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Mittwoch, 14. Oktober 2009

Fußball-Randale bei D-Klassen-Spiel in Lübeck


Lübeck - Über 30 Polizisten verhinderten am Sonntag Ausschreitungen bei einem Fußballspiel der untersten Liga. Rechte Randalierer provozierten linke Fans. Experten sprechen von einer neuen Dimension.


Die Gewaltbereitschaft beim Fußball hat ein neues Ausmaß erreicht. Bei einem Spiel der Kreisklasse D zwischen Roter Stern Lübeck und VfB Lübeck III konnten am vergangenen Sonntag nur aufgrund eines massiven Polizeieinsatzes schwere Ausschreitungen verhindert werden. Der vor einem Jahr gegründete Verein Roter Stern Lübeck, der sich selbst den „etwas anderen Fußballclub“ nennt, empfing auf dem Platz Holstentor Süd die dritte Herrenmannschaft des VfB Lübeck. Nach Polizeiangaben schauten rund 200 Besucher zu, davon 50 Zuschauer, die die Polizei dem linksalternativen Spektrum zurechnet, sowie 70 bis 80 Anhänger des VfB. Unter diese hatten sich etwa 30 polizeibekannte gewaltbereite Personen gemischt.


Zu Beginn des Spiels kam es zu vereinzelten Böllerwürfen aus der Anhängerschaft des VfB. Nach Augenzeugenberichten wurden die Spieler von Roter Stern während des Spiels beleidigt und bedroht. In der Halbzeit gingen etwa 20 Hooligans über das Spielfeld und provozierten die Fans von Roter Stern. „Körperliche Übergriffe konnten die mittlerweile über 30 eingesetzten Polizisten verhindern“, so ein Polizeisprecher. Kurios: Nachdem die Hooligans von den Polizisten zurückgewiesen worden waren, bepöbelten sie die Fans des VfB, die sich ihnen nicht anschließen wollten. Das berichtet Timo Neumann, Marketingleiter der Grün-Weißen. Er war persönlich bei der Partie anwesend. „Das waren etwa 20 Hooligans, die nur wegen Roter Stern da waren. Diese Leute haben mit dem VfB nichts zu tun“, erklärt der ehemalige Kapitän des VfB Lübeck.


Millo Dohmen, Vorsitzender von Roter Stern: „Die Situation war bedrohlich, auf unserer Seite standen auch Frauen und Kinder.“ Auch nach Spielschluss sei die Mannschaft bedrängt worden, berichtet Dohmen. „Auf eine unserer Betreuerinnen wurde eine Flasche geschmissen.“ Nach Spielende haben laut Polizei „35 Problemfans des VfB“ an der Ecke Hansering/Wendische Straße auf linke Fans gewartet. Die Beamten haben ein Aufeinandertreffen verhindert und die Anhänger von Roter Stern so lange begleitet, bis keine Übergriffe mehr zu befürchten gewesen seien.


Der VfB Lübeck distanziert sich ausdrücklich von den gewaltbereiten Gruppierungen. Wie Timo Neumann sagt auch VfB-Präsident Wolfgang Piest: „Das sind nicht unsere Fans. Die organisierten Fangruppen des VfB wollen genau solche Szenen nicht.“ Der Fußball werde für politische Auseinandersetzungen missbraucht. Es sei mittlerweile aus dem ganzen Bundesgebiet bekannt, dass rechte Gruppierungen Spiele mit der Beteiligung von Roter-Stern-Vereinen zu Provokationen nutzen würden. Lars Ulrich, zweiter Vorsitzender des Fankreises VfB, spricht von einer „Minderheit aus dem politisch rechten Spektrum“. Randale auf Fußballplätzen ist nichts Neues, aber dass jetzt schon unterklassiger Fußball als Bühne für politische Auseinandersetzungen genutzt wird, überrascht auch Experten. „In Schleswig-Holstein ist das ein neues Phänomen“, sagt Tim Cassel, Präventionsbeauftragter des Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verbandes. „So etwas habe ich in den unteren Klassen noch nicht erlebt“, sagt Polizeisprecher Detlef Riedel. Die Polizei kündigte Gespräche mit Vertretern beider Vereine an. (Quelle: www.ln-online.de)