach (10.), der bei einem Freistoß von Sascha Meyer aufgerückt war, einen Kopfball aber nicht richtig platzieren konnte. Ähnlich war es Alexander Hasler (8.) auf der anderen Seite ergangen, als er einen Eckball knapp verpasste. Ansonsten gab es bis zum Pausenpfiff von beiden Seiten nicht viel Produktives zu sehen.
Zum Pausentee war SVH-Coach Wolfgang Ruge gezwungen umzustellen. Mit Marcel Gebert opferte er eine zweite Spitze, während er den gelb-rot-gefährdeten Marco Fuss vor dem wichtigen Spiel gegen den TSV Siems (Mittwoch) für den genesenen Björn Wölk vom Feld nahm. Und mit etwas Glück wäre dem Gastgeber fast noch der Führungstreffer gelungen, als sich Christian Heinritz (48.) auf links durchsetzte und sein von der Grundlinie getretener Flankenball sich im langen Eck hinter Marcel Heisler gegen den Innenpfosten senkte, aber zurück ins Feld sprang. Zu mehr reichte es für die Platzherren, die mit zunehmender Spieldauer immer weiter zurückgedrängt wurden, nicht. Nach knapp einer Stunde dann eine kuriose Aktion, als Marko Kohlscheen bei einem Flankenball mit der Hand zum Ball ging und der Pfiff ertönte. Pfiff und Elfmeter, eigentlich eine klare Sache – doch zuvor hatte der Assistent die Fahne hoch und auf Abseits entschieden, sodass es mit Freistoß für den SVH weiterging. Da musste Marko Kohlscheen tief durchatmen.
In der Schlussphase brannte es dann doch einige Male im SVH-Strafraum, in dem die OSV-Angreifer entweder nicht den Überblick behielten oder aber SVH-Torsteher Christian Duborg im Wege stand, wie bei Schüssen von Felix Wenn (79.) und Maik Lindhorst (84.). In der 87. Minute wurde es dann noch übersichtlicher in Reihen der Platzherren, als Americo Antunes (87.) Philip Nielsen von den Beinen holte und ebenfalls per Ampelkarte vorzeitig zum Duschen geschickt wurde. Wenig später dann der Auftritt von Marc Gottorf, der nach einem der gefürchteten Reise-Einwürfe in Strafraumhöhe in Schussposition kam, nicht lange fackelte und die Lederkugel ins SVH-Tor hämmerte. Da hatte er allen Grund zum Jubeln. Er entledigte sich seines Trikots, zeigte seinen bunt tätowierten Körper und holte sich wegen dieser Jubelarie noch einmal Gelb ab. Ebenso Björn Wölk, Marko Kohlscheen und Hauke Marbach, die dem Unparteiischen in der Nachspielzeit noch einige Texte zu erzählen hatten.
Dann war Schluss. Die Heringsdorfer haderten mit dem Unparteiischen, fühlten sich benachteiligt, während OSV-Coach Andreas Brunner einen hochverdienten Erfolg seiner Elf gesehen hatte.
Die Grundlagen für ein packendes Derby waren gegeben. Der Wettergott sorgte für fast sommerliche Temperaturen und lockte somit 310 zahlende Zuschauer an den „langen Acker“. Doch ein Fußballfest sollte es leider nicht geben. Über die gesamte Spielzeit boten beide Teams eine zerfahrene Partie mit wenigen Torchancen, einzig vereinzelte Standartsituationen sorgten für Gefahr. In der kampfbetonten Partie, allein zehn gelbe Karten auf Seiten der Gastgeber, hatten Enis Gashi und Hauke Marbach nennenswerte Möglichkeiten für die Hausherren. Gashi schoss knapp am Pfosten vorbei, Marbach scheiterte mit einem Kopfball. Beim OSV konnten Mario Markmann und Felix Wenn ihre Kopfbälle nicht ins Tor bugsieren. Nachdem Florian Albrecht nach 40 Minuten mit gelb/rot wegen Meckerns vom Platz musste, begann die Ruge-Elf die zweite Halbzeit deutlich defensiver. Doch Oldenburg konnte diesen Vorteil nicht nutzen und alles sah nach einem Unentschieden aus. Als Americo Antunes (85., gelb/rot, Foulspiel) ebenfalls vorzeitig zum Duschen musste, mauerte sich der SVH hinten komplett ein. Doch am Ende wurde ihr leidenschaftlicher Kampf nicht belohnt. Eine Flanke von Christian Reise klärte Marbach in höchster Not, doch sein Kopfball landete unglücklich bei Marc Gottorf, der den Ball direkt per Drehschuss aus sechzehn Metern in den Winkel zum Sieg drosch.
Heringsdorf: Duborg – Kohlscheen, Rosenthal, Antunes, Marbach – Albrecht, Fuss (46. Wölk), S. Meyer, Gebert (46. Heinritz) – Gashi, Ruske.
Oldenburg: Heisler – Petyrek (60. Rateyczak), Buck, Hasler, Lindhorst – Nielsen, Reise, Wenn, Lammert – Gottorf, Markmann.